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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 23.1912

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Michel, Wilhelm: Die neuen Hoftheater in Stuttgart. Erbaut von Professor Max Littmann
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https://doi.org/10.11588/diglit.7710#0375

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XXI11. JAHRGANG.

DARMSTADT.

OKTOBER 1912.

DIE NEUEN HOFTHEATER IN STUTTGART.

ERBAUT VON PROFESSOR MAX LITTMANN-MÜNCHEN.

Dies ist der dreizehnte Theaterbau, den Max
Littmann auf deutschem Boden errichtet hat,
zugleich nach Art und Umfang die bedeutendste
Schöpfung des Künstlers, vollgesogen von der
reifen Kraft einer auf ihrem Gipfel stehenden
Begabung, der wie kaum einer anderen vergönnt
war, in gedeihlichster praktischer Betätigung un-
ersetzliche Erfahrungen zu sammeln. Es sei
gleich gesagt, worauf es bei der Bewertung der
neuesten Schöpfung Littmanns ankommt: nicht
so sehr auf Fassade und Innendekoration, sondern
in erster Linie auf die theaterbautechnische
Seite der ganzen Anlage, die dem Einblick des
Laien fast vollkommen entzogen ist. Klar ist
ohne weiteres, daß jeder Theaterbau, das Heim
eines hundertfach komplizierten, aus den ver-
schiedensten Elementen zusammengesetzten Be-
triebes, in technischer Hinsicht die höchsten An-
forderungen stellt. Die Szene will ja ein Spiegel-
bild der großen Welt geben. Und zu ihrem
Aufbau ist daher wohl der vielfältigste Apparat
an Betrieben, Räumen und Einrichtungen erfor-
derlich, der überhaupt unter einem Dache zu
vereinigen ist. Die künstlerische Seite des Be-
triebs stellt ihre Ansprüche ebensogut wie die

technische; und dazu gesellt sich das Zuschauer-
haus mit seinen immer neu zu lösenden Aufgaben.
Es ist keineswegs eine bestimmte, glatte Summe
von Raumbedürfnissen, die der Theaterarchitekt
zu befriedigen hat. Ihm ist vielmehr die Aufgabe
gestellt, einen schwierigen, nur in seinen Zielen
festgelegten und im übrigen zahlloser »Lösungen«
fähigen Organismus zu erschaffen. Er hat hart
mit dem Objekte zu ringen und hat seine eigent-
liche Arbeit längst getan, ehe er an die äußere
Erscheinung, an das Sinnfällige und Ausstattungs-
mäßige denken kann. — Dies alles mußte noch
einmal gesagt werden, ehe gerade in diesem Falle
von der rein künstlerischen Seite des Baues ge-
sprochen werden konnte. Denn dem Wunsche
des hohen Auftraggebers entsprechend mußte
der Bau sich äußerlich so einfach wie möglich
geben. Zudem waren den Abmessungen der
Fassade auch aus anderen Gründen Schranken ge-
zogen. — Neuartig und wahrhaft ingeniös ist nun
die Art, wie Littmann das Problem im Ganzen
angefaßt hat, das Problem nämlich, ein Theater
zu errichten, das erstens sämtlichen Bevölkerungs-
klassen und zweitens sämtlichen Gattungen szeni-
scher Darbietungen zu dienen hatte. Gleich bei

1912. X. 1.
 
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