DOI Artikel:
Abels, Ludwig W.: Der Wiener Hagenbund
DOI Seite / Zitierlink: https://doi.org/10.11588/diglit.12080#0087
Aus dem Ausstellungsraum des Hagenbundes im Münchener Glaspalast. Architekt: Josef Urban
DER WIENER HAGENBUND
(Nachdruck verboten)
Zweiundfünfzig Künstler — eine Reihe inter- des Bundes — auf der Jahresausstellung im
essanter Köpfe. Der Grundstock bildete Münchener Glaspalast — ermöglicht war.
schon innerhalb der Künstlergenossenschaft, Die nach München entsandte Auswahl ist
aus welcher der Bund vor Jahresfrist wegen nur klein, sie umfasst bloss einen Saal (Nr. 40)
verschiedener praktischer und Meinungsdiffe- und einen kleinen Annex im Zimmer 73, aber
renzen ausschied, eine Gruppe von aus- charakteristisch: Ein Nebeneinander von ziem-
geprägter Physiognomie. Sie veranstalteten lieh gleichwertigen Arbeiten in guter Gruppie-
schon damals Sonderausstellungen, die Licht rung bietet sich dem Beschauer,
und Leben in die langweiligen Hallen brachten. Keines der Bilder ist eine exorbitante
Und da die Vereinigung „Secession" unterdes Leistung, die einen in Aufregung versetzen,
so an Umfang zugenommen hatte, dass sie hinreissen oder verletzen könnte; aber es
kaum für ihre Mitglieder Ausstellungsraum hält sich alles auf einem gewissen Niveau
genug besass, so beschlossen die Hagen- des echt Künstlerischen. Es ist bezeichnend,
bündler, sich durch Hinzuziehung kunst- dass die Säule in der Mitte des Raumes, um
gewerblicher Kräfte zu komplettieren und sich welche einige kleinere Blätter arrangiert sind,
mit eigenem Programm im eigenen Hause durchaus nicht stört, von keiner Seite, sondern
durchzukämpfen. Es wurden die Begabtesten einen angenehmen Mittelpunkt für die Orien-
unter den Absolventen der reorganisierten tierung abgiebt. In dem Ausstellungsraum
Kunstgewerbeschule aufgenommen; ein Mä- der Wiener Seeession würde solch ein verti-
cen, der selbst auf dem Gebiet der Land- kaier Strich den Anblick manches Bildes, vor
Schaftsmalerei manche Probe ernsten Natur- allem der Klimt'schen „Medizin" zerrissen
Studiums und künstlerischen Feinsinns ab- haben. Dort herrscht ein „Clou", vor dem
gelegt hat, bot seine Unterstützung, so dass die Stühle bereitstehen; das Genie der
schon nach kurzer Frist ein Hervortreten Secession, das, trotz Muthers Widerruf zu
Die Kunst für Alle XVII. 4. 15. November 1901.
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DER WIENER HAGENBUND
(Nachdruck verboten)
Zweiundfünfzig Künstler — eine Reihe inter- des Bundes — auf der Jahresausstellung im
essanter Köpfe. Der Grundstock bildete Münchener Glaspalast — ermöglicht war.
schon innerhalb der Künstlergenossenschaft, Die nach München entsandte Auswahl ist
aus welcher der Bund vor Jahresfrist wegen nur klein, sie umfasst bloss einen Saal (Nr. 40)
verschiedener praktischer und Meinungsdiffe- und einen kleinen Annex im Zimmer 73, aber
renzen ausschied, eine Gruppe von aus- charakteristisch: Ein Nebeneinander von ziem-
geprägter Physiognomie. Sie veranstalteten lieh gleichwertigen Arbeiten in guter Gruppie-
schon damals Sonderausstellungen, die Licht rung bietet sich dem Beschauer,
und Leben in die langweiligen Hallen brachten. Keines der Bilder ist eine exorbitante
Und da die Vereinigung „Secession" unterdes Leistung, die einen in Aufregung versetzen,
so an Umfang zugenommen hatte, dass sie hinreissen oder verletzen könnte; aber es
kaum für ihre Mitglieder Ausstellungsraum hält sich alles auf einem gewissen Niveau
genug besass, so beschlossen die Hagen- des echt Künstlerischen. Es ist bezeichnend,
bündler, sich durch Hinzuziehung kunst- dass die Säule in der Mitte des Raumes, um
gewerblicher Kräfte zu komplettieren und sich welche einige kleinere Blätter arrangiert sind,
mit eigenem Programm im eigenen Hause durchaus nicht stört, von keiner Seite, sondern
durchzukämpfen. Es wurden die Begabtesten einen angenehmen Mittelpunkt für die Orien-
unter den Absolventen der reorganisierten tierung abgiebt. In dem Ausstellungsraum
Kunstgewerbeschule aufgenommen; ein Mä- der Wiener Seeession würde solch ein verti-
cen, der selbst auf dem Gebiet der Land- kaier Strich den Anblick manches Bildes, vor
Schaftsmalerei manche Probe ernsten Natur- allem der Klimt'schen „Medizin" zerrissen
Studiums und künstlerischen Feinsinns ab- haben. Dort herrscht ein „Clou", vor dem
gelegt hat, bot seine Unterstützung, so dass die Stühle bereitstehen; das Genie der
schon nach kurzer Frist ein Hervortreten Secession, das, trotz Muthers Widerruf zu
Die Kunst für Alle XVII. 4. 15. November 1901.
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