Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Oechelhäuser, Adolf von; Kraus, Franz Xaver [Editor]
Die Kunstdenkmäler des Grossherzogthums Baden (Band 4,2): Die Kunstdenkmäler des Amtsbezirks Tauberbischofsheim (Kreis Mosbach) — Freiburg i.Br., 1898

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.1372#0037

DWork-Logo
Overview
loading ...
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
28

KREIS MOSBACH.

Orgel-Empore

Kerzenhalter

Kirchenschatz

Aufdringlichen und'Ueberladenen in der Dekoration des obengenannten Gotteshauses. Es liegt nahe,
auch für Gerlachsheim die Thätigkeit von Wessobrunner Stuccateuren anzunehmen, die nachweislich
bei der nach ganz ähnlichem Grundriss-Schema wenige Dezennien später hergestellten Kirche im
Odenwald beschäftigt gewesen sind. Ebenso weisen die Altäre eine solche Uebereinstimmung mit
denen in Amorbach auf, dass dieselbe Würzburger Werkstatt dafür in Anspruch genommen werden
könnte. Leider sind wir bezüglich unserer Kirche nicht im Besitze ähnlichen Aktenmaterials, wie
Amorbach solches besitzt. Das erwähnte, im Pfarrarchive zu Gerlachsheim befindliche Protocollum
circa recuparationem monast. Gerlachsh. Praemonstr. des P. Christ. Hönninger v.J. 1745 enthält nichts
über die beim Bau und bei der Ausstattung der Kirche betheiligten Künstler.

Verhältnissmässig einfach ist das Chorgestühl in den Hauptlinien behandelt, wenn
es natürlich auch an figürlichem Beiwerk (geschnitzte Reliefs!) uud krausen Rococo-
motiven keineswegs fehlt.

Von grosser konstruktiver Kühnheit und dekorativer Schönheit sind ferner die
oben im Querschiff ausladenden Balkmie, deren Unterseiten mit herrlicher Stuccatur
bedeckt sind.

Einen würdigen Abschluss nach Westen bildet die weit vorspringende Orgelbühne
mit dem prachtvoll verzierten Orgelgehäuse darauf und dem in seiner Art einzig schönen
Windfang darunter beim Hauptportal.

Die Kirchenstühle sind ziemlich einfach gehalten, ebenso die Beichtstühle, bei
denen schliesslich das Geld ausgegangen zu sein scheint.

Am Ende des südlichen Seitenschiffes in der Wand ein sehr schöner geschmiedeter
barocker Kerzenhalter.

Die Ausstattung der Sakristei in reichem Rococo-Schnitzwerk (Schränke, Beicht-
stuhl etc.) ist modern.

Der Kirchenschatz enthält u. a. eine grosse, silbervergoldete Monstranz mit
Kreuzpartikel vom Jahre 1750 [einer Kreuzpartikel in der Monstranz geschieht bereits
in einem notariellen Inventar von 1545 Erwähnung] in ruhigen, edlen Formen. Schöner
Barock-Kelch mit Augsburger Zeichen. Zwei barocke Reliquienhalter aus Holz,
versilbert. Schöne Messinglampe (Empire).

Die Paramentenkammer ist reich an kostbaren Messgewändern, z. Th. aus
dem vorigen Jh.; darunter zwei vollständige gestickte Ornate.

Kloster Das Kloster (Bauzeit s. oben) dient jetzt als grossh. Taubstummen-Anstalt und hat

zu dem Zwecke im Innern eingreifende Umbauten erfahren. Bemerkenswerth nur noch
das Stiegenhaus mit hübscher Balustrade und einige reichere Barock-Thüren mit
dem Ordenswappen darüber.

Pfarrhaus Das gegenüberliegende jetzige Pfarrhaus ein stattlicher Barock-Bau aus der Mitte

des vorigen Jhs.

Manen-Bildwerk Mitten im-Ort grossartige Freigruppe: Maria als Trösterin der Betrübten, vom

Jahre 1751 (renovirt 1878). Figurenreicher Aufbau. Obenauf Maria mit dem Schwert

im Busen, in manierirter, verzerrter Haltung, die übrigen Figuren entsprechend bewegt.

liiidstöcke Zahlreiche Bildstöcke in und vor dem Ort aus den Jahren 1617 (am Eingang

von Grünsfeld her) 1671 (Kreuztragung auf einer jonischen Säule), 1691 (Kreuztragung
im Ort und Abendmahl am Bahnhof), 1760 (Marienbild auf schönem, hohem Sockel an
der Wegkreuzung im Ort) u. s. f. Guter Crucifixus (1741) bei der Brücke.
 
Annotationen