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Er. 40. HEIDELBERGER 1854.
JAHRBÜCHER DER LITERATUR.

Kurze Anzeigen.
(Schluss.)
Was zuvörderst die zu den syntactischen Regeln hinzugefügten Beispiele
betrifft, so scheinen uns diese zwar wie in genügender Anzahl vorhanden, so
auch, was die Hauptsache ist, sämmtlich passend gewählt; wünschenswrerth aber
wäre noch, dass nach jeder Regel jedesmal ein kurzer eine inhaltreiche Sentenz
oder ein merkwürdiges historisches Faetum enthaltender und daher leicht be-
hältlicher Satz, wie sie auch jetzt in grosser Anzahl vorkommen, am liebsten
aus den in der Schule gelesenen Schriftstellern, besonders Dichtern, an die Spitze
gestellt und auch äusserlich durch grössern Druck ausgezeichnet würde, da-
mit der Lehrer dieselbe jedesmal zugleich mit der Regel memoriren lasse und
so die Schüler „die Regel immer in einem concreten treffenden Beispiele prä-
sent haben.“ Man vergleiche über diesen Gegenstand die eindringliche Aus-
einandersetzung von Dr. Campe im Supplementhefte zum VII. Jahrg. der Mützell-
schen Zeitschrift für das Gymnasialwesen, dessen langjährige Erfahrung mit der
unsrigen in dieser Beziehung vollkommen übereinstimmt. Man wird das freilich
auch jetzt schon einigermassen in Anwendung bringen können; es wird aber
nun der betr. Lehrer jedesmal erst das zu diesem Zwecke passendste Beispiel
auszuwählen, und sich mit den Lehrern der nächstfolgenden Klassen zu ver-
ständigen haben.
Ein zweiter Wunsch betrifft den metrischen Anhang. Der Verf. hat
sich darin nach dem Beispiele der meisten griech. Grammatiker auf dae epische
Versmaas beschränkt und darüber sich in einer solchen Weise verbreitet, dass
dem Lehrer kaum etwas zu wünschen übrig bleiben wird. Daher hat auch
Grossmann in seinem Handbuche der „Lateinischen, deutschen und
griechischen Verslehre“ (Regensburg bei Manz 1853), wie wir in der
Vorrede pg. IX bemerkt finden, die griechische Verslehre vorzugsweise aus die-
ser Grammatik entlehnt. Nun wünschen wir aber in einer neuen Ansg. diesen
Anhang noch dahin erweitert, dass der Schüler auch noch Belehrung darin
fände über die gewöhnlichsten, in den Sophokleischen Tragödien vorkommenden
Metren, und so hier alles zusammenfände, was er zur Würdigung der Form der
von ihm gelesenen poetischen Schriften nöthig hat. Zu viel Raum würde das aber
eben so wenig in Anspruch nehmen als zu viele Schwierigkeiten verursachen,
denn Parlieen, welche in Beziehung auf das Metrum besondere Schwierigkeiten
darbieten, würden natürlich unberücksichtigt bleiben , da dergleichen auch der
betr. Lehrer an der Mittelschule wohlthut späterem Studium zu überlassen. Wenn
wir ferner oben als einen Vorzug dieser neuen Ausg. das ausführliche alpha-
betische Sachregister erwähnt haben, so vermissen wir doch ungern die dadurch
weggefallene Uebersicht des Inhalts nach den einzelnen §§. Es scheint uns
LXYII, Jahrg. 4. Doppelheft. 40
 
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