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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 17.1902

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Von Ausstellungen und Sammlungen - Personal- u. Atelier-Nachrichten - Vermischte Nachrichten
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https://doi.org/10.11588/diglit.12080#0108

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VERMISCHTE NACHRICHTEN
pvRESDEN. Am 28. und 29. September fand in
Dresden ein sogenannter Kunsterziehungstag
statt. Gegen zweihundertfünfzig eingeladene Herren
nahmen daran teil, darunter Vertreter der meisten
deutschen Staatsregierungen, Schulräte, Zeichen-
lehrer, Künstler und Vertreter der Bestrebungen,
die sich erstrecken auf die künstlerische Erziehung
der deutschen Jugend. Der Hauptverhandlungstag
brachte neun Vorträge. Lehrer Ross-Hamburg
sprach über das Kinderzimmer (Kinderspiele und
Ausstattung), Dr. Pauli-Bremen über das Bilderbuch,
Bauamtmann Prof. Th. Fischer-München über das
Schulhaus, Geh. Regierungsrat Dr. W. v. Seidlitz-
Dresden über den Wandschmuck, Lehrer Götze-
Hamburg über den Zeichenunterricht, Dir. Alfred
Lichtwark-Hamburg über die Kunsterziehung in den
Museen, Dr. Jessen-Berlin über Handfertigkeitsunter-
richt, Lehrer Muthesius-Weimar über die Kunst-
erziehung in den Seminarien, Prof. Dr. Konrad Länge-
Tübingen über den Kunstunterricht auf den Univer-
sitäten. Am zweiten Tage fand mittags eine Sitzung
vor einem grösseren Kreise Eingeladener statt, wobei
Konrad Lange über die Hauptprobleme der künst-
lerischen Erziehung und Alfred Lichtwark über den
Deutschen der Zukunft sprach. Lange formulierte
dabei den Zweck der ganzen Bewegung glücklich
als Erziehung zu ästhetischer Genussfähigkeit. Licht-
warks Vortrag war eine gedankensprühende, geist-
reiche Plauderei über die ästhetische Kultur des
äusseren Menschen, an der es dem Deutschen noch
sehr fehle. Am Abend erläuterte Lichtwark in einem
öffentlichen Vortrag Holbeins Totentanz in volks-
tümlicher Weise. Als Hauptergebnis des Tages darf
bezeichnet werden, dass Geh. Regierungsrat Brandi
im Namen der übrigen anwesenden Regierungsver-
treter, Geh. Schulrat Grüllich im Namen des säch-
sischen Kultusministeriums und Oberbürgermeister
Beutler im Namen der Stadt Dresden entschiedene
Förderung der vom Kunsterziehungstag vertretenen
Sache in Aussicht stellten. Neue Gedanken wurden
im übrigen auf dem Kunsterziehungstage nicht
vorgebracht, sondern nur das dargelegt, was seit
vierzehn Jahren von den Vorkämpfern dieser Be-
strebungen in Dresden, Hamburg und Tübingen
andauernd vertreten worden ist. In Bezug auf
Einzelheiten herrschten weitgehende Meinungsver-
schiedenheiten. Ueber die Hauptsache, dass die
Erziehung zu ästhetischer Genussfähigkeit ein unent-
behrlicher Bestandteil der harmonischen Ausbildung
des Menschen sei, war man einig, nicht minder
darüber, dass die Erziehung bei der Heimat einzu-
setzen und sich vor allem auf die nationale Kunst
zu erstrecken habe. Einige der Herren, die in der
Debatte sprachen, lieferten
unfreiwillig den Beweis,
wie notwendig ästhetische
Unterweisung in Deutsch-
land ist. Mit dem Kunst-
erziehungstage war eine
Ausstellung von Zeich-
nungen verbunden, bei der
sich besonders das Lehrer-
Seminar zu Plauen-Dres-
den (Lehrer Elssner), die
Realschule zu St. Pauli-
Hamburg (Lehrer Müller)
und das Realgymnasium zu
Altona (Lehrer Fritz Kuhl-
mann, Skizzierübungen
mit Bleistift und Farbe)

