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Mann: Georg Forster, ein Lebensbild.

so findet sich auch in Stralsund wie in Greifswalde die dreifache Glie-
derung des Verfassungslebens in einen Vogt, in einen Rath und
in die Gesammtgemeinde aller Stadtbürger. Das Verhältniss dieser
drei Glieder der Verfassung zu einander wird dann im Einzelnen nach
den Quellen erörtert: die Bedeutung des Vogtes, als des Vertreters
des Landesberrn tritt hier sehr zurück: auch die Bedeutung der
Bürgerschaft in allgemeinen Versammlungen, welche dreimal im
Jahre unter Vorsitz des Vogtes gehalten werden sollten, ercheint
gering und im Hintergrund: desto mehr tritt der Rath hervor, auf
welchen der eigentlich reale Gehalt der Vogteigewalt wie der bür-
gerlichen Gesammtgemeinde übergeht: „in ihm gravitirt, wie der
Verfasser richtig bemerkt S. 141, die ganze Verfassung, er ist der
politische Mittelpunkt des ganzen communalen Organismus, in ihm
ist die ganze Denk- und Willenskraft desselben zu kräftiger, ener-
gischer Lebensäusserung zusammengefasst.“ Darum hat der Verf.
eine eingehende Erörterung diesem Hauptfaktor des Verfassungs-
lebens gewidmet, seine Rechte und Pflichten in Bezug auf Ver-
waltung wie auf Rechtspflege, seine Zusammensetzung und Bildung,
und Alles, was dazu gehört, dargelegt, uud dann in einem
weiteren Abschnitt Handel und Schifffahrt, den Verkehr mit allen
seinen Förderungen wie Hemmnissen u. dgl. m. geschildert. Mit
dem Bunde der fünf wendischen Städte (Lübeck, Wismar, Rostock,
Stralsund und Greifswald) im Jahre 1293 schliesst die Darstellung
des Verfassers, der man mit gleichem Interesse bis zum
Schlüsse folgt. In einem dreifachen Anhänge werden zuerst die
ältesten Nachrichten über die Gründung und die ersten Schicksale
der Stadt Stralsund, dann eben so die ältesten chronologischen Nach-
richten und Urkunden über die Gründung der Stadt Greifswald
aufgeführt und an dritter Stelle eine alte Greifswalder Zollrolle aus
der zweiten Hälfte des XIII. Jahrhunderts, wahrscheinlich von 1275,
mitgetheilt, und zwar in deutscher Uebersetzung nach dem im
Greifswalder Stadtarchiv befindlichen Original.

Mann Friedr. Professor: Georg Forster, ein deutsches Lebensbild.
Frauenfeld 1862. IV und 37 S. 8.
Seitdem König den bekannten Weltumsegler und Mainzer De-
magogen G. Forster in einem Romane; die Klubisten gefeiert und
ihn als einen edlen Republikaner hingestellt hat, vergeht schier
kein Jahr, ohne dass der Held jenes Romans nicht in einem Sam-
melwerke, in einer Literaturgeschichte oder Monographie bald als
Märtyrer der Freiheit, bald als Opfer seiner Grundsätze, bald als
Vorbild für Deutschland und wie die schönen Epitheta mehr heissen,
hingestellt wird. Das vorliegende Schriftchen nennt ihn, wie bis-
her noch Niemand „ein deutsches Lebensbild.“ Da das Büchlein
 
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