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Oeuvres de Möllere-

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ridicules) allmahlig zur Furie (le medecin malgre lui u. s. w.) her-
ausarbeitete, und sich erst zuletzt zur Charakterkomödie erhob, zur
ernsten sowohl (le Misanthrope, le Tartuffe, l’Avare), wie zu ihrem
burlesken Gegensätze (George Dandin, le Bourgeois gentilhomme,
la Malade imaginaire) — zu viel, geb’ ich zu, wäre dies verlangt,
um nämlich darnach eine Anordnung dieser Stücke zum Zwecke
einer Ausgabe einzurichten, indem der beregte Gesichtspunkt näm-
lich schon mehr ein literarischer ist, und sich einem Literaturhisto-
riker empfiehlt. Aber auf die chronologische Anordnung, wofür
wir bei Moliere besser daran sind, als bei manchen Heroen der
Literaturen anderer Nationen z. B. Homer, Plautus, Shakespeare,
Cervantes u. a., hätten wir erwartet, Gewicht gelegt zu sehen. Um
so leichter wäre dieses dem Herausgeber gewesen, als er selbst ja die
Jahre der ersten Aufführung der Moliere’schen Stücke genau kennt,
und überdies schon Voltaire diesen Gesichtspunkt bei seinen Er-
örterungen in seinem Catalogue raisonne befolgt hat. S. Voltaire’s
Oeuvres completes. Paris 1828. IIT. S. 3911 — 3918.
Die Erörterung des Entwicklungsganges bei Moliere ist durch
die periodische Eintheilung bedingt, worum sich übrigens wTeder
Voltaire, noch sonst ein späterer Schriftsteller bemüht hat, so dass
ich hier davon Veranlassung nehmen möchte, einige wenige Bemer-
kungen zu wagen
Als erste Periode bei Moliere bezeichnen wir die Jahre
nach seiner Abreise von Paris als Mitglied der Bejart’schen
Gesellschaft im Jahre 1645 bis zu seiner Rückkehr im Jahre
1650, also die Jahre seines Aufenthaltes im westlichen Frankreich.
Von den Stücken, die hieher gehören, kennen wir mehrere Titel,
aber sie selbst sind als solche nicht mehr vorhanden, z. B. le
Maitre d’ecole. Wir kennen sogar die Veranlassung dieses Stückes,
man weiss, wie untröstlich der alte Poquelin bei der Mittheilung
war, dass sein Sohn Schauspieler würde, und wie er mancherlei
Schritte that, um ihn von seinem Vorhaben abzubringen. Unter
Solchen, die dazu gewählt wurden, des Sohnes Gedanken auf andere
Dinge zu bringen, befand sich ein früherer Lehrer von ihm. Dieser
that sein Möglichstes, wie Perrault in seinen Hommes illustres er-
zählt. Aber Moliere schilderte ihm, in seiner Erwiderung, so kräftig
die Reize des Künstlcrlebens, dass der gutmüthige Pädagog sich auch
dazu entschloss, und der — Doctor der Truppe wurde. Für ihn,
heisst es, hat Moliere seinen ersten dramatischen Versuch verfasst:
le Maitre d’öcole. Dieses, sowie die beiden anderen, welche hieher
gehören, le Docteur amoureux, und les Trois rivaux, waren auf
seinem eigenen Grund und Boden gewachsen, „de son cru“, wie
der Franzose sagt. Äusser diesen werden ihm zufolge den Re-
pertoire’s seiner Truppe, noch sieben andere Schwänke (jfacdties)
beigelegt, nämlich: Gros-Rene ecolier; le Docteur pbdant; Gorgibus
dans le sac; le Fagotier; la Jalousie de Gros-Rene; der Erzpinsel
von Sohn, der so dumm ist wie sein Vater (lc Grand Benet de
 
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