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Oechelhäuser, Adolf von; Kraus, Franz Xaver [Hrsg.]
Die Kunstdenkmäler des Grossherzogthums Baden (Band 4,2): Die Kunstdenkmäler des Amtsbezirks Tauberbischofsheim (Kreis Mosbach) — Freiburg i.Br., 1898

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https://doi.org/10.11588/diglit.1372#0091

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AMT TAUBERBISCHOFSHEIM. — KRAUTHEIM. - .

Baugeschichie und Baubeschreibung der Burg.

Wie aus dem Grundplane Fig. 9 zu ersehen, besteht der ehemalige Herrensitz
aus zwei auch heute noch äusserlich leicht erkennbaren Theilen: der alten romanischen
Burg (Burgmantel, Berchfrit, Palas mit Kapelle) und dem auf Resten des alten west-
lichen Theiles dieser Burg erbauten Schlosse.

Das Schioss ist ein dreigeschossiger schlichter Bau mit einem westlichen Risalit
und einer Wendeltreppe aus dem XVI. Jh. in der Hofecke (nähere Beschreibung s. unten).
Die vor dem Schlosse südlich und westlich sich hinziehenden Stützmauern (s. Lage-
plan Fig. 10) mit den Resten von Thurmausbauten, sowie die im alten Burghals-
graben stehende, durch einen runden Thurm geschützte östliche Qu er mau er sind nach
dem XV. Jh. entstanden und im Zusammenhange mit den Veränderungen am Schlossbau
errichtet worden. Sie bilden eine Art Zwingervorwerk, von welchem noch ein Thor
aus dem Ende des XVI. Jhs. beim westlichen Zufahrtweg zum Schlosse erhalten ist.

Die alte Burganlage, welche wir leicht nach Fig. 10 ergänzen, stellt sich,
wenn man den sich nach Westen wendenden Ansatz des östlichen Burgmantels bis an
die Stelle verlängert, wo heute die' Stadtmauer mit der Schlossmauer zusammentrifft (in
Fig. 1 o gestrichelt), als verschobene Raute mit abgestumpften Ecken dar, an deren Ost-
seite, auf dem Burgmantel stehend, der Palas mit Kapelle sich erhebt und weiter
nördlich der runde, freistehende Berchfrit. An der Nord-, West- und Südseite dieses
Polygons standen wohl ehemals Wohn- und Wirthschaftsgebäude, wie aus den
Urkunden von 1330 und 1342 hervorzugehen scheint. Ob schon vor der ersten Hälfte
des XIII. Jh. eine Theilung des Burggeländes in zwei Abschnitte (für die Gebrüder von
Krutheim?) vorhanden war in der Weise, wie eine solche 1342 angeführt ist, kann nicht
mit Sicherheit bestätigt werden; bemerkenswerth ist nur, dass man im Jahre 1896 eine
aus grossen Tuffquadern gebildete Quermauer in Fundamenten vorgefunden hat,
welche etwa in der Richtung der nördlichen Palasmauer verlief. Eine Scheidemauer
auf der Burg hätte dann den »niedern teyl« von dem »oberen teyl«, in
welchem das refugium, der Berchfrit, stand, getrennt, etwa in der Weise, wie es bei der
um die Mitte des XIII. Jh. von Otto von Eberstein erbauten Burg Neu-Eberstein der
Fall war. Seltsam ist nur, dass weder am Palas noch sonst irgendwo bei den östlichen
Burgbauten ein Ansatzstück für eine Quermauer vorhanden ist.

Der ohne Fundament aufgebaute Burgmantel folgte der Bodenerhebung des
Felsgrundes" derart, dass von der Sohle der südlichen Burgmauer bis zu derjenigen des
Berchfrits und der nördlichen Burgmantelmauer ein Höhenunterschied von etwa 3 m vor
handen ist. Nimmt man die noch zum Theil wohlerhaltene Krone des nördlichen Burg-
mantels als Höhe eines daselbst ehedem vorhandenen Wehrganges an und denkt man sich
den auf der Ostseite der Burg noch vorhandenen Halsgraben im Gefalle nordwestlich ver-
laufend, so ergibt sich auf der Nordseite, also der Hauptangriffseite der Burg, eine Höhe
der Mauerzinnen über Grabengrund von etwa 20 m. Diese nördliche Schildmauer
war 3,0 m stark, wie an dem noch vorhandenen Bruchstück ersehen werden kann,
also wesentlich dicker als die übrigen, nur 1,8 m starken Umfassungen. Zum Schutze
des Palas und der Kapelle erhob sich, etwa 1,7 m vom Burgmantel entfernt, vom
Palas 3,3 m abstehend, der kreisrunde Berchfrit. Der Palas setzt sich mit Kapelle
 
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