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Oechelhäuser, Adolf von; Kraus, Franz Xaver [Editor]
Die Kunstdenkmäler des Grossherzogthums Baden (Band 4,2): Die Kunstdenkmäler des Amtsbezirks Tauberbischofsheim (Kreis Mosbach) — Freiburg i.Br., 1898

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https://doi.org/10.11588/diglit.1372#0084

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KREIS MOSBACH.

Kaufe ausnimmt. Diese mag er nach Krautheim, vermuthlich auf den Bergort, ver-
pflanzt haben. Aus der erwähnten Thatsache, dass bereits 1239 ein castrum genannt
wird, geht hervor, dass droben zugleich eine feste Burg errichtet worden ist, dieselbe,
welche weiterhin als im Besitze von Krutheim'schen, Hohenlohe'schen und andern Ge-
schlechtern genannt wird. [Die »alte Burg«, wie ein Grundstück nördlich der Stadt
heute noch heisst,°war wohl stets nur eine Warte auf der den Weg von Krautheim nach
Boxberg beherrschenden Anhöhe bei Neuenstetten.] Zu Altkrautheim sind keine Reste
einer alten Burg vorhanden; daselbst stand vielleicht ein Herrenhof, den der vermuthliche
Stammvater der Herren von Krutheim, Eberhard, welcher in der zweiten Hälfte des
XII. Jhs. in einer Urkunde erscheint (1169) und ein Lehensträger des Bischofs von Würz-
burg gewesen sein dürfte, bewohnte. Aus den Erläuterungen über die Bauart des
castrum Crutheim wird im Folgenden überdies hervorgehen, dass es nicht auf Resten einer
älteren Burg steht, dass es in rascher Folge erbaut worden und von vornherein mit Um:
mantelung, Palas mit Kapelle und Berchfrit versehen war. Die Stilformen von Palas,
Kapelle und Berchfrit, bei denen zwar der Spitzbogen erscheint, welche in der Haupt-
sache jedoch noch spätromanischen Charakter haben, verweisen die Burg in das erste
Drittel des XIII. Jh., was demnach mit den urkundlichen Nachrichten gut überein-
stimmt. Rechnet man hinzu, dass man nicht wohl eine eben (1239) fertig gewordene
Burg verkaufen wird, sondern dass dieselbe schon einige Zeit vorher vollendet gewesen
sein dürfte und nimmt man für den flott aufgeführten Bau eine etwa 8-jährige Bauzeit
an, bedenkt man endlich, dass der mit den Bauformen der Burgkapelle zu Krautheim
sehr nahe verwandte östliche Kreuzgangflügel des Klosters Bronnbach nicht vor dem
Jahre 1222 errichtet worden (s. Abtheilung I dieses Bandes S. 55) und dass im Jahre 1225
von drei Ministerialen der Brüder von Krutheim die Rede ist, so gelangt man zu dem
Schlüsse, dass die Erbauung der Burg (also auch der interessanten Burgkapelle)
etwa in die Jahre 1225 bis 1233 zu setzen ist. Hierfür könnte auch sprechen, dass
1225 ein lapicida (Steinmetzmeister) Richard aus Hall und 1231 zwei Laienbrüder (conversi)
des Klosters Schönthal (Beringer und Heinrich) für Konrad von Krutheim als Zeugen
auftreten.

Die stolze, zwar nicht sehr umfangreiche, aber starke und stattliche Veste ver-
kündete von nun ab die Macht Konrads, des an Allodialbesitz reichgesegneten Herrn
(Eigenthümer von Gütern in nahezu 50 Ortschaften), welcher in den folgenden Jahren
Dominus genannt und mehrfach als Mittler und Schiedsrichter beansprucht wird. Sicher-
lich verdankte Konrad viel von seiner Machtstellung der nahen Verwandtschaft mit
Gottfried von Hohenlohe, mit welchem er schon vor 1223 verschwägert ist und
welcher (urkundlich von 1218 an) als ein treuer Anhänger, Freund und Berather des
hohenstaufischen Kaisers Friedrich IL und später dessen Sohnes Konrads IV. erscheint.

Ihn, seinen Schwager Gottfried, hatte Konrad von Krutheim fast ganz allein auch in der Fehde
des Jahres 1234, in welcher man es selbst mit einem Könige als Feind zu thun hatte (König
Heinrich VI., Friedrichs IL Sohn), redlich unterstützt. Schon darum muss angenommen werden,
dass um diese Zeit Konrads Burg vollendet und kriegstüchtig war. Während es anderen kleineren
Herren erst nach dem Wormser Reichsgesetze von 1231 gelang, auf ihrem Grund und Boden
Burgen zu erbauen, konnte Konrad trotz der Nähe der kaiserlichen Pfalz Wimpfen und der Nach-
barschaft des Klosters Schönthal, gefördert durch seines Freundes und des Kaisers Gunst, den Burg-
sitz schon vor dieser Zeit errichten, war sie doch zugleich auch ein Schutz der sich hier kreuzen-
den Heerstrassen Wimpfen—Mergentheim—Würzburg und Hall—Boxberg—Wertheim. Im Süden
 
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