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Royer: Aus der russischen Gefangenschaft.

nen, diess und Anderes macht die ganze Reisebeschreibung sehr anziehend;
Tauris oder Tebris bildet den Endpunkt des Ganzen; es folgt nun die Reise
des General’s A. F. Macintosh (S. 195 ff.), die von Erserum gleichfalls ausgeht,
dann nach Kars sich wendet, und dieses, so wie Bajasid näher schildert, dann
im weiteren Fortgang durch das nordöstliche Armenien nach Georgien ähn-
liche Schilderungen aus dem Leben der Kurden bietet; der Urmijah-See und
Tauris wird auch hier (Cap. VIII) berührt; mit der Ankunft in Tiflis, welcher
die Reise durch das persische und russische Armenien vorausgeht, wobei Eri-
van, Etschmiadsin u. a. 0. berührt werden, an letzt genanntem Orte auch dem
armenischen Patriarchen ein Besuch abgestattet wird, schliesst der Bericht, an
welchen nun der Verfasser selbst wieder eigene Mitlheilungen unter der Auf-
schrift: Ein Ausflug nach dem Kriegsschauplatz (S. 280 ff.) anknüpft. Diese
gehen von Tiflis aus und liefern eine, auch mit geschichtlichen Notizen jeder
Art verbundene Beschreibung dieser neuen Metropole des russischen Transcau-
casien’s, sowie der nächsten Umgebungen, wobei insbesondere des von deutschen
Colonisten angelegten Neutiflis gedacht wird; dann gehen sie auf Schamyl über,
und liefern eine Schilderung der Kämpfe Russlands mit den freien Bewohnern
Kaukasiens, so wie der Gegenden, welche der Schauplatz dieser Kämpfe sind,
und vom Verfasser selbst, nicht ohne manche Gefahr, durchreist, ihm also aus
eigener Anschauung näher bekannt sind. Wer von dieser ganzen Kriegsführung
ein klares Bild gewinnen und über Land und Volk einen richtigen Begriff sich
bilden will, dem empfehlen wir vorzugsweise diese Mittheilungen.

I. Aus der russischen Gefangenschaft. Von Alfred Royer, erstem Lieutenant
des englischen Kriegsdampfers „Tiger.“ Aus dem Englischen von C. A.
Kr e tzs chmar. Leipzig, Verlag von Carl B. Lorch. 1855. 152 S. kl. S.
II. Ein Besuch im türkischen Lager. Von Hans Wachenhusen. Leipzig etc.
211 S. in kl. 8.
I. Die Schicksale des englischen Verfassers sind aus den öffentlichen Blät-
tern seiner Zeit bekannt geworden; das Schiff, auf dem er sich befand, gerieth,
in Folge eines dicken Nebels, in der Nähe von Odessa, auf den Grund, und
ward hier durch das Feuer der Russen zur Uebergabe genöthigt; er selbst kam
auf diese Weise in russische Gefangenschaft. Die Erlebnisse dieser Gefangen-
schaft, welche den Verfasser der Schrift durch ganz Russland bis nach Peters-
burg vor den Kaiser Nicolaus führte, der ihn dann in seine Heimalh entliess,
sind in einer äusserst lebendigen Weise geschildert, die ein keineswegs ungün-
stiges Bild von der Art und Weise, wie der Gefangene behandelt ward, er-
weckt; gern wird man seiner Erzählung mit aller Aufmerksamkeit folgen; sie
trägt den Stempel der Unbefangenheit, Wahrheit und Treue, und besitzt
eine gewisse Frische, die uns unwillkührlich anspricht und das Ganze zu
einer anziehenden Lectüre, zumal unter den jetzt obwaltenden Verhältnissen, ge-
macht hat.

(Schluss folgt.)
 
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