Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Nr. 50. HEIDELBERGER 1854.
JAHRBÜCHER DER LITERATUR.

Kurze Anzeigen,

(Schluss.)
Die bedeutendste der Reisen L. v. Buch’s war aber der Untersuchung
vulkanischer Phänomene auf den kanarischen Inseln gewidmet; am 31. März
1815 schifTte er sich zu Spithead ein und kehrte am 8. December dahin zurück.
Äusser zahlreichen Abhandlungen enthält sein umfangreiches Werk: Physika-
lische Beschreibung der kanarischen Inseln (Berlin 1825), die Er-
gebnisse seiner wichtigen Forschungen, welche der Vulkanen-Lehre einen neuen,
gewaltigen Aufschwung verliehen.
Die häufigen Wanderungen durch die verschiedensten Gegenden Deutsch-
lands, auf welchen er die Verbreitung der Formationen mit grösstem Eifer ver-
folgte, setzten L. v. Buch bereits im Jahre 1826 in Stand, eine geognosti-
sclie Karte von Deutschland in 42 Blättern herauszugeben. Von nun
an wendete sich seine Aufmerksamkeit fast ausschliesslich den Petrefacten zu;
der Erfolg dieser Studien sind eine Reihe wichtiger Monographien. Als letzte
Arbeiten müssen noch jene über die Lagerung der Braunkohlen in
Europa und über die Verbreitung der J u r a - F o r m a t i ο n auf der
Erdoberfläche genannt werden.
Sehr getreu und anziehend ist das Bild, welches uns der Verfasser von der
steten Regsamkeit, von dem seltenen Charakter L. v. Buch’s entwirft. „Auf
fortgesetzten Reisen während des grössten Theiles des Jahres stand er mit den
ausgezeichnetsten Gelehrten in ganz Europa in dem lebendigsten persönlichen
Verkehr; er kannte ihre Ansichten, er wusste von ihren Arbeiten; in allen
Sammlungen von Edinburgh bis Neapel hatte er Beobachtungen angestellt. —■
Ueberall war er zu Hause, die kleinsten Umstände waren ihm gegenwärtig. Das
aussergewöhnlichste Gedächtniss unterstützte er noch durch eisernen Fleiss. Sein
Tagebuch war eine unversiegbare Quelle von Aufzeichnungen der seltensten
Art. So war er überall, wo er hinkam, ein wahres Orakel für die begierigen
Jünger der Wissenschaft, wer ihm uahete, musste lernen. Ueberall spendete er
sein Wissen und verbreitete die Kenntnisse, welche sich auch jetzt selbst noch
so oft dem gewöhnlichen Bücherverkehr entziehen. Ueberall, wo er wahre
Liebe zur Wissenschaft fand, die sein Heiligthum war, konnte Niemand heiterer,
mittheilender, belehrender sein als er. Sein reicher Geist entwickelte die An-
sichten in anziehendster, schnellster Folge. Er besass die feinste, in den höch-
sten Kreisen des Lebens, in den mannigfachsten Verhältnissen der Reisen erwor-
bene Bildung. Sein Geist beherrschte nicht allein die Kenntnisse seines Faches
und der verwandten Naturwissenschaften, die ausgedehnte Kenntniss der leben-
den Sprachen vom Süden bis zum Norden Europas, die Vertrautheit mit der
Geschichte, mit der alten und neueren Literatur verliehen ihm jene Sicherheit,
jenen Ueberblick, der so wohlthuend in allen Gesprächen sich kund gab.“
Das unerwartete Ende des noch geistig-frischen, körperlich rüstigen Man-
nes erweckte eine grosse, ungewöhnliche Theilnahme. Tief gerührt schrieb au
XLYII, Jahrg. 5. Doppelheft. 50
 
Annotationen