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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 23.1912

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Einige Merksätze zum Ueberdenken
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https://doi.org/10.11588/diglit.7710#0365

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INNEN-DEKORATION

353

EINIGE MERKSÄTZE
UEBERDENKEN

ZUM

ARCHIT. C. W. SCHWARZ-WIEN. SCHLAFZIMMER-
SCHRANK. PLATANENHOLZ MIT SCHWARZ. LEISTEN

sollst. — Gewiß hat unsere Ästhetik von die-
sem ihrem Versprechen auch nicht das Ge-
ringste eingehalten, den Wechsel nicht ein-
gelöst, nicht die kleinste Abschlagszahlung
auf ihn geleistet. — Was Kunst ist, weiß
der Künstler aus sich. Diese Selbst-
gewißheit muß ihm wieder zurückge-
wonnen werden. — julius hart.
*

efühl, das den Ausdruck rindet, ist
glücklicher als ein Wissen, das nach-
ahmt. Kühne Unwissenheit, die auf die Ge-
fahr hin einige Züge zu vergessen und einige
Formen zu brechen, auf den Gedanken, auf
den ihr Augenmerk gerichtet ist, etwas brutal
zustürzt, trifft meistens besser das Ziel, als
ein gescheites aber kraftloses Talent, das
durch die Winkelzüge einer feinen Ausfüh-
rung und einer treuen Nachahmung langsam

darnach strebt. — rudolf toepfer.

*

Tnedle Arbeit, das ist Arbeit, die den
^ Arbeitenden entwertet, seinem Leibe
oder seiner Seele Schaden bringt, die bei
ihm Fähigkeiten weder entwickelt noch ver-
langt. Unedle Arbeit, das ist treuloses Schaf-
fen, bei dem der Schaffende nicht sich selbst
gibt, bei dem er sich betrügt oder die be-
trügt, die das Werk gebrauchen oder genie-
ßen sollen, und nicht mit Künstlichkeit und
falschem Schein getäuscht werden wollen.

Bevor die Grundfrage der Ästhetik: »Was
ist Kunst« fiel, gab es bereits längst eine
Kunst. Ohne daß der Mensch »wußte, was
Kunst sei«, ohne daß er ein Interesse an diesem
Wissen besaß, hat er dennoch auf allerhand
Weisen sich mit künstlerischen Angelegenhei-
ten beschäftigt und ein ästhetisches Leben ge-
führt. Der Künstler war es nicht, der zuerst
die Frage: »Was ist Kunst« in die Welt hin-
einwarf, hineinwerfen konnte. Eine andre
Natur als die künstlerische trat ihm damit ge-
rade entgegen, ein höchst widerkünstlerisches
Wesen, dessen letzten und tiefsten Interessen
und Strebungen auf ein völlig Anderes, nur
nicht auf künstlerische Schaffenstätigkeit ge-
richtet waren, der dem Kunstwerk überhaupt
keine lebendige Anteilnahme, keine eigent-
liche Genußfreude entgegenzubringen ver-
mochte. — Mit der Frage: »Was ist Kunst« tritt
dieser Widerkünstler dem Schaffenden ent-
gegen und reißt ihn heraus aus seiner Naivetät,
Sicherheit und Selbstgewißheit, sehr gut sol-
ches zu wissen, — macht ihn in seinen Le-
bensgefühlen erkranken. Was Kunst ist, sollst
Du von mir erst lernen, ich bin es, welcher Dir
die Geheimnisse Deines Schaffens aufdeckt,
welcher Dir offenbart wie und was Du schaffen

C. W. SCHWARZ —WIEN. KREDENZ. EICHE MIT GESCHNITZTEN FÜLLUNGEN
 
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