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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 23.1912

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Eick, Hugo: "Penaten", [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.7710#0110

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98

INN EN-DEKORATION

ausfuhr.:
prao-rud-
niker korb-
möbel-
fabriken

loge in einem wiener cafe-restaurant. möbel in gedreht. schwarzpoliertem holz m. strohsitzen

Ich - spiegelnder Persönlichkeits - Ausstellung entgegen-
stehen. Im Grunde ist es das Heimliche, Geheime,
was die Hütte und Hauswohnung warm macht — zum
»Heim« macht: durch seine Wurzelgleichheit des Namens
eben auf seinen Ursprung hindeutend. —

Von diesem Standpunkt aus sei ein Wort über die
Bestrebungen moderner Raumkunst erlaubt. — Sie rühmt
sich mit Recht, aufgeräumt zu haben mit der demokra-
tischen Verworrenheit der Stil- und Geschmacksarten
und die lässige Gebärde des Wohnungs-Einrichtens auf-
gehalten zu haben mit der klaren Frage: Wozu? Warum?
Ein Speisezimmer soll nicht ein Raum sein, in dem man
unter anderm auch essen kann; ein Stuhl nicht ein Gestell,
das auch wohl zum Sitzen verwandt werden kann; eine
Tür nicht eine irgendwo in die Wand gebrochene Öffnung.
Geistige Klarheit und ästhetische Konsequenz streben
aber dem eben beschriebenen, ursprünglichen Zug des
Hauscharakters entgegen. So sehr an sich die Zurück-
besinnung zur Stilreinheit, die künstlerische Formung der
Linienverhältnisse, Farben und Gebrauchszwecke bis in die
geringsten Gegenstände zu begreifen ist, so ist doch nie zu
vergessen, daß hierdurch allein nicht das Leben des

Hauses, seine Eigentumsbeziehungen und Wohnlich-
keit, kurz seine »Religio« wiedergeweckt und gege-
ben werden; mag man noch so geschmackvoll und sinn-
reich sein »Heim« sich einrichten — die Penaten bleiben
tot. — Und wenn man sich heute oft darin gefällt, mit
raffinierter Auswahl im Milieu seine Persönlichkeit gleich-
sam zu vervielfältigen, so sei doch daran erinnert, daß
echte Vornehmheit sich in der Grenze zeigt, die sie
ihrer äußeren Darstellung setzt. Nebensächliches neben-
sächlich zu behandeln, in nichts aufzufallen, ist die Stärke
und Verschlossenheit des Vornehmen — und auffallen kann
man auch dadurch, daß man das Streben, nicht aufzu-
fallen , im Äußeren verkündet: in der Berührungsangst
sich im Raum verlierender Gegenstände, in hieratischer
Einfachheit und Starrheit der Würde, in der strengen
Zweckmäßigkeit der Formen, die asketisch jeden »gesetz-
widrigen« Schmuck, jede kleine Unsinnigkeit und fröh-
liche Narrheit verpönt. Der extreme Purismus ent-
springt einer zerbrechlichen, humorlosen Kultur — einer
Kultur, die ihrer Fülle nicht sicher genug ist, um sich
ein Überfließen und glückliches Selbstverlieren
gestatten zu können. — dr. hugo eick-schondorf.
 
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