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Oechelhäuser, Adolf von; Kraus, Franz Xaver [Hrsg.]
Die Kunstdenkmäler des Grossherzogthums Baden (Band 4,2): Die Kunstdenkmäler des Amtsbezirks Tauberbischofsheim (Kreis Mosbach) — Freiburg i.Br., 1898

DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.1372#0227

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202 KREIS MOSBACH.

DIS HAUS VON DERN VON RIDERN STAMMEN

AN GEMELTE FRAUE VON CRAILSHEIM KOMMEN

UND IRE NECHSTEN ERBEN ALL

ODER WEM SIES VERSCHAFT NACH TODTS FALL

WELCHEN O HERR IN JENEM LEBEN

WOLST EWIGE FREUDT UND WONNE GEBEN.

Darüber die drei Wappen von »Wischenstein (sie!), Ridern, Chreilsheim.« Aus
diesen merkwürdigen Reimen geht hervor, dass der Bau i. J. 1588 von Alexander
von Riedern seiner Gemahlin Anna Maria von Krailsheim als Wittwensitz ver-
macht worden, dass diese bereits im folgenden Jahre in eine neue Ehe mit Bernhard
von Wichsenstein getreten und dass die Tafel vor deren Tode (1623, vergl. das
Epitaph in der Stadtkirche) angefertigt worden ist. Anderseits ergeben die Architektur-
formen, dass die Inschrift sich nicht auf den jetzigen Bau beziehen kann, da dieser
offenbar aus der Barockzeit stammt und zwar, wie die Jahreszahl über dem erwähnten
Portal angibt, aus dem Jahre 1750. Der östliche Flügel — der Hauptbau — öffnete
sich früher in Arkaden, die jetzt vermauert sind, und enthält im Oberstock einen grösseren
und kleineren Saal mit schönen Stuckdecken in Rococo. Sonst nichts Bemerkenswerthes.
[Das nuwe huss, das der gestrenge Eberhard von Riedern zu Bischofsheim
gebuhet, wird erstmalig i. J. 1458 erwähnt, scheint also erst kurz vorher entstanden zu
sein. Später finden wir den Riedernhof im Besitze der Echter, dann der von
Bettendorf (vergl. Gissigheim); 1840 von Baden angekauft. f-E-J]

Wappenstein Aussen an der Gartenmauer des Amtshauses ein Stein mit dem Betten-

dorf'schen Wappen eingemauert.

Templerhaus Wie fast alle grösseren Orte der Gegend, so besass auch Tauberbischofsheim sein

„ Templerhaus", jetzt ein Hintergebäude der Lang'sehen Druckerei, einst als Eckhaus
an einer Strasse gelegen, die in der Axe der Stadtkirche vom Chor aus ostwärts führte.
Gelegentlich eines kürzlich vorgenommenen Umbaues ist das kleine, aber reiche Anwesen
völlig seines dekorativen Schmuckes beraubt worden; unsere Abbildung (Fig. 61) versucht
den ehemaligen Zustand der Hauptfront wiederzugeben. Die fünf Konsolsteine, welche
den Fachwerkoberbau stützten, und der Brunnen an der Hauptfront, sind aus den Wänden
gerissen, Hegen auf dem Hofe und harren der Unterbringung in eine Sammlung oder
entsprechender Wiederverwendung. Ihr Stil weisst auf das Ende des XVII. Jhs. hin,
während der Brunnen mit dem reizenden Meerweibchen aus dem Anfang desselben
stammen könnte. [An einem der Kragsteine soll die Zahl 1614 (?) gestanden haben.]
Die Formgebung der Kragsteine ist eine äusserst derbe und auf den Effekt berechnete.
Die grimmigen Türkenhäupter und Römerköpfe, die nach hinten in Voluten auslaufen,
machen einen fast komischen, bärbeissigen Eindruck. An der Eckkonsole, von einem
römischen Krieger gehalten, ein Doppelschild mit Hausmarke und derselben Wappenfigur,
die auf dem Grabsteine des Hügel'schen Ehepaares aussen an der Stadtkirche abgebildet
ist. Somit handelt es sich auch hier, wie so oft (vergl. z. B. Krautheim), nicht um einen
Hof der Templer oder Deutsch-Ordensritter, sondern um das Wohnhaus einer vornehmen
Familie (Leonhard Hügel erscheint in der betr. Grabschrift als Centgraf). Hiermit ist
nicht ausgeschlossen, dass etwa der Deutsch-Orden zu Mergentheim das Haus später
erworben hat und die örtliche Ueberlieferung zu Recht besteht, wonach die Ritter hier
 
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