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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 17.1902

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Personal- und Atelier-Nachrichten - Von Ausstellungen - Kunstlitteratur
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-b-5^> PERSONAL-NACHRICHTEN — VON AUSSTELLUNGEN <ös^-

Kraft von Nachteil ist. Gerade in Paris sind
die Kunsthändler eine Gefahr für die Künstler.
Auch Jetteis Schaffen verflachte mit der Zeit und
schliesslich schwand auch dem Handwerk der goldene
Boden. Zu diesem Ende gelangten neben hervor-
ragenden Franzosen fast alle Wiener Künstler, welche
sich zu lange in Paris aufhielten. Im Jahre 1897
sah Jettel, nach vierundzwanzigjähriger Abwesen-
heit, zum erstenmale die Heimat wieder. Die erste
Ausstellung der Wiener Secession, ein künstlerisches
Ereignis, welches in das versumpfte Wiener Kunst-
leben einen so frischen, fröhlichen Zug brachte,
lockte Jettel nach Wien. Die herzliche Aufnahme,
welche der sympathische Künstler hier im Kreise
der jüngeren Kollegen fand, erregte in ihm ein
mächtiges Heimweh und veranlasste ihn sofort
nach seiner Rückkunft in Paris die gänzliche Ueber-
siedelung nach Wien zu bewerkstelligen. Jetteis
Arbeiten fanden in den Ausstellungen der Secession
den grössten Beifall und zwar vorwiegend in jenen
Kreisen der Kunstfreunde, welche wohl gerne
mit der Zeit gehen wollten, sich aber vor jedem,
ihnen noch nicht mundgerecht gemachten, künstle-
rischen Temperament bekreuzigten. Diesen Kreisen
ist Jetteis zahme poetische Empfindung das ver-
söhnende Element. Ob sie auch die Noblesse
seiner Anschauung, welche ihn bis zum Schlüsse
auszeichnete, mitfühlen, möge bezweifelt werden.
Eugene Jettel war das Glück beschieden, aus einer
verhältnismässig heiteren, freudvollen Gegenwart
plötzlich ohne Kampf abgerufen zu werden. In
der österreichischen Kunstgeschichte hat sein
Schaffen, von dem auch die >K. f. A.< durch die in
H. 21 des IX. Jahrg. reproduzierte Landschaft >An
der Seine« gelegentlich eine Probe mitteilte, einen
bleibenden Platz, sein persönliches Andenken werden


gaston la touche der gekreuzigte
(Münchener Glaspalast 1901 : Französische Abteilung)

alle treu bewahren, welche das Leben mit ihm in Be-
rührung brachte. B. Z.
■pvÜSSELDORF. Im benachbarten Bochum ist in
*-* den letzten Wochen ein interessantes Werk der
Düsseldorfer Monumentalmalerei vollendet und der
Oeffentlichkeit übergeben worden. Es sind die Ge-
mälde im Stadtrats-Saal von Professor Fritz Neu-
haus, die im Auftrag und auf Kosten der Stadt
Bochum und des um die Pflege auch der monu-
mentalen Kunst so überaus verdienten Kunstvereins
für die Rheinlande und Westfalen entstanden sind.
Es kamen für die Ausschmückung nur eine sehr
hohe Schmalwand und eine etwas niedrigere Längs-
wand des neuen, von einem Tonnengewölbe ge-
deckten Saales in Betracht. Auf der ersteren be-
findet sich das Hauptbild, dessen Komposition durch
die Höhe der Fläche beeinflusst wurde. Das Motiv
ist eine allegorische Darstellung der Huldigung des
Bergbaues und der Industrie vor den drei Hohen-
zollern-Kaisern. Dieselben stehen in einem hohen,
architektonisch reich entwickelten Portal, und vor
ihnen vorbei zieht auf einem mit Schienen be-
deckten Wagen die Industrie in Gestalt einer idealen
Frauengestalt. Die Pferde führt ein Arbeiter in der
Tracht eines Schmelzers. Vor dem Wagen schreiten
zwei Bergleute, von denen einer eine Fahne trägt.
Zur Seite des Portals als Zeugen der Huldigung
stehen drei um Westfalen hochverdiente Männer:
Freiherr v. Vincke, v. Stein und Harkort. Die Längs-
wand bot der Phantasie des Malers ein reicheres
und wechselvolleres Feld dar. In der Mitte der
mannshohen Holztäfelung befindet sich der eben-
falls in Holz ausgeführte Sitz des Vorsitzenden der
Stadtverordneten. Ueber diesem entwarf der Künst-
ler eine gemalte Nische, in welcher die allegorischen
Figuren der Kraft, der Wahrheit und des Rechts
mit ihren Emblemen thronen. Rechts und links
von diesem dekorativen Mittelstück blieben zwei
grosse Flächen für historische Darstellungen übrig.
Da nun die Stadtgeschichte Bochums an malerischen
Motiven nicht gerade sehr reich ist, so wählte der
Künstler für die linke Wand die Darstellung eines
der für Westfalen so charakteristischen Femgerichte,
für die rechte die wenigstens auf eine geschichtliche
Persönlichkeit zurückzuführende > Bestätigung der
Städterechte an die Bürger Bochums durch Engelbert
von der Mark auf Schloss Blankenstein an der Ruhr«.
Bei diesen beiden Bildern zeigt Neuhaus in hervor-
ragendem Masse seine Meisterschaft alsHistorienmaler
grossen Stils, die er schon in zahlreichen geschicht-
lichen Bildern, meist grossen Umfanges, bewährt hat.
Die ganze Arbeit ist wiederum ein schönes Zeichen
für das immer allgemeiner werdende Kunstinteresse,
das wiederum gerade durch solche grossen Werke an
öffentlicher Stelle gepflegt und vermehrt wird. A. A.
DERLIN. Die vorletzte der in der Siegesallee zur
Aufstellung vorgesehenen Denkmalsgruppen ist
am 30. August enthüllt worden. Sie ist ein Werk
Prof. Peter Breuer's, ihren Mittelpunkt bildet die
Statue des Kurfürsten Johann Sigismund, zu Neben-
figuren hat sie die Büsten des Oberstburggrafen
Fabian zu Dohna und des Staatsmannes Thomas von
dem Knesebeck. Die letzte noch ausstehende Gruppe
ist die des Kurfürsten Johann Georg von Martin
Wolff. — Den Fachlehrern an der Unterrichtsanstalt
des hiesigen Kunstgewerbe-Museums, Maler Ernst
Bastanier und Architekt Alfred Grenander ist
das Prädikat > Professor« beigelegt worden. Der Kunst-
schriftsteller Dr. Oskar Bie, bislang Privatdozent an
der Technischen Hochschule, wurde zum Professor
an derselben Anstalt ernannt.

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