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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 17.1902

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Voss, Eugen: Wie sollen Bilder behandelt werden?
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https://doi.org/10.11588/diglit.12080#0121

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<«s&> WIE SOLLEN BILDER BEHANDELT WERDEN? <^S=*~


Fig. 16. Theekümmchen von Raku-Ware, leuchtend
gelbrot mit weiss eingelegten Kieferzweigen. Japan.
Anfang des neunzehnten Jahrhunderts

meiner Schrift „Bilderpflege. Ein Handbuch
für Bilderbesitzer"*) habe ich deshalb das
Kapitel „Behandlung der Oelbilder" mit den
Worten begonnen: „Der wichtigste Rat die
Bilder in gutem Zustande zu erhalten ist,
an ihnen so wenig wie möglich zu thun und
sie ruhig an der Wand hängen zu lassen."
Bei diesem Widerspruche, der auf Kleinig-
keiten des zu wenig oder zu viel Thuns beruht,
will ich aus dem Inhalt meiner Schrift hier
das herausgreifen, was in seiner Anwendung
am wesentlichsten dazu beitragen kann, dem
Kunstfreund die ungeschmälerte Wirkung
seiner Kunstschätze zu erhalten.

*) Berlin, C. A. Schwetschke & Sohn. 4 M. Vergl. die Be-
sprechung a. S. 120 dieses Heftes.


Fig. 18. Japanische Dose (Inro) mit sturmgepeitschten
Trauerweiden in erhabener Goldlackarbeit


Fig. 17. Theekümmchen, bräunlich-gelbe, fein ge-
krackte Glasur, die Bachstelze und die Seerosen
olivbraun, das Wasser blau
Am meisten BeachtungbeanspruchtderStaub.
Bei der senkrechten Bildfläche ist es zwar aus-
geschlossen, dass sich dicker, sichtbarer Staub
darauf ansetzt. Doch er wird sich auf die vor-
springenden Teile des Rahmens legen, und
sicher keiner Hausfrau wird mit der Empfeh-
lung gedient sein, ihn unbeachtet zu lassen.
Zu seiner Entfernung bediene man sich
einer weichen Bürste oder eines grossen
weichen Pinsels. Für das gewöhnliche Ab-
stauben sollte es vollständig ausreichen, nur
die sichtbar bestaubten Teile des Rahmens
zu säubern. Eine gründliche Abstäubung,
die vielleicht alle Jahre einmal erfolgen kann,
ist auch nur für diejenigen Teile des Bildes
erforderlich, die in irgend einer Art nach oben
gekehrt gewesen sind. Beim Rahmen kann
die stärkste Staublage durch ein weiches
Wischtuch entfernt werden, ehe Pinsel oder
Bürste angewandt werden, ebenso beim Blend-
rahmen, einem hölzernen Rahmen, auf welchen
die Leinwand aufgespannt ist. Bei der Bild-
fläche und auch auf ihrer Rückseite ist die
Anwendung des Wischlappens unter allen Um-
ständen zu vermeiden. Hierzu sind Feder-
wedel aus elastischen Federn zu verwenden,
am besten Wedel aus geringwertigen Straussen-
federn. Wie durch häufiges Wischen die beste
Politur, sogar Glas allmählich an der Ober-
fläche durch feine Risse zerkratzt werden
kann, um wieviel mehr muss dies bei der
empfindlicheren Bildseite geschehen. Durch
das Wischen auf der Bildfläche werden aber
auch geringe Staubteile, vor allem Rauch, der
sich überall unsichtbar ansetzt, auf das Bild
fest eingerieben; das Abwischen der Rückseite
ist deshalb zu vermeiden, weil durch jeden
Druck von hinten die Bildfläche in kleine, vor-
läufig unsichtbare Sprünge zerplatzen kann.
Bei dieser jährlichen gründlichen Ab-
stäubung, die am besten in den Winteranfang
zu legen ist, nachdem durch Heizen die

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