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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 23.1912

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Schulze, Otto: Neue Möbel nach Entwürfen von Architekt Ludwig Paffendorf in Cöln
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https://doi.org/10.11588/diglit.7710#0489

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NEUE MÖBEL NACH ENTWÜRFEN VON ARCHITEKT
LUDWIG PAFFENDORF IN CÖLN

F. ast noch mehr als der Raum selbst treten seine Möbel
und anderen Zutaten in Erscheinung. Man handelt
eben nach geschäftsmäßigem Brauch heute die Möbel
ein, denn die Zahl derjenigen, die sich auf Sonderanferti-
gung einlassen können, bleibt trotz allem wirtschaftlichen
Aufschwung noch immer verhältnismäßig klein. — Wir
haben uns daran gewöhnt, die industrielle, fabrikmäßige
Herstellung von Möbeln nicht mehr als einen Verstoß
gegen den guten wie den persönlichen Geschmack zu
beurteilen, denn zahllose andere Gebrauchsstücke der
Wohnung werden ebenfalls erst für viele dadurch er-
schwinglich, daß sie in mehrfacher Wiederholung herge-
stellt und dadurch in ihren Herstellungskosten verringert
werden. Es sei nur an Tapeten, Gewebe, Teppiche,
Beleuchtungskörper, keramische Erzeugnisse und anderes
erinnert. Und unser persönlicher Geschmack, der ja
nichts anderes ist als der Ausdruck unseres Verhaltens
in Annahme und Ablehnung des Guten und Schlechten,

das auf uns einströmt, muß, soweit er mit bescheideneren
Anschaffungsmitteln zu rechnen hat, eben mit besonderer
Klugheit seinen Bedarf für Haus und Heim aus dem Dar-
gebotenen, dem Vorrätigen wählen. Es ist sehr hübsch
und gut, sagen zu können, daß ein Künstler meine Räume
und Möbel entworfen und gute Werkstätten sie aus-
schließlich für mich ausgeführt haben, es verschlägt doch
aber auch aus den oben angeführten Gründen nichts,
wenn ich weiß, daß zwölf oder auch vierundzwanzig an-
dere Familien sich desselben Mobiliars erfreuen. Eine
gute vernünftige Kalkulation lehrt nämlich, daß bei schon
zwölfmaliger Wiederholung eines Möbels in seine Her-
stellungskosten ein Künstlerhonorar mit eingerechnet
werden kann. Viele Fabrikmöbel kranken ja nicht an
schlechter technischer Herstellung oder Verwendung
minderwertiger Hölzer, sondern lediglich an unkünst-
lerischer und zweckwidriger Gestaltung. Das Fabrik-
und Industrieerzeugnis wird zur Qualitätsware, wenn
 
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