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Bergmann: Die fünf gelehrten Primisser.

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alle Könige des südlichen Festlandes überwunden. Der Erfolg ent-
spricht nicht diesem Muthe; die Niederlage Nidwaldens war fast
das Werk des Augenblicks. Aber dieser Ausgang warf keine
Makel auf die Unterworfenen; die Nachwelt gibt ihnen das Zeug-
niss, dass sie nicht ohne Widerstand um ihre Selbstständigkeit be-
trogen wurden und fast jedes Land in Europa lässt jetzt dieses
als Wahlspruch von seinen Bannern wehen. Die Feinde selbst
haben sich ihres Sieges nicht gerühmt: „Ce triste, et malhereux
hvänement, maladroitement provoque par une fausse mesure du
directoire helvetique“ — so bezeichnet Massena diesen Ausgang.
Die Geschichtsbetrachtung, wie sie auch in dem Buche niederge-
legt ist, ergänzt jenes Urtheil dahin, dass all’ die namenlosen Gräuel
durch den eitlen Laharpe erzwungen sind, den „homme inepte“ wie
ihn Napoleon seinen Collegen gegenüber bezeichnet hat, und durch
den Willen der Generale selbst, wovon im helvetischen Archiv
mancher Beweis liegt.
Dass jene Erhebung als Ergebniss blinden Fanatismus bezeich-
net werde, wissen wir.
Aber so können die Bewohner jener schwarzen Berge, wo
nicht mehr als 100,000 Seelen ihreFreiheit seit bald 100 Jahren
gegen zahllose Heere tapferer Osinannen vertheidigten, auch Fana-
tiker genannt werden. Und wenn zu dieser Idee der Freiheit und
Unabhängigkeit auch der Blick auf die höchsten Güter der Men-
schen tritt; — wer will es verargen? Hätte nur der reiche Han-
delsmann im Norden, der Hamburger 1813, so viel von diesem
Fanatismus aufgeboten, um mit 10,000 bewaffneten Bürgern seinen
Ileerd hinter Wall und nassem Graben noch fünf Tage lang zu
vertheidigen, so wäre er maasslosem Elende entgangen, hätte seinen
Namen unsterblich gemacht in der deutschen Geschichte und zu
dem — hundert und mehr Millionen Mark Banco erspart.
Doch überlassen wir solche Betrachtungen den Lesern selbst,
die wir dem Buche recht zahlreich wünschen und fügen wir zum
Schlüsse noch bei, dass die Buchdruckerei von Eberle und Söhnen
in Schwyz das ihrige beigetragen habe, damit das verdienstliche
Werk in anständigem Gewand vor die Welt trete.
II. Der verdienstvolle und äusserst fruchtbare Verfasser, dessen
frühere Werke Ref. schon öfters in diesen Blättern anzuzeigen das
Vergnügen hatte, ist uns in Jahresfrist wieder mit den Gaben
dreier, in ihrer Art ganz ausgezeichneter und interessanter Mono-
graphien entgegen gekommen.
Die erste behandelt ein aus bürgerlichen Verhältnissen her-
vorgegangenes Geschlecht von Gelehrten, die ebensowohl auf dem
Gebiete der Alterthumsforschung, als in den Blüthengärten der
Dichtung sich bei denen einen Namen gemacht haben, die im vori-
gen und in diesem Jahrhundert die herrliche Sammlung, an welcher
der Verfasser jetzt die ordnende Stellung inne hat, entweder im
 
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