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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 23.1912

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Kaesbach, W.: Eine Künstler-Villa in Florenzt
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https://doi.org/10.11588/diglit.7710#0191

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XXIU. JAHRGANG.

DARMSTADT.

MAI 1912.

EINE KÜNSTLER-VILLA IN FLORENZ.

DAS HAUS DES ARCHITEKTEN MAX ZÜRCHER.

Die Abbildungen dieses Heftes wollen einen
Einblick gewähren in ein Künstlerheim in Flo-
renz: die Villa des Architekten Max Zürcher.
Zürcher ist Schweizer. Das sagt schon viel; sind
sie doch alle seltsame, schwerverständliche Men-
schen, die Schweizer, die wir kennen und nennen.
Klar werden über sie kann man wohl nur dann, wenn
das Irritierende, das Barocke an ihnen unwirksam
geworden und nur das Besondere, das schöpfe-
risch Eigene, das schöne Wollen und das verwirk-
lichte Können allein für sie spricht. Dieser hier,
dessen Wiege in Zürich gestanden, dessen Vater
Hauptmann in päpstlichen Diensten gewesen,
dessen Mutter eine Herrscherin von unbeugsa-
mem Eigenwillen war, der schon in seiner Jugend
die absonderlichsten Ideen hegte, dann Maler
wurde, Mitglied gar der Berliner Secession von
ihren ersten glorreichen Tagen an, der nach Italien
zog, ein verlottertes Podere in wenig Jahren glän-
zend rentabilisierte, der aus einer verbauten, alten
Villa, der abgebildeten Villa »Riposo dei Vescovi«
in Florenz, ein Kleinod an Schönheit und Bewohn-
barkeit zu schaffen gewußt, den dabei die Baulust
überkam, der Villen und Gärten baute und nun da-
ran ist, dank der Großheit und dem Vertrauen eines

wahrhaftigen Mäzens, der jungen deutschen Kunst
die Stätte der Weihe und der Arbeit im ewigen
Rom zu schaffen, die sie seit mehr als 100 Jahren
ersehnt hat — dieser Schweizer, Max Zürcher,
Maler, Bildhauer, Architekt ist der eigenartigsten
und interessantesten einer. Seine Biographie zu
schreiben braucht es eines tiefen und feingearteten
Psychologen und einer Feder, die geschmeidig
und stilvoll zugleich ist. Hier sollen von seiner
Bedeutung und von seinem erstaunlichen Auto-
didakten-Können nur die Abbildungen zeugen.
Sie tuns deutlich und überraschend für jedes un-
befangene Auge. Die Würdigung eines Fach-
mannes soll kommen, sobald sein großes Werk
in Rom der Öffentlichkeit unterbreitet wird. —
Dann wird sich an der Hand von Gesamtan-
sichten und Grundrissen zeigen, daß Zürcher
auch die wichtigste und delikateste Aufgabe der
Architektur beherrscht, ein Bauwerk, — im Falle
der römischen Akademiebauten sogar ein kom-
pliziertes System von Bauten, — so in die Um-
gebung hineinzustellen oder richtiger, so aus ihr
herauswachsen zu lassen, daß beide ein unzer-
trennliches Ganze, eine Architektur im um-
fassendsten Sinne bilden. — dr. w. kaesbach.

1912. V. 1.
 
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