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Er. 58. HEIDELBERGER 1854.
JAHRBÜCHER DER LITERATUR.

Haukeli Franz Arago’s sümwit!ie!se Werke.

(Schluss.)
„Wie grossen Täuschungen ist man leider in Folge der bür-
gerlichen Zerwürfnisse ausgesetzt, wenn man aus dem, was ge-
schehen sollte, auf das, was geschehen wird, schliessen will! —
Wie viele kleinliche Umstände, klägliche Interessen, widersprechende
Elemente mischen sich oftmals in die einfachsten Dinge und tragen
den Sieg davon über unbestreitbare Rechte!“ sagt Arago bei Er-
wähnung des Umstandes, dass Fresnel bei Bewerbung um eine
Stelle von dem besetzenden Minister zuvor um sein politisches
Glaubensbekenntniss gefragt wurde — und weil dieses nicht ent-
sprach, die Stelle nicht erhielt. Und mit Recht fügt Arago noch
hinzu: „Dann durfte ein guter Bürger fürchten, dass unsere Zukunft
nicht ohne Stürme bleiben werde.“
In der Gedächtnissrede auf Young sagt Arago, weil jener
die mühevolle aber unabhängige Laufbahn des Gelehrten den gol-
denen Kelten des Staatsdienstes vorzog: „Ehre sei ihm dafür! Möge
sein Beispiel so manchen jungen Männern zur Lehre dienen, welche
sich von ihrem edlen Beruf abwenden lassen, um sich der Regie-
rung zu Dienste zu stellen; mögen sie, das Auge in die Zukunft
gerichtet, für die eitle und noch dazu so vergängliche Befriedigung,
die sie darin finden mögen, einen Hof von Bittstellern um sich zu
sehen, nicht die Beweise der Achtung und Dankbarkeit opfern, mit
denen das Publikum selten verfehlt, wissenschaftliche Arbeiten
böhern Ranges zu lohnen“, worauf die Worte Napoleon’s fol-
gen: „Ich würde, wäre ich nicht Obergeneral und Werkzeug des
Geschickes für ein grosses Volk geworden, nicht durch Bureaux
und Salons gelaufen sein, um mich in die Abhängigkeit von irgend
einem Minister oder Gesandten zu begeben. Nein, nein! ich hätte
mich auf das Studium der exacten Wissenschaften geworfen. Ich
hätte die Bahn der Galilei, der Newton verfolgt. Und weil ich
stets in meinen grossen Unternehmungen glücklich gewesen bin,
wohlan, so würde ich mich auch durch wissenschaftliche Leistungen
ausgezeichnet haben. Ich würde die Erinnerung schöner Entdeckun-
gen zurückgelassen haben. Kein anderer Ruhm hätte meinen Ehr-
geiz locken können!“
Weiter sagt Arago von Young: „Wie alle, welche in die
tiefsten Tiefen der Wissenschaft eindringen, ist er von der Menge
verkannt worden; aber der Beifall mehr als eines Mannes von höhe-
rer Bedeutung hätte ihn entschädigen kön nen. In solchen Dingen
darf man die Stimmen nicht zählen; es ist weiser, sie zu wägen.“
LXYII. Jahrg. 6. Doppelheft. 58
 
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