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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 23.1912

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Lange, Konrad: Über Kunstform und Werkform
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https://doi.org/10.11588/diglit.7710#0295

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INNEN-DEKORATION

283

BILDHAUER OEO SIEBURG —BERLIN-WILMERSDORF

* I : i I I ' * t i 1 i I » i ii Im'

HOLZSCHNITZEREI FÜR BETTRÜCKWAND. MODELL

UEBER KUNSTFORM UND WERKFORM.

Eine gegenwärtig verbreitete Anschauung geht dahin,
daß das Künstlerische in der Architektur und über-
haupt der angewandten Kunst wesentlich auf ihrer Zweck-
mäßigkeit be-
ruhe, daß der Ge-
nuß, den man an
ihrer Anschauung
habe, zum großen
Teil mit dem Ge-
fühle f. ihreZweck-
mäßigkeit iden-
tisch sei. Ich halte
dies für einen Irr-
tum. Und da die-
ser Irrtum, wie ich
glaube, für unsere
moderne, ange -
wandte Kunst ge-
wisse Gefahren in
sich birgt, so will
ich auf diese Frage
etwas näher ein-
gehen. Natürlich
leugne ich nicht,
daß jedes Haus,
das zum Wohnen
dienen soll, eine
Form haben muß,
die es dazu geeig-
net macht. Auch
fällt mir nicht ein
zu bezweifeln, daß
die Erkenntnis die-

B1LDHAUER OEO SIEBURG —BERLIN. HOLZSCHNITZEREI FÜR E1H BÜFETT. MODELL

ser Zweckmäßigkeit für den Beschauer des Hauses eine
Quelle der Lust ist. Ebensowenig leugne ich, daß der
Architekt und Vertreter der angewandten Kunst bei allen

seinen Werken auf
die Bestimmung,
der sie dienen, das
Material, aus dem
sie bestehen, die
Technik, in der sie
ausgeführt werden
sollen, Rücksicht
nehmen muß. Was
ich leugne, ist nur,
daß diese Rück-
sichtnahme a n
sich schon etwas
Ästhetisches sei,
daß der ästhetische
Genuß an solchen
Werken wesentlich
durch diese Rück-
sichtnahme be -
stimmt werde. Und
zwar leugne ich es
aus rein logischen
Gründen. Ich sage
mir, daß die Be-
friedigung, die
man über die
Zweckmäßig-
keit einer Sache
empfindet,u n m ö g-
lich ein ästhe-

1912. VII. i.
 
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