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Ulrici: Gott und die Natur.

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mit den auf naturwissenschaftlichem Wege aufgefundenen Kräften
und Gesetzen allein und ausschliessend ohne Annahme eines letzten
unbedingten Grundes sich die Gesammtheit der Naturerschei-
nungen nicht erklären lasse.
Eine Inhalts-Uebersicht des vorliegenden Werkes
wird den Leser nicht minder von dessen Reichhaltigkeit, als
von dem Ernste und der Gediegenheit überzeugen, mit wel-
chen die Untersuchung des in demselben behandelten Gegenstandes
angelegt und durcbgeführt ist.
Das vorliegende Werk würde passender die Aufschrift: Die
Natur und Gott führen, weil in demselben das Prius der Unter-
suchung die Natur ist. Es geht zunächst, wie bereits angedeutet
wurde, von „der Natur und Naturforschung“ aus, es stützt sich
auf die „Ergebnisse der neueren Naturwissenschaften.“ Seine erste
und nächste Aufgabe ist die „Verdeutlichung und Berichtigung“
der „naturwissenschaftlichen Principien, Grundbegriffe und Grund-
voraussetzungen“ und „Herleitung“ ihrer „weiteren Folgerungen.“
Der Hr. Verf. betrachtet in demselben mit Recht die „Natur und
ihre Erkenntniss“ als „den Prüfstein der religiösen Ideen wie der
philosophischen Forschung nach den letzten Gründen des Seins und
Geschehens.“ Er sucht nachzuweisen, dass Pantheismus,
Materialismus und Atheismus ohne Grund ihre Lehren auf
die Forschungs-Ergebnisse der neuesten Koryphäen im Gebiete der
Naturwissenschaft stützen. Er schreibt nicht allein für die Männer
vom Fache, sondern auch für die Gebildeten des Volkes, weil die
von ihm angeregten Fragen mit der religiösen und sittlichen Bil-
dung des Menschen nicht minder, als mit dessen wissenschaft-
licher Anschauung, Zusammenhängen.
„Mein Buch, sagt der Hr. Verf. S. VI, möchte nicht bloss den
Männern der Wissenschaft zeigen, dass Gott und die Natur, Glau-
ben und Wissen, Philosophie und exacte Wissenschaft keineswegs
so weit aus einander liegen, wie man heut zu Tage gemeinhin an-
nimmt; — es möchte auch in weitere Kreise eindringen, um dem
weit über die Gränzen der Wissenschaft hinaus verbreiteten Vor-
urtheile von der Unvereinbarkeit der naturwissenschaftlichen Lehren
mit Religion und Sittlichkeit entgegenzutreten. Ich habe mich da-
her bemüht, eine Sprache zu reden, die jeder Gebildete zu ver-
stehen im Stande sei, eine Sprache, die doch zugleich den Rechten
und Forderungen der Wissenschaft nichts vergebe. Letztere habe
ich zu wahren gesucht, indem ich bestrebt war, die Besonnenheit,
Kälte und Objectivität der wissenschaftlichen Forschung, welche
nach meinem Gefühl jeden Schmuck der Darstellung verbietet, weil
er ihr widerspricht, auch in Styl und Ausdruck hervortreten zu
lassen. Man erwarte daher weder Schwung und Grösse, noch An-
muth und Eleganz der Rede. Mein einziges Trachten in formeller
Beziehung ist auf grösstmöglichste Klarheit, Einfachheit und An-
gemessenheit des Ausdrucks gerichtet gewesen “
 
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