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KREIS MOSBACH.
Portal
Innere Aus-
stattung
Altäre
filirungen und Steinmetzzeichen (s. unten) sich deutlich von dem bei der Restauration von
1694 aufgesetzten Mauerwerk unterscheiden. Bei dieser Gelegenheit wurden die spitz-
bogigen Chorfenster in rundbogige verwandelt, das Masswerk herausgebrochen und
die neue Wölbung im Innern (mit später in Rococoformen erneuerter, reicher Stuck-
dekoration) hergestellt.
Auch die vier unteren Geschosse des Thurmes mit ihren gothischen Gurtgesimsen
haben den Brand überdauert. Etwa in halber Höhe der späteren Aufmauerung sieht man
dort unterhalb des dritten Gesimses noch den alten Wasserspeier mit dem betreffenden
Gesimsstück des Chorgiebeldaches, das einst hier anschloss, in der Mauer stecken.
Dass auch die Wände des Langhauses, etwa bis zur Kämpferhöhe der Fenster,
noch dem älteren Bau angehören, wird durch die gothisch profilirte Fensterumrahmung
wahrscheinlich, immerhin ist aber auch möglich, dass der Ersparniss halber beim Neubau
des Langhauses die alten Fenstergewände Wiederverwerthung gefunden haben. Jedenfalls
verdankt die ganze Westfront mit den beiden, völlig ungothischen Strebepfeilern (auch
ganz andere Steinmetzzeichen, s. unten) und dem Barock-Portal dem Umbau von 1694
ihre Entstehung; ebenso das ganze »Ingebäu«, sowohl die drei Arkadenpaare sammt den
Pfeilern, als auch die Oberwände mit dem kräftigen, sich um die Pfeilervorlagen herum-
kröpfenden Gurtgesimse.
Nach der vor Kurzem beendeten Restauration erscheint jetzt das weiträumige,
hohe Gotteshaus im früheren Glänze. Aber auch der ältere Bau muss sehr stattlich
gewirkt haben, denn gegen Ende des XVII. Jhs. soll nach Aussage des damaligen Stadt-
rathes die Pfarrkirche in Lauda nächst den Würzburger Kirchengebäuden die schönste
im ganzen Stifte gewesen sein. Ihre Arkaden ruhten auf vier »steinernen Säulen«, sie
besass fünf Altäre, fünf Glocken und eine grosse Orgel mit neun Registern.
Aus der Zeit vor dem Brande stammt zweifellos auch noch das hübsche Renaissance-
Portal (Fig. 28) der Südseite mit dem Wappen des Bischofs Julius. Dieser hatte im
Jahre 1606 eine Aufforderung an die Bürger ergehen lassen, die Mauern und Fenster
der Kirche zu erhöhen, da sie zu dunkel sei; hiergegen verwahrten sich die Bürger und
baten, ihnen eine solche Auflage, zu der sie nicht verpflichtet seien, zu erlassen, zumal
ihre Stadtmauern und Thürme renovirt werden müssten. Der erwähnte Brand brach
in der Nacht vom 27. auf 28. Dezember 1694 aus.
[Nach zwei Jahren bereits soll der Wiederaufbau vollendet gewesen sein, was
im Hinblick auf die oben erläuterte Wiederbenützung der Aussenmauern (bis auf die
AVestfront) ganz glaubwürdig erscheint. Die neue Kirche kostete ohne Altäre 5490 fl. 10 kr.
(Kanzel 120 fl., Orgel 500 fl., vier Glocken 1056 fl.). Die Maurerarbeit war an Meister
Christian Hermann, die Zimmerarbeit an Marx Eckhert, Hofzimmermann, beide
zu Würzburg wohnhaft, vergeben. (E.)}
Die innere Ausstattung mit Altären, Kanzel, Gestühl u. dergl. reich, aber nicht
überladen, in Würzburger Barock und Rococo.
Der Hochaltar ist ein charakteristisches Stück Rococo-Dekoration mit üppigster
Verwendung von Muschel-, Korallen- und Zackenwerk. Wesentlich einfacher wirkt das
dahinter gestellte hohe Tabernakel in Marmorimitation mit korinthischer Säulenstellung
und zahlreichen Putten auf den geschwungenen Bogenstücken des oberen Abschlusses.
(Das neue Altarbild und die beiden Seitenfiguren sind viel zu modern und zahm gerathen
KREIS MOSBACH.
