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Ulrich GotCund die Natur.

kraft ist eben das Sein selber.“ „Das Etwas, das eine Thätigkeit
übt, ist eben damit ein Thätiges. Und wodurch unterscheidet
sich ein Thätiges von einer Thätigkeit? Dadurch, dass es der Grund
der Thätigkeit ist, dass die Thätigkeit von ihm ausgeht, anhebt,
beginnt? Abei- als Folge kann ja die Thätigkeit in ihm nur ihren
Grund haben, sofern es diese Folge aus sich erzeugt oder in sie
übergeht, d. h. sofern es die Thätigkeit dieses Erzeugens oder
Uebergehens ist, und, wenn von ihm die Thätigkeit nur ausgeht
in dem Sinne, dass sie von ihm anhebt oder beginnt, so wäre es
selbst ja nur der Anfang der Thätigkeit, also nichts von der Thätig-
keit Verschiedenes, sondern nur die anfangende Thätigkeit selbst.
Auch wissen ja die Vertheidiger des Stoffes durchaus nicht anzu-
geben, was denn dieses Etwas sei, das die Kraft trägt und die
Thätigkeit übt, und wir könnten sie daher fragen, ob es nicht eine
contradictio in adjecto sei, ein solches Etwas anzunehmen, das als
ein reines X, als schlechthin unbekannt, unbestimmt und unbe-
stimmbar, weder in der Anschauung noch im Begriff erfassbar, in
Wahrheit schlechthin undenkbar ist, von dem also in Wahrheit
gar nicht die Rede sein kann.“ Auf diese Auseinandersetzung dürf-
ten, meint der Herr Verf. „die Gegner (Materialisten) wenig oder
nichts zu erwiedern haben.“ So scharfsinnig und durchdacht diese
Gedankenentwicklung ist, so kann ihr Ref. doch nicht beistimmen.
Sie beweist nur das thatsächlich Anerkannte, dass der Stoff nicht
ohne die Kraft ist, nicht aber, dass der Stoff nur Kraft ist. Immer
bleibt die Thätigkeit ein abgezogener Begriff, abgezogen von dem
Thätigen d. h. von dem, das die Thätigkeit äussert, das die Thätigkeit
besitzt. Das Thätige und die Thätigkeit sind so wenig identisch,
als der Lesende und das Lesen, der Schreibende und das Schrei-
ben eines und dasselbe ist. Auch, wenn man das Lesen und das
Schreiben aufhebt, also der Lesende und Schreibende nicht mehr
Lesender und Schreibender ist, ist er doch noch etwas. Wenn
man sagt, er ist dadurch etwas, dass er noch andere Thätigkeiten
hat, wenn man aber alle seine Thätigkeiten zusammen nimmt, hat
man ihn; so ist dieses immer noch nicht richtig, weil die Thätig-
keiten nur etwas sind dadurch, dass sie an einem Etwas inhäriren
und ohne dieses Etwas nur Möglichkeiten und keine Wirklichkeiten
sind. Wenn wir auch nur durch Aeusserung oder Wirkung auf
uns, also durch Kraft zur Erkenntniss der Materie kommen, so wissen
wir deshalb doch, dass die Kraft ohne Stoff ein blosses Können,
eine blosse Möglichkeit der Thätigkeit ist, dass sie erst durch das
Substrat des Stoffes zur wirklichen Thätigkeit wird. Allerdings
kann also •— und das bleibt naturwissenschaftlich als ausgemacht,
die Kraft nicht in der Luft schweben, es muss Etwas sein, an dem
sie haftet. Wenn der Herr Verf. sagt: „Das Etwas, das die Kraft
hält und trägt, kann doch ebenfalls nicht in der Luft schweben,
und wenn es doch so schwebte, so wäre doch wiederum nur
die Kraft dieses Schwebens, die Kraft, welche es hält und
 
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