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Mann: Georg Forster, ein Lebensbild.

„den Ansichten“ ausgestellt—aber nur in einem Danksagungsbrief
an B orster selbst, nicht ohne seine Ironie beizufügen, und er hat
trotz jahrelangen Bitten und Ermahnungen von Seiten Forsters und
Heynes nie eine Recension von demselben veröffentlicht, obwohl er
es gleich Anfangs versprochen hatte. Wir erwähnen dies nicht,
um „die Ansichten“ herabzusetzen, sondern weil die Kritik nicht
so einstimmig ist, wie der Verf. sagt.
Die Theilnahme an der französischen Revolution in Mainz
schildert der Verf. also: „der Muth und die Uneigennützigkeit, die
er bei jeder Gelegenheit bewährte, gewannen ihm aller Herzen.
Bald war er der Mann des öffentlichen Vertrauens. Man wählte
ihn in den Verwaltungsrath, und im März 1793 wurde er nach
Paris geschickt“ u. s. w. Sehr kurz, doch manches ungenau und
anders falsch. Uneigennützig wird er genannt von seiner Frau und
auch seinen Freunden • ohne Zweifel im Vergleich mit den räube-
rischen Franzosen und andern höchst habsüchtigen Beamten, sei-
nen Freunden; doch weiss ich nicht, woher er seit Jan. 1793 in
Mainz so vieles Geld hatte, besonders wenn er keinen Gehalt für
seine Administration erhielt, wie König meint. Er hatte auch Muth
— wie noch andere — sich manchmal den Franzosen gegenüber
des Landes anzunehmen. Sonst von persönlichem Muth kenne ich
kein Beispiel; dagegen schreibt Nau, sein Kollege an der Univer-
sität, von ihm und Wedekind: „dass beide gleich furchtsamen Tyran-
nen vor jedem Hauch zitterten und die herzhafte Sprache eines
redlichen Mannes ihre Gesichter bleichte.“ Wedekind hat darauf
(es wurde 1795 geschrieben) nicht geantwortet. Ferner war For-
ster nie der Mann des öffentlichen Vertrauens; wie oft klagt er,
dass die Mainzer ihn nicht wollen, er bei den Franzosen nichts
gelte, er nicht gewählt werde u. a. m. Er wurde auch nicht in
den Verwaltungsrath gewählt — sondern von Custine kommandirt
oder oktroirt. Weiterhin wird von seinen Handlungen in Mainz
nichts erzählt, alles übergangen, nicht das wenige Gute, nicht das
viele Böse, das er verübt; sein öffentliches Wirken nicht geschil-
dert, sein Privatleben nicht berührt, nicht das Verhältniss zu seiner
Frau bemerkt, nichts über das Benehmen gegen seinen Vater, sei-
nen Schwiegervater, seine Freunde u. s. w. Und dies soll ein
Lebensbild sein! Gedanken nur und Aussprüche über seine poli-
tischen Ansichten sind angemerkt, und zwar blos die, welche sein
Lob enthalten; man könnte eben so viele und zwar gegenteilige
anführen. Wenn der Verf. z. B. sagt: ,,Nicht Leidenschaft oder
Antipathie gegen die Herrschenden, sondern die objcctivste Wür-
digung machte Forster zum Republikaner“, so spricht er hier zwar
Anderen nach; aber die Wahrheit ist es nicht Abneigung und
Hass gegen die Herrschenden beseelte ihn von jeher, und nur wenn
er Geschenke von ihnen erhielt oder sie um Unterstützung an-
ging, sprach er manchmal anders; hätte er vor dem 18. November
Geld von Preussen das er darum bat erhalten, so hätte er den
 
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