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Oechelhäuser, Adolf von; Kraus, Franz Xaver [Hrsg.]
Die Kunstdenkmäler des Grossherzogthums Baden (Band 4,2): Die Kunstdenkmäler des Amtsbezirks Tauberbischofsheim (Kreis Mosbach) — Freiburg i.Br., 1898

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https://doi.org/10.11588/diglit.1372#0146

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AMT TAUBERBISCHOFSHEIM. — OBERSCHUPF. I2»

ca. 60 m langen B urggrab en von 13 m Breite der Sohle und etwa 12m Tiefe schützend
von der Hochfläche abgetrennt; 20 m westlich von demselben läuft parallel mit ihm
ein zweiter gleich breiter, aber weniger tiefer Graben hin; nach der Volkssage soll sogar
noch ein dritter vorhanden gewesen sein. Ein auf der Nordseite vom Dorfe herauf
führender versteinter Weg trägt noch den Namen »Burgweg«; wo er in die Burg
eingemündet haben mag, ist nicht mehr festzustellen. Von der letzteren war Mauerwerk
nicht mehr zu sehen, bis von 1888 an Herr Pfarrer Schenck in Unterschüpf mit
rastlosem Eifer und wachsendem Interesse für die Blosslegung der geschichtlichen Stätte
dort zuerst in eigener Thätigkeit und später unterstützt mit staatlichen Mitteln Grabungen
vornahm, welche nach Wegräumen beträchtlicher Schuttmassen jetzt ziemlich alles,
was von Bauresten noch vorhanden ist, übersehen lassen.

Der Burgbau im Ganzen dürfte eine Fläche von etwa 2000 [jm eingenommen
haben; der jetzt über der Ruine gelagerte Schutt war gebildet von einer meterhohen
Schicht von Erde und Kies über verkohlten Balkenstücken, Ziegeln, Mauersteinen
u. dergl. Aus demselben wurde zuerst der noch auf Manneshöhe aufrecht stehende
Berchfrit E (s. Grundriss Fig. 35) losgeschält. Er erschien viereckig, 9 m auf 8 m 60,
mit der Front gegen den Burggraben gestellt, aus hartem Muschelkalkstein (keine
Buckelquader) errichtet, aber nicht unmittelbar auf gewachsenen Felsboden, sondern
auf eine 50 cm hohe festgestampfte Lehmschicht aufgesetzt. Seine gegen den Burg-
graben sehende Mauer ist 1,66 m, die gegenüber liegende 1,74 m dick, die beiden
seitlichen messen 1,58 m; an der ersteren ist in ihren unteren Steinlagen aussen und
innen, an der zweiten auf der Innenseite Schiefstellung der Steine, ein opus spicatum,
wahrnehmbar. Die Mauerung ist auf der Innenseite besser als auf der äusseren, zum
Theil von rothem Sandstein hergestellt. Beide Innenseiten gegen NO. und SW.
zeigen in 2,45 m Höhe über dem Grund einen 20 cm breiten Absatz, auf welchem
eine Balkendecke (kein Gewölb) geruht hatte. Nach Ausräumung des Brandschutts,
welcher Thierknochen, einige Armbrustbolzen und ein Eisenbeil (Fig. 39 Nr. 9) ent-
hielt, erschien eine 1,09 m dicke Quermauer, welche den untersten Theil des Thurm-
innern in zwei Räume theilte, ohne dass sich noch angeben liess, wie der Zugang zu
beiden beschaffen war. In der NO.-Ecke des einen stiess man auf einen nicht aus-
gemauerten, aber von festgedrückten Wänden umschlossenen ovalen Kanal von 10 cm
Durchmesser, welcher noch 40 cm tiefer als die letzte Lehmschicht ging und sich dann
verlor; in demselben hatten sich besonders viele Thierknochen angesammelt gehabt.

Rings um den Berchfrit zog sich, wahrscheinlich, bei der nicht übermässig kräftigen
Beschaffenheit und der relativ geringen Mächtigkeit seiner Mauern, zu erhöhtem Schutze,
eine gewaltige, 2 m 40 dicke Mantelmauer FF, dem Angriff von der Grabenseite her
eine stumpfwinkelige Spitze entgegen stellend, auf der Südwestseite zwischen sich und
dem Thurm einen 3 m breiten Raum, gegen Nordosten nur einen ganz schmalen Gang
von wenig über x/g m frei lassend. Ohne Zweifel war sie hoch und oben zur Ver-
theidigung eingerichtet, in solcher Gestalt eine seltene Erscheinung. Obgleich dem
Anschein nach etwas solider gebaut als der Berchfrit, wird sie doch schwerlich wesentlich
später als der letztere entstanden sein. Wie die Ringmauer der Burg, welche wohl
den Burgplatz allseitig bis zum Abhang umgab und von welcher GG noch Stücke sein
mögen, sich an sie anschloss, ob sie vielleicht sich vor dem Graben noch um sie
hemmzog, ist nicht mehr zu ersehen.
 
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