als vorbildlich erwiesen. Eine zweite Ausstellung
umfasste empfehlenswerten Wandschmuck; neu
waren dabei die farbigen Lithographien nach Ent-
würfen deutscher Künstler aus dem Verlag von Voigt-
länder-Teubner, Leipzig. Sie zeichnen sich durch
billigen Preis aus und sind zum Wandschmuck sehr
geeignet. Allerdings wird man sich dabei nicht ver-
hehlen dürfen, dass eine grosse Anzahl dieser Litho-
graphien nur veredelte Anschauungsbilder sind,
wenige aber, wie Hans von Volkmanns »Sonnen-
aufgang« und »Kornfeld«, Hans Thomas »Christus
auf dem Meere- und Georgis >An der englischen
Küste«, künstlerische Leistungen sind. Allgemein
wurde der Wunsch ausgesprochen, dass dem
ersten Kunsterziehungstage noch weitere folgen
möchten. — Das Direktorium des Sächsischen Kunst-
vereins wünscht zur Verwendung für öffentliche
Zwecke oder auch zur Verlosung unter seine Mit-
glieder Skizzen von geschichtlichen Vorgängen
zu erwerben, und fordert daher sächsische oder
in Sachsen lebende Künstler auf, solche Skizzen
bis zum 28. Februar 1902 bei ihm einzureichen. Es
bleibt den Künstlern überlassen, ob sie die Skizzen
in Oel- oder Wasserfarben oder in anderer Weise
ausführen wollen. Es werden zwei Preise von 500
und 300 M. behufs Erwerbung oder, nach Befinden,
Prämiierung der zwei besten Arbeiten ausgesetzt.
Doch behält sich das Direktorium die freie Ent-
schliessung vor, ob und welche Arbeiten es an-
kaufen oder mit einem Preise bedenken will. — Für
die Beschaffung von architektonischem oder bildne-
rischem Schmuck für den Eingang der Königin
Carola-Brücke veranstaltet der Rat zu Dresden unter
Architekten und Bildhauern, die in Dresden wohnen,
eine Preisbewerbung mit Einsendungsfrist bis zum
15. Januar 1902. Die hierfür festgelegten Bedingungen
sind im Altstädter Rathause erhältlich.
1/" ASSEL. Für den Bau eines neuen Rathauses
**■ ist seitens der städtischen Behörden ein Preis-
ausschreiben erlassen worden. Entwürfe sind bis
zum 1. April 1902 beim Stadtbauamt einzureichen.
Zur Preisverteilung ist die Summe von 27000 M.
in folgender Anordnung ausgesetzt: ein erster Preis
mit 9000 M., zwei zweite Preise von je 5000 M.,
zwei dritte Preise von je 3000 M. und zwei vierte
Preise von je 1000 M.
T/"EMPTEN. Für den auf dem St. Mangplatze mit
einem aus staatlichen und örtlichen Mitteln
zu bestreitenden Kostenaufwand von 50000 M. ge-
planten monumentalen Brunnen ist das Preisaus-
schreiben jetzt erlassen worden. Es wendet sich
an in Bayern lebende Künstler. Gewünscht wird,
dass die künstlerische Gestaltung des Brunnens
sich auf die Geschichte der Stadt stütze, insbe-
sondere, dass deren Grün-
dung gedacht wird, wo-
rüber näheres mitzuteilen
der Bürgermeister der
Stadt, Hofrat Horchler.
gern bereit ist. Als erster
Preis gilt die Auftragser-
teilung, zweite und dritte
Preise sind mit 1500 und
1000 M. ausgeworfen. Die
Einsendungsfrist für Ent-
würfe endigt mit dem
12. April 1902, die näheren
Bedingungen des Wettbe-
werbes finden unsere Leser
im Anzeigenteil dieses
Heftes veröffentlicht.


Redaktionsschluss: 19. Okiober 1901. Ausgabe: 31. Oktober 1901.
Herausgeber: Friedrich Pecht. — Verantwortlicher Redakteur: Fritz Schu'artz.
Verlagsanstall F. Bruckmann a.-g. in München, Nymphenburgerstr. 8G. — Druck von Alphons Bruck.mann, München.
 
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