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Leunia: Synopsis der drei Naturreiche u. Schulnaturgeschichte 755
nicht einverstanden erklären. Die Vermehrung der Thier klassen
kann nicht durch die Zwecke eines Buches geboten oder ihre
Auslassung durch sie entschuldigt werden. Das System darf nicht
vom Bedürfnisse eines „Handbuchs zum Bestimmen der Gattungen
und Arten“ abhängig gemacht werden und um so weniger, wenn
dem Bestimmenden die „Hülfe des Präparirmessers“ erspart werden
soll. Was aber die Petrefakten betrifft, so kann man ja sehr zu-
frieden sein, wenn solche lebende Formen, welche in den jenen
gebliebenen Merkmalen verwandt erscheinen, nun ihrerseits eine
vollkommene Erkenntniss gestatten, deren Resultate auch für die
Anordnung jener benutzbar sind. Die Folgen schlechter Prin-
zipien in dieser Angelegenheit machen sich dann auch, wie wir
unten sehen werden geltend.
5. Nachdem Agassiz, wie es mir scheint, den vergeblichen
Versuch gemacht hat, den verschiedenen terminis der Klassifikation
eine bestimmte durchgehende Qualität anzuerklären, darf man wohl
mit den von den Einzelnen der jeweiligen Verwendung der Begriffe
von Gattung, Familie u. s. w. zu Grunde gelegten Principien nicht
zu strenge in’s Gericht gehn. Die wesentliche Aufgabe ist nur
das System dem einzelnen Bedürfniss, den realen Verhältnissen der Ab-
theilungen anzupassen, nicht allen den gleichen theoretisch zugeschnit-
tenen Rock anquälen zu wollen. Greift in einer Gattung ein Kennzeichen
so durch, dass sich durch dasselbe Hunderte von Arten übersicht-
lich gliedern, von deren Unzahl Linne oder wer sonst das genus
schuf kaum Ahnung hatte, warum soll man dann nicht auf dieses
Kennzeichen hin eine neue Gattung neben die erste stellen, oder
Untergattungen machen, wenn gleich in einem andern Falle das-
selbe Kennzeichen ohne solchen Werth erscheint. Grade durch
die Theilung beherrscht man auch hier die Menge, es ist leichter
von drei Gattungen je 10 Arten merken, als von einer dreissig.
Nicht die Bildung neuer Gattungen und Untergattungen an sich,
sondern die ungeheure Vermehrung der bekannten Arten macht
deu Ueberblick so schwer. Um den Nutzen, den der Fortschritt
in dieser Beziehung brachte, zu erkennen versuche man doch nur mit
Linnes Gattungsnamen auszukommen. Das Aufstellen von Gattungen
und Untergattungen soll aber gewiss nur geschehen, wenn dadurch
eine Gruppe von Kennzeichen zusammengefasst erscheint. Für
„unhaltbare“ Charaktere aber gilt natürlich unsere Rede nicht.
6. Die Etymologie in der genauen Durchfühung des Ver-
fassers halte ich für höchst nützlich, um so mehr, da so Mancher
mit unvollkommener allgemeiner Vorbereitung an das Studium spe-
zieller naturwissenschaftlicher Disziplinen herantritt. Ein verstan-
dener Name wird behalten und dient, soweit die Nomenklatur die
vom Autor gewünschten Bedingungen erfüllt, noch zur gleichzeitigen
Festhaltung dieser und jener Eigenschaft.
7. In Betreff der Literatur meine ich wäre es gut gewesen, wenn
in genauerer Weisebeideneinz e 1 n e n Abschnitten die Nachweise ge-
 
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