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Oechelhäuser, Adolf von; Kraus, Franz Xaver [Editor]
Die Kunstdenkmäler des Grossherzogthums Baden (Band 4,2): Die Kunstdenkmäler des Amtsbezirks Tauberbischofsheim (Kreis Mosbach) — Freiburg i.Br., 1898

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https://doi.org/10.11588/diglit.1372#0137

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n8

KREIS MOSBACH.

Sakraments-
häuschen

Taufsteine

Kanzel

Reliefs: i. das Hauptstück in der Mitte: Abschied der Apostel; 2. darüber im Halbrund
die Dreieinigkeit in Wolken und 3. unten an der Predella die Verkündigung mit je einem
Palmen tragenden Engel in Nische an der Seite. Ausserdem sind vier kleine Figuren,
die Kardinaltugenden darstellend, angebracht, und zwar zwei stehend auf dem Absatz
über dem Hauptgesims und zwei sitzend, oben auf den Ecken links und rechts vom
Wappen. Die Formengebung ist, wie beim Hauptportal, reich, aber ohne Ueberladung;
eigenthümlich profan wirkt die Bekleidung der Säulen und Pilaster mit kriegerischen und
künstlerischen Emblemen. (Der Apostelaltar-Aufsatz soll auf dem Hochaltar gestanden
haben; bei der Renovation des letzteren i. J. 1892 seien auf der mensa noch die betr.
Oeffhungen zu sehen gewesen, in denen der Aufsatz eingelassen war.)

Das Gegenstück auf der linken Seite ist eine im Aufbau ziemlich getreue und
gleichartig angestrichene Nachahmung des vorstehend beschriebenen Steinaltars in Holz;
nach den Rococo-Ornamenten zu schliessen, aus der Mitte des vorigen Jahrhunderts
stammend und gleichfalls eine Zobel'sche Stiftung.

Der Hochaltar (w. S.), inschriftlich 1717 von F. von Zobel gestiftet, erscheint
als ein dekoratives Prunkstück ersten Ranges, flott und geschickt sowohl im Aufbau, wie
in der Vertheilung des Figürlichen, der Reliefs und der Ornamente. Leider ebenfalls
durch Anstrich entstellt. Auf beiden Seiten des Altars stehen folgende Verse:

Als Ich VerHeirat War
Hab Ich Mir VorGenomen
Zv Machen Ein Altar
Wan Söhne Werd Bekomen
Söhne Verlangt Ich Sehr
Acht Söhne Gott Ml Gab
DarVm Zv Seiner Ehr
Ich Dis Gesetzet Hab

Links daneben ein reizendes Sakramentshäuschen, leider ebenfalls stark über-
strichen.

Neben den Seitenaltären ein barocker achtseitiger laufstein und ein ebensolches
Weihwasserbecken (w. S.), beide überreich skulptirt.

Die steinerne Kanzel, ein im Aufbau wie in den Einzelformen gleich vortreffliches
Werk, stammt aus dem Jahre 1718 (Jahreszahl auf der Rückseite der Moses-Statue).
Den Unterbau bildet die Figur des Moses mit den Gesetzestafeln. Auf seinem Haupte
ruhen die konsolenartig ausladenden Seraphime, die den Kanzelboden tragen. An der
Brüstung innerhalb von Arkaden Heiligenreliefs; die Füllungsplatten der Treppenbrüstung
zwischen den die Ecken zierenden korinthischen Säulen zeigen blattartiges Barock-
ornament. Der Schalldeckel wird von zwei reich verzierten Wandkonsolen, die aus
Pilastern herauswachsen, getragen; als oberster Abschluss läuft ein im Contour äusserst
reizvolles, reich bewegtes Barockornament mit gelagerten Voluten ringsherum. [Gef.
Mittheilungen des Bildhauers Ziegler zu Tauberbischofsheim zufolge wären Kanzel und
Hochaltar Arbeiten einer Bildhauerfamilie Ziegler, die durch die Zobel von Bamberg
nach Messelhausen berufen worden sei; auch das der Kanzel gegenüber befindliche Grab-
mal (s. unten) stamme von derselben.] Der gleichmässige weisse Oelfarbenanstrich mit
 
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