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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 52.1941

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Schöne Keramik
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https://doi.org/10.11588/diglit.12314#0073

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INNEN-DEKORATION

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SCHÖNE KERAMIK

Die Schönheit eines Wohnraums beruht in erster
Linie auf der Leistung des Architekten und des
Kunsthandwerkers, aber sogleich nach ihnen kommt
als dritter Mitgestalter der Bewohner selbst zur Gel-
tung. Und mit welchem Nachdruck! Der Bewohner
hat es in der Hand, das, was ihm die Fachleute als
schöne Raumverhältnisse und als guten Hausrat zur
Verfügung gestellt haben, auf einen Gipfel der ästhe-
tischen Wirkung zu erheben - oder es zu sabotieren.
Die Vorhänge an den Fenstern, die Tischdecken und
TePpiche, dann die Tapete und der Wandschmuck,
die Schau- und Gebrauchsdinge, wie sie als Vasen,
Schalen, Krüge, Gläser, Lichtträger den Wohnraum
bevölkern - jedes einzelne Stück bedeutet für den
Bewohner eine Gelegenheit, erhöhende Akzente zu
setzen, Wertgefühl sprechen zu lassen, eine eigne,
schöne und gehaltvolle Welt harmonisch in die
Räume einzuweben. Ich denke an einen Mann, der,
ohne mit Gütern gesegnet zu sein, seine Wohnung zu
einem stillen, feinen Kunstwerk gemacht hatte, ein-
fach dadurch, daß er keinen Gegenstand auf dem
Tisch oder Kredenz, an der Wand oder im Glas-

schrank duldete, der nicht edel geformt und echt ge-
arbeitet war. Bei jedem Krug, jeder Blumen- und
Obstschale, die auf dem Tisch erschien, bei jedem
Wandteller auf dem Bord, ja bei jedem Aschenbecher
auf dem Teetisch spürte man die liebevolle, achtsame
Wahl, die er hatte passieren müssen. Man merkte die
prüfende Hand, die das Stück hin und her gewendet,
das Auge, das die Gestalt und den Zierat genau unter-
sucht hatte. Das Ergebnis war, daß jede Einzelheit in
der Wohnung, ob groß oder klein, als ein tragender
Wert wirkte. Jede fesselte für eine Sekunde den Blick,
weckte ein freundliches Gefühl. Einiges war wohl
kostbar und alt, das meiste aber einfach, gut und echt.
Kein Ding war leer oder gleichgültig, jedes half an
seinem Teil dem Raum zu Schönheit und Würde. Eine
Wohnungseinrichtung kann man kaufen, und wenn
man sie aus einer guten Quelle bezieht, wird sie auch
gut sein. Aber ob ich, der Bewohner, dieser schönen
Möbel würdig bin, ob sie untereinander und mit mir
selber eine künstlerische Einheit bilden, das erweist
sich erst in der Wahl der Gegenstände, die ich ihnen
zugeselle. Gerade auf dem Gebiet der Gebrauchskera-
 
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