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Oechelhäuser, Adolf von; Kraus, Franz Xaver [Editor]
Die Kunstdenkmäler des Grossherzogthums Baden (Band 4,2): Die Kunstdenkmäler des Amtsbezirks Tauberbischofsheim (Kreis Mosbach) — Freiburg i.Br., 1898

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https://doi.org/10.11588/diglit.1372#0245

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AMT TAUBERBISCHOFSHEIM.

UNTERSCHUPF

219

Postamente, zwischen denen in barocker Weise durchbrochene Brüstungsplatten einge-
schoben erscheinen.

In einer der Ecken eine reich geschnitzte Renaissancethür (Fig. 66), offenbar
aus der Zeit der Erbauung des Schlosses (nach 1610) stammend, mit der sonderbaren
Ueberschrift: memento mori. Hübsche gefällige Formen der Spätrenaissance ohne
Ueberladung, freilich in etwas roher Ausführung. Eigenthümlich die Verdoppelung des
Frieses am Sturze.

Im nördlichen Flügel des Erdgeschosses ist die katholische Kirche (tit. S. Kiliani) Kath. Kirche
untergebracht, deren Stiftung auf die Grafen von Hatzfeld zurückgeht. Nach
vergeblichem Versuche, das Simultaneum in der Pfarrkirche einzuführen (1661), richteten
diese die Kapelle im Schlosse zum Gottesdienste für die Katholiken des Schüpfergrundes
her und stifteten eine Pfarrei, die 1672 erstmals besetzt wurde. Seit Anfang unseres
Jahrhunderts durch Schenkung Eigenthum der katholischen Kirchspielgemeinde, wurde
die ehemalige Schlosskapelle zur gegenwärtigen Grösse erweitert. Der schmucklose Raum
entbehrt aller erwähnenswerthen künstlerischen Ausstattung.

In der Ecke unter der Treppe ein Fragment, anscheinend der Rest einer Grab- Grabplatte
platte (w. S.), mit dem Rosenberg'schen und dem Gemmingen'schen Wappen in der Mitte
und je 4 Familienwappen an den Seiten. Die Form der Cartouche deutet auf das Ende
des XVI. oder Anfang des XVII. Jhs. hin.

Die übrigen Innenräume des Schlosses sind zu Wohnungen, Schul- und Raths-
stuben hergerichtet und bieten nichts Bemerkenswerthes mehr.

In der Nähe des Schlosses das ehemalige Oekonomiegebäude, an dessen Giebel- Der Affe
mauer unten ein Relief (w. S.) eingemauert ist, einen Affen, der das Rosenberg'sche
Wappenschild trägt, darstellend, mit folgender Unterschrift auf Cartouche:

€in Sflff 25m leg «ßetianö
1561

Das seltsame Bildwerk soll von einem abgerissenen Thurme stammen, der als
Gefängniss diente und im Volksmund wegen des Bildes der Affe hiess. [Vergl. darüber
Schönhuth (Zeitschr. f. wirtemb. Franken 1856 S. 54), Bauer (ebenda 1871 S. 217),
Kaufmann (ebenda 1871 S. 373, mit Urtheil des. Hofraths Zöpfl) 'und Stocker
(ebenda 1875 S. 114)]. Vielleicht ist es das einzige Ueberbleibsel des von Albrecht
von Rosenberg i. J. 15 61 begonnenen älteren Schlosses, als dessen Wahrzeichen es über
dem Thor geprangt haben mag. Ueber dem Thürsturz daselbst eine verwitterte Jahres-
zahl, die Schönhuth (a. a. O. S. 54) gleichfalls als 1561 (?) lesen möchte. An der Vorder-
seite das Rosenberg'sche und Gemmingen'sche Wappen (vergl. oben). Ein prächtiger
Keller zieht sich unter dem Gebäude her.

An der nahe gelegenen Herrenmühle oben an der Ecke neben dem Rosen- Herrenmühle
berg'schen Wappen die Bauinschrift:

DISE • MVL ■ HAT • DER • GESTRENG •

EDEL • VND • VEST • ALBRECHT

VON • ROSENBERG • RITTER • Z •

GEMEINEN • NVTZ • ZV • BESTEN •

IM 1567 • IOR • BAWE ■ LASSEN •
 
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