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Nr. 53. HEIDELBERGER 1854.
JAHRBÜCHER DER LITERATUR.

Friekert 3>ie Philosophie «facobi’s.
(Schluss.)
Die Philosophie eines Mannes, welcher vom Gefühle und vom
Glauben ausgeht, das Wissen in dem transcenderitalen Gebiete der
Philosophie verwirft und unumwunden den Satz ausspricht, dass die
nackte und klare Demonstration systematischer Wissenschaft, wie
in Spinoza, den Jacobi als den ersten und vorzüglichsten Re-
präsentanten eines auf philosophisches Wissen gebauten Lehrgebäu-
des ansieht, nothwendig zum Pantheismus und Atheismus führe,
bildet die entgegengesetzte Seile im Entwickelungsgange der neue-
ren Schelling-Hegel’sehen Identilätslehre, ohne dass sie dess-
halb auf eine Stufe mit der sogenannten positiven Philosophie zu
stehen kommt. Die zerstreuten Fragmente der Jacobi’sehen Ge-
danken zu sammeln, sie gleichsam zu einem systematischen Ganzen
umzuwandeln und dieser systematischen Darstellung eine kritische
Untersuchung ihres Werthes anzufügen, ist die Aufgabe des Herrn
Verfassers der vorliegenden Schrift.
Diese Aufgabe ist in würdiger Weise gelöst worden, und ist
nicht ohne Bedeutung für das richtige Verständniss der Jacobi’schen
Schriften und ihre Stellung zur Philosophie der Zeit, in welcher
sie entstanden. Eine nähere Betrachtung ihres Inhaltes soll der
Beleg für diese unsere Behauptung sein.
Der Versuch einer systematischen Darstellung des Geistes
der Philosophie eines unsystematischen Schriftstellers (denn
das ist Jacobi wirklich bei aller Genialität} ist schon an und für
sich ein schwieriges Unternehmen. Diese Schwierigkeit wird aber
noch durch das „ästhetische, von allen Parteien gleich bewunderte
Gewand“ erhöht, in welchem sich diese Philosophie darstellt. Der
Kern muss in der glänzenden Schaale, die Idee in dem sinnlichen
Bilde gesucht und bei einer zusammenhängenden Darstellung, fern
von der sinnlichen Hülle, in ihrer eigentlichen Gestalt entwickelt
werden. Eine solche philosophische „Umkleidung“ ist aber immer
schwierig und führt leicht zu Missverständnissen für den Darsteller wie
für den Leser. Jacobi hat ferner seine Philosophie in zerstreu-
ten grösseren und kleineren Aufsätzen niedergelegt. (Man ver-
gleiche die Sammlung seiner Werke in 6 Bdn. Leipzig 1812—1825. 8.)
Es ist nicht leicht, aus dem hingeworfenen, zerrissenen Material
den Einigungspunkt zur Entwickelung einer bestimmten abgeschlos-
senen Weltanschauung seines Urhebers herauszufinden. Bei unsy-
stematischen Köpfen, die sich zur Bezeichnung ihrer Begriffe eines
LXYII, Jahrg. 6. Doppelheft 53
 
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