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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 52.1941

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Kultur in alter und neuer Welt
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INN EN-DEKORATION

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»SCHLAFZIMMER FQR EIN LÄNDLICHES WOHNHAUS« ENTW. PROF. JOS. HILLERBRAND, BEMALUNO: MAX KARBACHER

kulturellen Entwicklung steht das Bild am Anfang,
und spät erst kommt es zu dem abstrahierenden Be-
wußtsein, das sich theoretisch und rein begrifflich
ausdrückt. Und ihm werden dann die Bilder und Sym-
bole, die das Volk in seiner dichterischen Jugend
schuf, zu Erscheinungen, an deren Sinndeutung der
Verstand unaufhörlich arbeiten kann, ohne ihnen je-
mals ganz auf den Grund zu kommen. Diese Bilder
sind wie die Geschöpfe der Natur: gedeutet wird die
Natur immer von neuem, aber ausgedeutet wird sie nie.

Der gemalte Schmuck am Hausrat ist nicht nur ge-
schichtlich ein altes Erbstück, er ist auch kulturpsy-
chologisch »alt«. Er stammt in seinen Wurzeln aus
jenem bildgebundenen Fühlen und Denken, das wir
als das Fühlen und Denken des Kindes noch heute
kennen. Und es geht uns im selben Sinne an, wie uns
die alten Märchen und Sagen, die Sprüchwörter und
Volksdichtung, die Bräuche und Sitten aus Vorzeit
angehen. Freilich sind in unsrer Kultur längst das
abstrahierende Denken, der scharfe technische Ver-
stand, der klare Zweckwille zu führenden Mächten
geworden. Diese Kultur wird nicht mehr in ihrem
ganzen Umfange auf das alte Bilddenken zurückge-

schraubt werden können. Aber sehr gerne begehen
wir dort, wo es die Zwecke und Umstände nahe-
legen, ein Wiedersehen mit der alten Bilderwelt
und Bildersprache. Wo die Überlieferung des farbig
bemalten Hausrats noch lebendig ist oder in alten
Erbstücken noch vielfach vor Augen steht, zumal in
ländlicher Umwelt, da wird der Kunsthandwerker mit
seinem Schaffen dankbar an sie anknüpfen können.
Schöne Beispiele für ein solches Anknüpfen bietet
der gemalte Schmuck, mit welchem Max Karbacher
einige von Professor Josef Hillerbrand entworfene
Möbel und keramische Erzeugnisse versehen hat.
Die Deutschen Werkstätten in München, die diese
Gegenstände ausgeführt haben, lassen seit geraumer
Zeit in ihrem Schaffen das Bestreben erkennen, das
Lebensfähige der Tradition freundlich zu pflegen, dem
guten Handwerksgeist gerade mit seinen gemütvollen
Prägungen Raum zu geben, wo es irgend möglich ist.
Josef Hillerbrand hat mit sicherem Geschmack die
hier abgebildeten Möbel in einer Weise geformt, daß
dem Maler das beste Stichwort für seine Tätigkeit
gegeben und doch zugleich dem Geiste der Gegen-
wart behutsam Rechnung getragen wurde. - w.M.
 
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