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Oechelhäuser, Adolf von; Kraus, Franz Xaver [Hrsg.]
Die Kunstdenkmäler des Grossherzogthums Baden (Band 4,2): Die Kunstdenkmäler des Amtsbezirks Tauberbischofsheim (Kreis Mosbach) — Freiburg i.Br., 1898

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https://doi.org/10.11588/diglit.1372#0079

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AMT TAUBERBISCHOFSHEIM.

KÖNIGSHOFEN.

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Königshofen, bis zum XVI. Jh. stets D o r f genannt, heisst von da an und so noch
in dem Verpfändungs- und Auslieferungsvertrag zwischen Mainz und Würzburg von
1692 und 1730 Flecken oder Marktflecken, besass also nie Stadtrechte. (Flecken-
ordnung vom Jahre 1731 im reichhaltigen und wohlgeordneten Gemeindearchiv; vergl.
Ehrensberger in Mittheilungen der bad. hist. Kommission 12 S. m. 57 ff.) Dennoch war
es ummauert und durch fünf Thürme und Thore gesichert.

Das erste bekannte Marktprivilegium verliehen ihm Kaiser Friedrich III.
1492 und Kurfürst Bertold 1493; kaiserliche Bestätigungen u. a. i. J. 1530, 1653, die
letzte 1798 vom Kurfürst Friedrich Karl. Zu Anfang des XVI. Jhs. dauerte der sogen,
grosse Markt, am 21. September beginnend, drei Tage und Nächte, später, wie jetzt
noch, acht Tage, aus dem ganzen Taubergau zahlreich besucht. 1668 hatte Königshofen
noch zwei weitere Jahrmärkte, wozu der Kurfürst Philipp Karl 1737 noch das Recht
eines vierten verlieh.

Im XVI. Jh. wurde Königshofen durch die Pest fast ganz entvölkert, so dass
nur sieben Bürger übrig blieben. In die von Schupf ausgehende Bewegung hinein-
gezogen, betheiligten sich die Einwohner von Königshofen eifrig am Bauernauf-
stände. Am 3. Juni 1525 fand bekanntlich auf dem Thurmberge bei Königshofen
die entscheidende Schlacht statt, in welcher wenigstens 4000 Bauern getödtet wurden.
Unter den Gefallenen befand sich die ganze waffenfähige Mannschaft von Königshofen,
etwa 300 Mann. Der Ort erlitt dieselben Strafen, wie die übrigen aufständischen Gemeinden,
doch entzog ihm der Kurfürst wenigstens die Marktgerechtigkeit nicht.

Mainz besass schon vor 1500 ein eigenes Haus zu Königshofen (der Ueber-
lieferung nach früher Johanniterhof), das damals vom mainzischen Schultheissen
bewohnt und vom Keller zu Bischofsheim unterhalten wurde (Baurechnung von 1500
bis 1521). Die Tauberbrücke bei Königshofen, in deren Nähe sich Hochgericht
(1660 neu errichtet) und Centgefängniss befanden, war 1566 neu gebaut und vergrössert
worden, ging aber 1732 bei einer Ueberschwemmung zu Grunde. Die zum Tode des
Ertränkens Verurtheilten wurden von der Brücke aus ins Wasser gestürzt. Berüchtigt
war die Cent zu Königshofen besonders unter Kurfürst Adam von Bicken (1601
bis 1604) durch die zahlreichen Hexenbrände.

Die Pfarrei Königshofen, eine der ältesten im Taubergrunde und die Mutter-
pfarrei der umliegenden Orte, hatte bis Anfang dieses Jahrhunderts die Filialen:
Beckstein, Deubach (jetzt württembergisch) undMarbach nebst Hof Sailtheim
(jetzt württembergisch). Sie gehörte in die Diözese Würzburg (Kapitel Mergentheim),
seit 1656 in die Erzdiözese Mainz (Kapitel Taubergau). Collator war zuerst der
Graf von Rineck, dann Leuchtenberg, seit 1580 der Bischof von Würz-
burg, seit 1656 der Erzbischof von Mainz. fJS.J

Von der alten Befestigung (s. oben) ausser einigen Mauerresten nichts mehr erhalten.

Die Pfarrkirche [tit. S. Mauritii (nach der Pfarreifassion von 1620), früher (823)
S.Martini], ein Neubau von 1836 an Stelle der älteren, baufälligen gothischen Kirche.
Das Erdgeschoss des im Westen vor der Kirche stehenden Thurmes mit seinem
vortrefflichen, dreimal abgesetzten derben Rundbogenportal, sowie der Lisenengliederung
mit Rundbogenfries stammt zweifellos noch aus romanischer Zeit, während die drei
oberen verputzten Geschosse an ihren unterschnittenen Gurtgesimsen und dem Mass-
werk der spitzbogigen Fenster die Zeit der Spätgothik erkennen lassen. An der

Befestigung
Pfarrkirche
 
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