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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 23.1912

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Einrichtungs-Kunst im neuzeitlichen Hotel, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.7710#0242

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INNEN-DEKORATION

EINRICHTUNGS-KUNST IM NEUZEITLICHEN HOTEL.

Außer den repräsentativen Festsälen erfordert der
. Speisesaal des modernen Hotels in seinem Ausbau
eine besondere Sorgfalt. Der Zugang zu ihm muß freund-
lich und einladend, angenehm vorbereitend gehalten sein.
Der möglichst von zwei Seiten belichtete Raum sei am
besten länglich im Verhältnis; er lasse sowohl die Auf-
stellung mehrerer Längstafeln wie die der Hufeisenform
und auch die Aufstellung kleinerer Tische zu. In neuerer
Zeit ist man ja fast überall dazu übergegangen, auch die
Table d'höte an einzelnen Tischen servieren zu lassen.
Auf die mehr oder minder reiche und prächtige Aus-
stattung kommt es im Grunde genommen viel weniger an
als auf eine lichte, freundliche und e i n 1 a d e n d e G e s a m t-
wirkung. Man vermeide überreiche Dekorationen, je
würdiger, je ehrlicher in den gewählten Mitteln ein solcher
Speisesaal ausgestattet ist, je besser ist es darin zu tafeln,
je leichter ist er zu lüften und zu reinigen. In einem
unharmonischen Speisesaal kann selbst bei bester Spei-
senfolge keine rechte hochgehende Tischfreude aufkom-
men. — Neuerdings pflegt man jegliches Schrankmobiliar
aus dem Speisesaal fern zu halten; ich bin aber doch da-
für, auch diesem sein altes Recht zu belassen, etwa in der
Form einiger Kredenzen und dergleichen; dies empfiehlt
sich zumal dort, wo man mit toten Wänden rechnen muß,
die nicht genügend durch Fenster oder Pfeilerstellungen
belebt werden. Recht empfehlenswert ist es, die Wände

in Ober- und Unterwand zu teilen, wobei die untere
Partie in Holztäfelung, Linkrusta, Fliesen- oder Marmor-
verkleidung gehalten ist, während man für die Oberwand
eine Stofftapete oder Wachsölfarbenanstrich wählt. Auf
helle und lichte Farbengebung ist besonders Wert zu
legen, schwere und dunkle Stimmungen in rot und blau
sind zu meiden; gelbe und grünliche Stimmungen, weil
gute und festliche Lichtfarben, haben sich noch immer am
vorteilhaftesten erwiesen. Man meide im Festsaal klein-
liche Bildchen und ziehe dagegen größere Wandbilder
vor. — Die Decke des Speisesaals sei licht gehalten,
einfach kassettiert oder in Felder geteilt mit diskreter
Stuckantragung belebt. Es muß ein einheitlicher, groß-
dekorativer Zug im Speisesaal walten, der auch in den
leichtaufgelösten Kunstverglasungen der Fenster, wie in
den Beleuchtungskörpern, den Kaminverkleidungen und
dem Bodenbelag, wie auch schließlich im ganzen Mobiliar
ausklingen muß. — Es soll nun noch der Stühle mit einigen
Worten gedacht sein. Uberall, wo noch nicht an kleinen
Tischen serviert wird, empfiehlt sich der niedriglehnige
Speisestuhl mit Ledersitz, nicht allzu schwer, damit ihn
auch eine Dame noch gefällig hantieren kann. Angenehm
sind Speisestühle, deren Lehne etwas über Kreuzhöhe,
etwa bis Mitte Rücken reichend, glatt behandelt und so
weit herumgeführt sind, daß auch ein Teil dem Auflegen
des Unterarmes vorbehalten bleibt. — (s&iM auf S. 245.)
 
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