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Ellissen) Analekten der mittel- u. neugriechischen Literatur. 723
Poesie des Mittelalters, die uns noch so wenig bekannt ist, unsere
volle Aufmerksamkeit verdient.
Die allgemein literarhistorischen Punkte, die hier zu be-
sprechen waren, sind in eine Einleitung verwiesen, auf welche dann
der griechische Text, die deutsche Uebersetzung und die Anmer-
kungen (von S. 223 an) folgen.
Der Herausgeber hat dem Ganzen die Aufschrift gegeben ra
narä BskfravSpov aal Xpvöavr^av. ob dieser Titel sich in der
Handschrift selbst befindet, wissen wir nicht, möchten es sogar
bezweifeln: aber jedenfalls ist diese Aufschrift eine der ähnlichen
Productionen der frühem hellenischen Zeit durchaus annaloge und
damit, wie wir glauben, auch hinlänglich gerechtfertigt- Achilles
Tatius, Longus, Xenophon der Ephesier, Charito, Eustathius, Theodorus
Prodromus, Nicetas Eugenianus haben ja auch ganz ähnliche Auf-
schriften ihren ähnlichen Werken gegeben. In der Pariser Hand-
schrift selbst geht dem Gedicht eine metrische Aufschrift voraus,
die mit den Worten beginnt: z/tTj/Jjütg BsX&avdgov rov
PcmaLOv %. r. Z.; unter diesem Titel (dt^y^ütg wird
auch das Gedicht nach der Handschrift von Ducange und Koraes
erwähnt, und da die gleiche Aufschrift auch bei andern derartigen
Produkten dieser Zeit (pag. 4) vorkommt, so werden wir an dieser
byzantinischen oder vulgargriechischen Bezeichnung keinen Anstand
nehmen wollen. Äusser den beiden oben genanten Gelehrten, welche
das Gedicht in der Handschrift selbst kannten, haben andere Ge-
lehrte kaum eine nähere Notiz davon genommen; und selbst das, was
Koraes darüber in der Vorrede des zweiten Bandes seiner 'AraKTa
angibt, bedarf, wie hier S. 104 gezeigt wird, der Berichtigung
und Beschränkung. Wenn dieser Gelehrte den unbekannten Ver-
fasser dieses Gedichtes für weit älter als Georgillas (der gegen
Ende des fünnfzehnten Jahrhunderts fällt) uncl für nicht viel jünger
als Ptochoprodromus (der um die Mitte des zwölften Jahrhunderts
lebte) hält, und diess insbesondere aus dem reimlosen Ausgange
der Verse und aus den im Gedicht vorkommenden, den Kreuz-
zügen der abendländischen Fürsten entnommenen Personen schliesst,
so bemerkt der Verfasser mit Recht, dass reimlose, politische Verse
der Griechen in noch weit späterer Zeit vorkommen, und der
Reim erst gegen Ende des 17. Jahrhunderts in die damals auf-
kommende Kunstpoesie übergegangen, während die eigentliche Volks-
poesie des Festlandes — merkwürdig genug — bis auf diesen Tag
ihn verschmäht. Wenn aber dieser Umstand für die Bestimmung der
Zeit der Abfassung des Gedichtes kein sicheres Moment abgibt,
so weisst dagegen sein Inhalt auf einen Ursprung aus der Zeit
der Kreuzzüge oder doch nicht viel später, unwillkürlich hin: wer
das Gedicht näher durchgegangen hat, wird dieser Annahme des
Verfassers (S. 13) gerne beipflichten, und darin auch durch die,
in k ielem schon ganz modernisirte Sprache des Gedichtes, welche
demselben eine spätere Periode anweisst. sich bestärkt fühlen: denn
 
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