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Ulrici: Gott und die Natur.

„eines Unbedingten“ gehoben, „das die Atome selbst als gegen-
seitig sich bedingend gesetzt und bestimmt hat.“ Das Dasein der
Atome in ihrer gegenseitigen Bedingtheit fordert das „Dasein einer
Bedingung, die nicht in den Atomen selbst liegen kann, weil jedes
Atom nur ein Bedingtes ist, und, was von jedem Atom gilt, auch
von allen zusammen (von ihrem Zusammensein) gelten muss.“
So gelangt der Herr Verf. zum ersten ontologischen
Beweise für das Dasein Gottes, welcher in nachstehender
Weise Gott als die noth wendige Voraussetzung des Da-
seins der Atome setzt.
Alle Bedingtheit, so lautet dieser ontologische Beweis, setzt
eine Bedingung voraus, die als solche nothwendig unbedingt ist.
Die Atome sind gegenseitig durch einander bedingt. Die Bedin-
gung dieser gegenseitigen Bedingtheit kann aber nicht in ihnen
selbst liegen, weil sonst das Bedingte zugleich (an sich selbst) sein
Unbedingtes sein müsste, was als logischer Widerspruch undenk-
bar ist. Also setzt das Dasein der Atome ein Unbedingtes voraus,
das als Grund ihrer Bedingtheit zugleich nothwendig der Grund
ihrer Existenz ist (S. 344). Der Beweis ist auf naturwissenschaft-
licher Grundlage in einer Weise geführt, dass hier nicht mehr
von einem blossen Grunde des wissenschaftlichen Glaubens, sondern
von einem wirklichen Wissen die Rede ist.
Den Atomen inhäriren Kräfte und so wird zum Versuche
einer Lösung des Problemes des Verhältnisses von Kraft und
Stoff der Uebergang gemacht (S. 345). Die Kraft wird als
Thätigkeit bestimmt. Es handelt sich also nun, da diese Thätig-
keit im Stoffe erscheint, um die Bestimmung des Begriffes von
Stoff oder Materie (S. 350). Der Herr Verf. versucht nun den
Nachweis, dass im Stoffe als Inhalt nur „der Begriff der (bedingten)
Kraft übrig bleibe.“ „Der Stoff, heisst es (S. 351), wäre schlecht-
hin Nichts, für uns wenigstens gar nicht vorhanden, wenn er sein
Dasein nicht irgend wie, mittel- oder unmittelbar, kund gäbe. Diess
vermag er aber nur durch eine Einwirkung auf uns, also durch
eine Kraft, die er besitzt, durch eine, wenn auch bedingte Thätig-
keit, die er äussert: ohne diess würden wir nie zur Vorstellung,
geschweige denn zur Gewissheit von Dingen äusser uns gelangen.
Dann aber ist der Stoff für uns auch nichts Anderes, als nur die
Ursache jener Einwirkung, die Kraft, von der sie ausgeht. Dem
Einwande, dass, wenn er auch für uns nichts als Kraft wäre, er
doch an sich noch etwas Anderes sein, dass die Kraft nicht in
der Luft schweben könne, dass doch etwas da sein müsse, an dem
sie haftet und von dem sie ausgeht, sucht der Herr Verf. dadurch
zu begegnen, dass auch „das Etwas, das die Kraft trägt und hält,
ebenfalls nicht in der Luft schweben“ könne, und dass, wenn „es
doch schwebte“, doch wieder nur „die Kraft dieses Schwebens.“
die Kraft wäre, die es hält und trägt.“ Denn „Alles, was ist,
muss doch die Kraft haben zu exjstiren und diese Existenzial-
 
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