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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 23.1912

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Arens, Fr.: Das neue Ausstellungs-Haus J. Keller
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https://doi.org/10.11588/diglit.7710#0419

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XXIII. JAHRGANG.

DARMSTADT.

NOVEMBER 1912.

DAS NEUE AUSSTELLUNGS-HAUS J. KELLER - ZÜRICH

INNEN-AUSBAU UND AUSGESTELLTE REPRÄSENTATIONS-RÄUME

\7"on den Bau-Aufgaben, die die Gegenwart den
Architekten und Dekorationskünstlern stellt,
sind wohl jene die schwersten, die in unmittel-
barer Beziehung zum Erwerbsleben stehen. Eine
Fabrik, ein modernesGeschäftshaus sind unmöglich
nach Analogien der Vergangenheit zu gestalten,
sondern müssen aus dem Geiste unserer Zeit heraus
neu geschaffen werden. Hier bieten sich neue
Aufgaben, die es dem Künstler doppelt schwer
zu machen scheinen, die ihm vorschwebenden
Schönheitsideale in Wirklichkeit umzusetzen. Die
»Zweckmäßigkeit« ist gewiß eine schöne Sache,
aber sie allein vermag den Eisen- und Betongerüsten
vieler moderner Bauten noch nicht den Charakter
eines Kunstwerkes zu verleihen. — Um so erfreu-
licher ist es, hier über ein Werk berichten zu
können, das gleichzeitig ein modernesGeschäfts-
haus großen Stils und doch ganz von künst-
lerischem Geiste erfüllt ist. Die Firma J. Keller
in Zürich, die schon seit Jahren sich in den
Dienst einer vornehmen, gehaltvollen Wohnungs-
kunst stellt, hat das unbestreitbare große Ver-
dienst, in ihrem neuerbauten Hause dem modernen
Kunstgewerbe ein geradezu ideales Heim geschaf-
fen zu haben. Nicht häufig wird man wohl ein

kaufmännisches Unternehmen finden, das mit
solcher Opferwilligkeit den Wünschen der schaf-
fenden Künstler entgegengekommen wäre. — Von
außen wirkt das neue Haus durch schlichte
Vornehmheit. Architekt Cuttat — St. Gallen und
Huwyler—Zürich haben den Bau gemeinsam
ausgeführt; die Fassade ist von dem ersteren ent-
worfen. In den hohen luftigen Räumen, die sich
durch vier Stockwerke des geräumigen Hauses
ziehen, haben Einrichtungen der verschiedensten
Art Aufstellung gefunden. So ist der unter der
Kuppel befindliche Runde Saal des dritten
Stockwerks in sehr geschmackvoller Weise von
den Architekten Streiff & Schindler—Zürich
für die Ausstellung alter Möbel hergerichtet
worden; ein reizvoller Parallelismus der Säulen
und Pilaster belebt aufs angenehmste den vor-
nehm weißen, mit einigen diskreten Goldornamen-
ten verzierten Raum, der bereits auf der Züricher
Raumkunst - Ausstellung Interesse erregte. Sehr
wohl gelungen ist auch die in den Kellerschen
Ateliers hergestellte Halle alt-englischen Stils.
Und ein freundliches »Alt - Züricher« Zimmer
beweist, daß im Hause Keller auch die gute
Schweizer Tradition sorgsame Pflege findet.

1912. XI. 1.
 
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