Portal
Innere Aus-
stattung
Altäre
filirungen und Steinmetzzeichen (s. unten) sich deutlich von dem bei der Restauration von
1694 aufgesetzten Mauerwerk unterscheiden. Bei dieser Gelegenheit wurden die spitz-
bogigen Chorfenster in rundbogige verwandelt, das Masswerk herausgebrochen und
die neue Wölbung im Innern (mit später in Rococoformen erneuerter, reicher Stuck-
dekoration) hergestellt.
Auch die vier unteren Geschosse des Thurmes mit ihren gothischen Gurtgesimsen
haben den Brand überdauert. Etwa in halber Höhe der späteren Aufmauerung sieht man
dort unterhalb des dritten Gesimses noch den alten Wasserspeier mit dem betreffenden
Gesimsstück des Chorgiebeldaches, das einst hier anschloss, in der Mauer stecken.
Dass auch die Wände des Langhauses, etwa bis zur Kämpferhöhe der Fenster,
noch dem älteren Bau angehören, wird durch die gothisch profilirte Fensterumrahmung
wahrscheinlich, immerhin ist aber auch möglich, dass der Ersparniss halber beim Neubau
des Langhauses die alten Fenstergewände Wiederverwerthung gefunden haben. Jedenfalls
verdankt die ganze Westfront mit den beiden, völlig ungothischen Strebepfeilern (auch
ganz andere Steinmetzzeichen, s. unten) und dem Barock-Portal dem Umbau von 1694
ihre Entstehung; ebenso das ganze »Ingebäu«, sowohl die drei Arkadenpaare sammt den
Pfeilern, als auch die Oberwände mit dem kräftigen, sich um die Pfeilervorlagen herum-
kröpfenden Gurtgesimse.
Nach der vor Kurzem beendeten Restauration erscheint jetzt das weiträumige,
hohe Gotteshaus im früheren Glänze. Aber auch der ältere Bau muss sehr stattlich
gewirkt haben, denn gegen Ende des XVII. Jhs. soll nach Aussage des damaligen Stadt-
rathes die Pfarrkirche in Lauda nächst den Würzburger Kirchengebäuden die schönste
im ganzen Stifte gewesen sein. Ihre Arkaden ruhten auf vier »steinernen Säulen«, sie
besass fünf Altäre, fünf Glocken und eine grosse Orgel mit neun Registern.
Aus der Zeit vor dem Brande stammt zweifellos auch noch das hübsche Renaissance-
Portal (Fig. 28) der Südseite mit dem Wappen des Bischofs Julius. Dieser hatte im
Jahre 1606 eine Aufforderung an die Bürger ergehen lassen, die Mauern und Fenster
der Kirche zu erhöhen, da sie zu dunkel sei; hiergegen verwahrten sich die Bürger und
baten, ihnen eine solche Auflage, zu der sie nicht verpflichtet seien, zu erlassen, zumal
ihre Stadtmauern und Thürme renovirt werden müssten. Der erwähnte Brand brach
in der Nacht vom 27. auf 28. Dezember 1694 aus.
[Nach zwei Jahren bereits soll der Wiederaufbau vollendet gewesen sein, was
im Hinblick auf die oben erläuterte Wiederbenützung der Aussenmauern (bis auf die
AVestfront) ganz glaubwürdig erscheint. Die neue Kirche kostete ohne Altäre 5490 fl. 10 kr.
(Kanzel 120 fl., Orgel 500 fl., vier Glocken 1056 fl.). Die Maurerarbeit war an Meister
Christian Hermann, die Zimmerarbeit an Marx Eckhert, Hofzimmermann, beide
zu Würzburg wohnhaft, vergeben. (E.)}
Die innere Ausstattung mit Altären, Kanzel, Gestühl u. dergl. reich, aber nicht
überladen, in Würzburger Barock und Rococo.
Der Hochaltar ist ein charakteristisches Stück Rococo-Dekoration mit üppigster
Verwendung von Muschel-, Korallen- und Zackenwerk. Wesentlich einfacher wirkt das
dahinter gestellte hohe Tabernakel in Marmorimitation mit korinthischer Säulenstellung
und zahlreichen Putten auf den geschwungenen Bogenstücken des oberen Abschlusses.
(Das neue Altarbild und die beiden Seitenfiguren sind viel zu modern und zahm gerathen