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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 17.1902

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Personal- u. Atelier-Nachrichten - Von Ausstellungen und Sammlungen - Denkmäler - Vermischtes - Kunstlitteratur
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https://doi.org/10.11588/diglit.12080#0125

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PERSONAL- UND ATELIER-NACHRICHTEN

der bildenden Kunst mit Rat, That und Vorschlägen
beizustehen. Er teilt sich in Sektionen ein für
1. Malerei, 2. Plastik, 3. Architektur und 4. Kunst-
gewerbe. Die Mitglieder derselben sind 1. Lebens-
längliche — dies sind die Besitzer der im Jahre 1886
gestifteten grossen goldenen Staatsmedaille — also
alle Maler, Bildhauer und Architekten, welche mit
der obenerwähnten Medaille ausgezeichnet wurden.
2. Mitglieder, deren Mitgliedschaft durch die von
ihnen eingenommene Stellung bedingt ist und zwar:
a) der Referent der Kunstangelegenheiten im Kultus-
ministerium; b) die Präsidenten der durch den Kultus-
minister zu bezeichnenden Kunst- und Kunstgewerbe-
vereine; c) der Landesinspektor der Museen und Bib-
liotheken; d) der Direktor und der erste Kustos des
Museums für schöne Künste; e) der Direktor und
erste Kustos des Kunstgewerbemuseums; f) der
Präsident und Referent der Landeskommission für
Kunstdenkmäler; g) die Leiter der staatlichen Kunst-
und Kunstgewerbeschulen; h) ein Delegierter der
Haupt- und Residenzstadt Budapest; i) der vortragende
Rat des hauptstädtischen Baurates. 3. Gewählte Mit-
glieder, der Verein ungarischer bildender Künstler
wählt fünf Künstler (Maler und Bildhauer). 4. Ernannte
Mitglieder. Der Minister hat das Recht, eine den An-

Fig. 23. JAPANISCHE NIPPSACHE (o KIM ono)
den Helden Kuan-u darstellend

forderungen entsprechende Zahl von Mitgliedern zu
ernennen — und zwar Künstler und Kunstfreunde,
deren Mitwirkung er für nötig erachtet. — Vorläufig
werden auch die Architekten vom Minister ernannt.
Das Mandat der unter 3 und 4 genannten Mitglieder
dauert drei Jahre. Eine wichtige Aufgabe fällt dem
Rat zu durch die Vorschläge, welche er in Angelegen-
heit der Staatsankäufe und Stipendien zu machen hat.
Eine Neuerung im Statut ist auch, dass die dem
Minister zu machenden Vorschläge nicht mit Stimmen-
mehrheit entschieden werden, sondern ein jedes an-
wesende Mitglied ist verpflichtet, sein Gutachten ab-
zugeben und muss mit ja oder nein abstimmen; die
endgültige Entscheidung behält sich in allen Ange-
legenheiten der Minister vor. In wie weit der Rat
in seiner neuen Fassung den Wünschen der bildenden
Künstler entspricht, wollen wir nicht untersuchen,
doch wollen wir hoffen, dass durch das Wirken des
Rates statt der bisherigen Systemlosigkeit eine
selbstbewusste Richtung in der Kunstpolitik platz-
greifen wird. — Die ungarische Kunst hat in diesem
Sommer zwei Tote zu beklagen, was nachträglich
noch bemerkt sei. Ende Mai bereits starb hier der
Bildhauer Josef Engel als Sechsundachtzigjähriger.
Von ihm rührt das Standbild des Grafen Stefan Sze-
chenyi in Budapest her. Einige Tage vorher starb
der Maler Ludwig Abranyi, zweiundfünfzig Jahre
alt, nach langem Leiden. Er war Schüler der Mün-
chener Akademie, später der Ecole des Beaux Arts
und dann Bonnats. Er malte hauptsächlich Porträts
und seine Besteller waren grösstenteils Mitglieder
der Aristokraten- und Gentry-Kreise. A. T.
r\ÜSSELDORF. Professor Emil Hünten hat zwei
*-* grosse geschichtliche Kriegsbilder vollendet, wel-
che, ein Geschenk des Kaisers, zur Ausschmückung
des grossen Saales der Kaserne der beiden demnächst
vereinigten Leibhusaren-Regimenter in Danzig be-
stimmt sind. Beide haben bedeutsame Episoden aus
den Thaten der beiden Regimenter in den Freiheits-
kriegen zum Gegenstande. Das eine stellt die Attake
der ersten Leibhusaren in der Schlacht bei Dennewitz
am 6. September 1813 dar. Die schwarzen Husaren,
mit dem Totenkopf am Czako, machen einen schnei-
digen Angriff. Sie attakieren zwei französische
Ulanen-Regimenter und werfen sie. Der franzö-
sische Oberst Le Clouet, Stabs-Chef vom Marschall
Ney, geriet bei dieser Gelegenheit so ins Gedränge,
dass er hut- und zügellos vom Rittmeister von
Egloff gefangen genommen wurde. Diesen Moment
hat Hünten ungemein anschaulich und lebendig
dargestellt. Die Gefangennahme Le Clouets ist des-
halb ein für die Geschichte des Regiments bedeut-
sames Ereignis, weil dieser die Seele der Gefechts-
führung auf dem rechten Flügel der Franzosen war,
und mit der erfolgreichen Attake der Leibhusaren
gegen die Ulanen die Vereinigung Bülow's mit
Tauentzien gesichert wurde. Dass Emil Hünten
ein Meister in der Darstellung der Pferde in wilder
und schwierig wiederzugebender Bewegung ist, zeigt
er in dieser lebensvollen Episode aus der Schlacht
bei Dennewitz wieder in vorzüglicher Weise. Die
ganze Situation ist klar und überzeugend gegeben
und dem Zwecke seiner Bestimmung gemäss hat
die Komposition, insbesondere die grosse Gruppe
der Gefangennahme Le Clouets durch den Ritt-
meister von Egloff, eine bedeutende monumentale
Wirkung. — Das zweite Bild behandelt eine Episode
aus der Einnahme von Paris am 30. März 1814,
den verzweiflungsvollen Kampf der Schüler der
polytechnischen Schule, welche eine Batterie von
dreizehn schweren Geschützen bedienten, mit den
preussischen Husaren, dem zweiten Leibhusaren-


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