Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 23.1912

DOI Artikel:
Meißner, Paul: Das neue Stadthaus in Berlin. Erbaut von Geh. Baurat Ludwig Hoffmann
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.7710#0456

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
444

INNEN-DEKORATION

GEHEIM. BAURAT LUDWIG HOFFMANN—BERLIN

DIE GROSSE HALLE IM NEUEN STADTHAUS-BERLIN

die bleibenden und erzieherischen Wert für die
Nachwelt erhalten sollen. Aber bei dem Suchen
nach der Form wird leicht vergessen, daß nicht
die Form allein den höchsten Inhalt der Kunst aus-
macht, sondern der geistige und sittliche Ernst
der Persönlichkeit oder Zeit, der hinter dieser
Form steht. Und von diesem Gesichtspunkt
heraus betrachtet, sind alle großen Kunstwerke
gleich wertvoll, es gibt keine Abstufungen nach
bestimmten Zeitabschnitten; ein Wertmesser ist
nur, ob das Werk jeder Zeit etwas Neues sagen
kann, seinen kulturbildenden Wert also behält
und gleichsam eine verbindende Brücke über alle
Zeiten hinweg schlägt. — In unserer Zeit sind
nun die Werke nicht allzu zahlreich, die den
Stempel einer geschlossenen, in sich ruhenden
Persönlichkeit an sich tragen, die eine Einheit
der Form und des Charakters des Erbauers be-
deuten, und denen man eine über unsere Zeit
hinausgehende Bedeutung zumessen muß. — Zu
ihnen rechne ich das von Ludwig Hoffmann
erbaute Stadthaus Berlins. Keiner wird sich der
ernsten Wirkung entziehen können und jeder
wird die Ruhe und Sicherheit wohltuend emp-
finden, die aus diesem Werke ausströmt. Der

Bau, der im vorigen Jahre seiner Bestimmung
übergeben wurde, bedeutet die Krönung einer
langjährigen Arbeit, die der Stadt Berlin eine
große Reihe bedeutsamer Werke geschenkt und
die dem modernen Berlin den Stempel aufge-
drückt hat. Die Fäden, die von hier ausgehen,
sind unendlich zahlreich. Der Segen dieser Ar-
beit ruht nicht nur auf Berlin, sondern er hat
befruchtend auf unsere ganze moderne Bauge-
schichte gewirkt. In der großen Publikation, die
über das Berliner Stadthaus erschienen ist, legt
Hoffmann die Grundlagen seiner Arbeitsweise
klar. Ihm wächst die Aufgabe aus dem Pro-
gramm, der Grundstücksform und der Umgebung
heraus. »Familien- und Gemeinwesen, sagt er,
pflegen ihre Tradition hochzuhalten. Dies umso-
mehr, wenn sie mit Genugtuung auf ihre Vor-
zeiten zurückblicken können. Und die Stadt
Berlin kann sich ihrer architektonischen Ver-
gangenheit und dabei vorzugsweise der Barock-
zeit mit Stolz erinnern. Was ist da natürlicher,
als das Bestreben, beim Neubau des Stadthauses,
das im Mittelpunkt des alten Berlin und ange-
sichts eines so wertvollen älteren Denkmals, der
Parochialkirche, errichtet werden sollte, die alte
 
Annotationen