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Pica, Vittorio: Paul Troubetzkoy
DOI Seite / Zitierlink: https://doi.org/10.11588/diglit.12080#0064
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Reiterstandbilder betraut hätte, deren in Italien
in den letzten Jahren eine ganze Reihe errichtet
wurde. Aber, obwohl er sich an jeder Kon-
kurrenz beteiligte: er sah sich jedesmal zurück-
gesetzt, irgend ein konventioneller, in den aus-
getretenen Bahnen wandelnder Bildhauer war
es, der den Sieg davontrug.
Gelegentlich einesWettbewerbs fürein Dante-
Monument in Trient bot auch Troubetzkoy einen
Entwurf, der eines Rodin würdig war (Abb. a.
S. 55). Die strenge und hagere Gestalt des
Ghibellinischen Dichters in einen langen Mantel
gehüllt, auf der Plattform eines hohen, scharf-
kantigen Sockels stehend, rings um diesen
kreisen Chöre von Engeln und die Körper von
Verdammten recken sich empor mit qualver-
zerrten Gesichtern.
Auch dieses kraftvolle Werk vermochte
sich nicht durchzusetzen, und obwohl selbst
Troubetzkoys Gegner die Genialität seiner „ Ent-
würfe" — wie sie seine Schöpfungen zu ihrer
Selbstrechtfertigung immer noch nennen —
zugestehen müssen, werden ihm keine Staats-
aufträge zuteil und die beiden Male, wo er den-
noch miteineröffentlichen Arbeitbetrautwurde,
war die dafür ausgesetzte Summe so gering,
dass es ihm unmöglich war, ein volles Mass
seines Könnens zu geben. Troubetzkoy und
seiner Kunst geschieht dadurch freilich kein
Eintrag; jede internationale Ausstellung des
Auslandes wird für ihn ein Feld neuer Triumphe.
Namentlich in Russland hat sich die Aufmerk-
samkeit der leitenden Kreise mit einem Schlag
ihm zugewendet und es geschah und es ge-
schieht noch immer alles, um ihn der ursprüng-
lichen Heimat zurückzugewinnen. So wurde er
vor drei Jahren zum Professor an der Akademie
der bildenden Künste zu Moskau ernannt und
im vorvorigen Jahre wurde ihm der erste Preis
paul troubetzkoy fec.
bei der Konkurrenz für das gewaltige Reiter-
standbild des Czaren Alexander III. zuerkannt
(Abb. s. Entw. a. S. 54), und so geschah es auch,
dass, während die italienischen Ausstellungs-
kommissäre 1900 in Paris mit dem Platz geiz-
ten, die russischen ihm uneingeschränkten Raum
gewährten undTroubetzkoy als „russischer Bild-
hauer" das grosse Ehrendiplom erhielt.
Der Chauvinismus ist gewiss nirgends weni-
ger am Platze als in Fragen der Kunst; aber
gleichwohl bleibt es eine demütigende Erkennt-
nis, dass Italien — nicht gewarnt durch den so
beschämenden Fall Segantini — ein zweites Mal
achtlos an einem hervorragenden heimischen
Künstler vorübergeht und erst durch das Urteil
des Auslandes über dessen Bedeutung belehrt
werden muss! Vittorio Pica (Neapel)
53
Reiterstandbilder betraut hätte, deren in Italien
in den letzten Jahren eine ganze Reihe errichtet
wurde. Aber, obwohl er sich an jeder Kon-
kurrenz beteiligte: er sah sich jedesmal zurück-
gesetzt, irgend ein konventioneller, in den aus-
getretenen Bahnen wandelnder Bildhauer war
es, der den Sieg davontrug.
Gelegentlich einesWettbewerbs fürein Dante-
Monument in Trient bot auch Troubetzkoy einen
Entwurf, der eines Rodin würdig war (Abb. a.
S. 55). Die strenge und hagere Gestalt des
Ghibellinischen Dichters in einen langen Mantel
gehüllt, auf der Plattform eines hohen, scharf-
kantigen Sockels stehend, rings um diesen
kreisen Chöre von Engeln und die Körper von
Verdammten recken sich empor mit qualver-
zerrten Gesichtern.
Auch dieses kraftvolle Werk vermochte
sich nicht durchzusetzen, und obwohl selbst
Troubetzkoys Gegner die Genialität seiner „ Ent-
würfe" — wie sie seine Schöpfungen zu ihrer
Selbstrechtfertigung immer noch nennen —
zugestehen müssen, werden ihm keine Staats-
aufträge zuteil und die beiden Male, wo er den-
noch miteineröffentlichen Arbeitbetrautwurde,
war die dafür ausgesetzte Summe so gering,
dass es ihm unmöglich war, ein volles Mass
seines Könnens zu geben. Troubetzkoy und
seiner Kunst geschieht dadurch freilich kein
Eintrag; jede internationale Ausstellung des
Auslandes wird für ihn ein Feld neuer Triumphe.
Namentlich in Russland hat sich die Aufmerk-
samkeit der leitenden Kreise mit einem Schlag
ihm zugewendet und es geschah und es ge-
schieht noch immer alles, um ihn der ursprüng-
lichen Heimat zurückzugewinnen. So wurde er
vor drei Jahren zum Professor an der Akademie
der bildenden Künste zu Moskau ernannt und
im vorvorigen Jahre wurde ihm der erste Preis
paul troubetzkoy fec.
bei der Konkurrenz für das gewaltige Reiter-
standbild des Czaren Alexander III. zuerkannt
(Abb. s. Entw. a. S. 54), und so geschah es auch,
dass, während die italienischen Ausstellungs-
kommissäre 1900 in Paris mit dem Platz geiz-
ten, die russischen ihm uneingeschränkten Raum
gewährten undTroubetzkoy als „russischer Bild-
hauer" das grosse Ehrendiplom erhielt.
Der Chauvinismus ist gewiss nirgends weni-
ger am Platze als in Fragen der Kunst; aber
gleichwohl bleibt es eine demütigende Erkennt-
nis, dass Italien — nicht gewarnt durch den so
beschämenden Fall Segantini — ein zweites Mal
achtlos an einem hervorragenden heimischen
Künstler vorübergeht und erst durch das Urteil
des Auslandes über dessen Bedeutung belehrt
werden muss! Vittorio Pica (Neapel)
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