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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 23.1912

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Räume von Ludwig Preetorius in Hamburg
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Einige Worte zum Nachdenken
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https://doi.org/10.11588/diglit.7710#0178

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INNEN-DEKORATION

entw. u. ausf.: ludwig preetorius—hamburg

fensterplatz in d. empfangshalle im hause p.

das auf den ersten Blick erkennbare, entscheidende Ge-
präge: Vornehme Ruhe und Wohnlichkeit, — die
wesentlichen Merkmale kultivierter Raumkunst. — Eine
sehr gute Lösung ist der Durchgang aus dem eichen-
holzvertäfelten Herrenzimmer mit blau-brauner Seiden-
damastbespannung zum Salon mit grauem geschliffenem
Holzwerk, grau gestreifter Seidenstoffbespannung und
Kirschbaum-Möbeln. Das Gemälde von Willy Preetorius-
München vermittelt als Supraporte zwischen dem Fries in
Gobelinstoff den farbigen Ubergang der beiden Räume.
Klare architektonische Raumdisposition, Empfindung für
Materialwerte und für den Reiz wesentlicher Elemente
englischer Raumkunst und des »Bauernbarocks« sind
die Gestaltungsbedingungen, die der großen Empf angs-
halle eine außerordentlich behagliche Stimmung ver-
leihen. Innerhalb des ruhigen Zusammenklanges des
dunklen Holzes der Wandverkleidung, heller Kacheln
des Kamins, des kupferroten Filzes und schwerer Tep-
piche des Fußbodens kommen die feinen Schmuckwir-
kungen der Malereien der Decke, des Gobelinbezuges
des Sofas und der diskreten Verglasungen im Fenster, so-
wie der wenigen, schönen Einzelgegenstände, Leuchter,
Teller usw. vortrefflich zur Geltung. Einer solchen ge-
schmacklich hochstehenden und zugleich an Bodenstän-
diges so taktvoll anknüpfenden Innen - Einrichtungskunst
dürften sich wohl auch in der konservativen Patrizierstadt
Hamburg keine Widerstände entgegensetzen. — l.

EINIGE WORTE ZUM NACHDENKEN.

~C ine vernünftig orientierte moderne Kunst kann unmög-
lieh auf dem Standpunkt stehen, daß die Erfahrungen
vergangener Generationen für die Nachwelt unnütz sind,
sie muß im Gegenteil begierig sein, sie sich anzueignen,
und sie muß allen denen dankbar sein, die ihr dabei be-
hilflich sind. — g josef schinnerer.

TVjichts ist nötiger, als daß man lerne, eigenes Tun
und Vollbringen an das anzuschließen, was an-
dere getan und vollbracht haben, wieder das Pro-
duktive mit dem Historischen zu verbinden. — goethe.

£

THxie Lust zu kritisieren und Kritiken zu hören hat in
unserer Zeit die unmittelbare Freude an allen
großen Erscheinungen der Kunst in den Herzen von
Millionen schon zerstört. — alfred lichtwark.

£

Us wird wohl einmal eine Zeit kommen, wo die »Wis-
senschaft« alles in allem wird, dann verschlingt sie
aber Religion und Kunst, .... Gott lasse mich
den Tag nicht erleben! — Henriette feuerbach.

£

\\Ter Kindern ihre Lust am Spielen verdirbt und den
Künstlern die Lust an ihrer Arbeit, der ist ein
Philister und wenn er auch die Idee vom Ubermenschen
in seiner Seele herumträgt. — hans thoma-karlsruhe.
 
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