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Oechelhäuser, Adolf von; Kraus, Franz Xaver [Hrsg.]
Die Kunstdenkmäler des Grossherzogthums Baden (Band 4,2): Die Kunstdenkmäler des Amtsbezirks Tauberbischofsheim (Kreis Mosbach) — Freiburg i.Br., 1898

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https://doi.org/10.11588/diglit.1372#0026

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i8

KREIS MOSBACH.

Reiche Stuckdecken im Innern, an denen der Schild der Hausthür wieder-
kehrt ; an den schönen Barock - T h ü r e n noch die ursprünglichen Beschläge erhalten.

[Am Hause Nr. 37 in der Hauptstrasse ist ein hübsches, in den Hof führendes
Doppelportal mit der Jahreszahl 1593 unlängst abgerissen worden.]

Bildstöcke Eine Anzahl schöner Bildstöcke im Ort (z. B. vom Jahre 1721 bei der Kirche) und

vor demselben (z. B. auf der Tauberbrücke vom Jahre 1741).

wirthsschiid Guter Wirthsschild am Stern.

Wolfgangs-
kapelle

Bildwerke

Im Westen vor dem Dorfe, jenseits der Tauber gelegen, die alte St. Wolfgangs-
kapelle, eine Stiftung des Hans Klinger von Hall (Grabstein s. unten), laut Inschrift-
stein an der Nordwand IAA2 errichtet. Die Erlaubniss zum Bau hatte Erzbischof
Adolf IL zu Mainz bereits i. J. 1469 ertheilt. Die Kapelle liegt inmitten eines Pried-

I H S
h 0 f e s, dessen Eingangsthor die Jahreszahl 1619 mit den Initialen G W auf Cartouche-

S
Täfelchen im Bogenscheitel und obenauf ein Kreuz v.J. 1648 trägt.

Der kleine, neuerdings restaurirte und ganz mit Putz beworfene Bau besteht aus
einem niedrigen, flach gedeckten Schiff und einem mit fünf Seiten des Achtecks
geschlossenen, gewölbten gothischen Chor. Die gekehlten Gurte und Rippen der Kreuz-
gewölbe gehen von einfachen polygonalen Konsolen aus, auf deren einer ein rohes
Menschenhaupt ausgemeisselt ist. An den beiden Schlusssteinen: St. Wolfgang mit dem
Modell der Kapelle und eine Vronik. Von den sechs Strebepfeilern, welche den Chor
umgeben, ist einer an der Nordseite abgerissen. Hinter dem Hochaltar dreitheiliges
Fenster, die übrigen zweitheilig; sämmtlich mit gutem Masswerk verziert. Im Schiff
nur noch die beiden vordersten Fenster ursprünglich, die übrigen modernisirt, ebenso
die Seitenthüren, während der spitzbogige Haupteingang noch das alte schräge Gewände
aufweist. Das Fehlen der Strebepfeiler beweist, dass das Schiff von vornherein flach
gedeckt gewesen ist.

Die jetzige innere Ausstattung überaus dürftig und kunstlos. Von der alten Ein-
richtung dürften noch die zwischen den Säulen des hässlichen Hochaltars angebrachten
gothischen Bildtverke herrühren, die einem Triptychon angehört haben. In der Mitte
St. Wolfgang, gut geschnitzte Freistatue;:) die beiden minderwerthigen Seitenfiguren,
St. Martin und St. Kilian darstellend, in Flachrelief. Links im Chor auf einer Konsole
ein Brustbild der Madonna mit dem Kinde, gegenüber ein kreuztragender Christus,
beides geringe Schnitzarbeiten des XVI. (?) Jhs. Die übrigen in der Kapelle vorhandenen
Holzbildwerke stillos und ohne Werth.

Aussen an der Südwand der Grabstein des Stifters mit dem roh eingerissenen
Bilde des Verstorbenen und folgender Umschrift: Statin l tüii l ltt° l UtC° l 1%%%M° l

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J) Die in der Gegend übliche Zutheüung aller älteren Bildwerke an Riemenschneider ist hier
besonders unsinnig.
 
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