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Oechelhäuser, Adolf von; Kraus, Franz Xaver [Hrsg.]
Die Kunstdenkmäler des Grossherzogthums Baden (Band 4,2): Die Kunstdenkmäler des Amtsbezirks Tauberbischofsheim (Kreis Mosbach) — Freiburg i.Br., 1898

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https://doi.org/10.11588/diglit.1372#0135

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IX5 KREIS MOSBACH.

Zobel durch Eberhart, Grafen von Hohenlohe, am 20. Oktober 1569. Am 31. Oktober
1688 steckte eine von der Pfalz herrückende Abtheilung Franzosen den Ort in Brand,
wobei auch das neu erbaute Zobel'sche Schloss zu Grunde ging. Nach Ankauf der
Reste des alten Hohenlohe'schen Schlosses, welche bei dem Neubau des Zobel'schen
Schlosses hinderlich erschienen (besonders ein viereckiger Thurm mit Wassergraben),
durch Franz von Zobel i. J. 1699, befand sich die Familie des letzteren von nun ab
in alleinigem Besitz von Messelhausen; auch aller Zehnten und alle Rechte gehörten den
Zobel. Bis 1804 blieb Messelhausen ritterschaftlicher Ort des Canton Odenwaldes,
danach nahm es Kurpfalz-Bayern (Grossherzogthum Würzburg) in Besitz; seit
1807 badisch. (E.)

Kirche Die stattliche Pfarrkirche (tit. S. Burchardi) ist laut Inschrift über dem Haupt-

portale bald nach Uebergang der Herrschaft an die Familie Zobel (s. oben) i. J. 1595
von Stephan Zobel »von Grund aus neu errichtet« worden. Die Inschrift lautet:
AIDEM HANC SACRAM MONVMENTVM ERGA SVM / MVM SVMM/L
VENERATIONIS NVMEN PERPETVVM ET / PERENNEM SANCTORVM
MEMORIAM A FVNDAMENTIS / EXCITAVIT STEPHANVS ZOBELIVS
A GIBELSTAT ANNO 1595.

Nachdem die Kirche in Folge der Zahlung eines Lösegeldes von der französischen
Soldatesca im Jahre 1688 verschont worden war, wurde sie gegen Schluss des vorigen
Jahrhunderts einer eingreifenden Restauration unterzogen und u. a. mit neuem Hoch-
altar (1795), Emporeneinbau und reicher Stuckdecke versehen. Einer in letzter Zeit
(1893/94) vorgenommenen Erweiterung nach Osten ist der ehemalige Chor zum Opfer
gefallen, so dass nur noch Thurm und Langhaus dem alten Bau angehören. Das Ganze
völlig modernisirt.

Das Aeussere (Putzbau mit Eckquadern) und Innere (ungegliederter, flachge-
deckter, einschiffiger Raum), an sich künstlerisch bedeutungslos. Von Einzelheiten sind
dagegen hervorzuheben:

Portal Das Hauptportal' (s. Fig. 34) in dem der Westfront vorgelagerten Thurme ist im

Aufbau und Stil den beiden etwas jüngeren Renaissance-Portalen von Lauda (s. oben
Fig. 28 und 30) aufs engste verwandt, übertrifft aber beide nicht unwesentlich in Bezug auf
Feinheit und Reichthum der Formgebung. Einen besonderen Schmuck verleihen ihm die
zahlreichen Familienwappen, die sowohl am Friese des Gebälkes links und rechts von einer
Cartouchetafel mit der oben angeführten Bauinschrift entlang, wie auch beiderseitig als
Pilasterfüllung hinter freistehenden korinthischen Säulen herab laufen. Der Aufsatz mit dem
aufs sorgfältigste gearbeiteten Doppelwappen der Zobel und Echter (Stephan Zobels
Gattin war eine Schwester des Bischofs Julius von Würzburg) sitzt etwas unvermittelt auf,
ist aber meisterhaft in Zeichnung und Detaillirung. Aus dem abschliessenden Giebel-
dreieck schaut die Figur des segnenden Gottvaters heraus.

Das derselben Zeit angehörige einfachere, aber nicht minder vortreffliche, ehemalige
südliche Seitenportal ist jetzt vermauert.

Altäre Im Innern sehr bemerkenswerth die drei Altäre. Der älteste und werthvollste ist

der Apostelaltar rechts, gleichfalls eine Stiftung des Bischofs Julius, dessen Wappen
den oberen Abschluss bildet, und i. J. 1596 (Jahreszahl ganz klein, links unten) er-
richtet; das Ganze in neuester Zeit leider durch dicken Oelfarbenauftrag entstellt. Den
Hauptschmuck dieses völlig aus weichem Kalkstein gearbeiteten Werkes bilden drei
 
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