Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Nr. 57.

HEIDELBERGER

1854.

JAHRBÜCHER DER LITERATUR.

Sugenlieim: Entstehung; und Ausbildung des
Kirchenstaats.

(Schluss.)
Im zweiten Hauptstück gehl der Verf. vor bis auf Gregor VII.,
im drillen bis zum Ausgang des zwölften Jahrhunderts, im vierten
wo Innocenz III. den Cenlralpunkt einer mehr oder weniger sou-
veränen Staatsmacht bildet, bis auf Rudolf von Habsburg, dessen
weise Anerkennung des Gewordenen nach Gebühr gewürdigt
wird; das fünfle Hauptstück schildert den Ursprung der selbstherr-
lichen Dynastengeschlechter im dreizehnten Jahrhundert und endigt
mit der Verpflanzung des heiligen Stuhls nach Avignon, das sechste
verweilt bei der einlässlichen, richtigen Charakteristik desselben;
das siebente behandelt vorzüglich die Römischen Wirren demokra-
tischer Art unter Cola di Rienzo; das achte spricht hauptsächlich
von dem grossen Schisma, das neunte geht von der klugen Wal-
lung des Papstes Nikolaus V. bis zum Ende Cäsar Borgia’s;
das zehnte beginnt mit dem zweiten Julius und schliesst mit der
schon erwähnten Einverleibung der Lehen Ferrara und Urbino in
die eine kirchenstaalliche Monarchie, wie sie sich dem Wesen
nach bis auf die Gegenwart behauptet hat.
Die Behandlungsweise des so verlheilten Stoffes ist eine rein
äusserliche und mechanische; neben dem nolhdürftigsten, durch
die ungefähre Zeitenfolge bestimmten und ausgedrückten Zusammen-
hang oder chronologischen Moment musste auch die innere, prag-
matische oder in Ursachen und Wirkungen sichtbare Gliederung
aufgesucht und festgehalten werden. Dahin gehören z. B. die all-
gemeinen Entwicklungsgesetze und Abstufungen der Hierarchie nach
Lehre und Praxis, ihre Politik für äussere und innere Angelegen-
heiten, ihre Miliz- und Finanzquellen, dort z. B. mit Bezug auf das
militärische Aufgebot und die religiös-kirchlichen Korporationen, hier
mit Rücksicht auf die allgemeine (Indulgenzen u. s. w.} und be-
sondere (weltliche Steuern u. s. w.) Art der Renten und Einkünfte.
Von dem Allen findet sich aber keine Spur in der Darstellung; sie
ist daher oft sehr dürftig und trocken; der Blick verschwimmt in
den Einzelheiten, ohne dass leitende Grundsätze und Gesichts- oder
Sammelpunkte hervortreten. Selten bedarf aber ein historischer Stoff
so sehr des verständigen, pragmatischen Elements als der vorlie-
gende. Dasselbe gilt von dem psychologischen, auf die Kennlniss
der jeweiligen Zeitverhältnisse und Persönlichkeiten bezüglichen Princip,
LXYII, Jahrg, 6, Doppelheft 57
 
Annotationen