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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 17.1902

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Von Ausstellungen und Sammlungen - Denkmäler - Personal- und Atelier-Nachrichten - Vermischtes – Neue Kunstlitteratur
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https://doi.org/10.11588/diglit.12080#0175

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-sr-4ö> VON AUSSTELLUNGEN UND SAMMLUNGEN <Ö5=^

wie den »Cimbernkampf« (1889 und einige ange-
fangene oder nicht ganz vollendete Sachen und ge-
rade diese letzten, wie die Allegorie der ^Malerei«
(1872), die dem Flötenspiel eines Waldgottes lauschen-
den Dryaden (1896) eine Farbenskizze zu den > Ge-
filden der Seligen« u. a. m. sind von einer ganz
einzigen Ursprünglichkeit der farbigen Reize. Einiges
andere aus Frankfurter Privatbesitz, die »Pietä« und
die »Venus« gehört zur Kategorie der guten alten
Bekannten, die man immer gerne wiedersieht.
DERLIN. Endlich kommt auch in die Ausstel-
lungen von Ed. Schulte etwas Leben. Als >clou<
der jüngsten ist ohne Frage Lucien Simon's >Cirque
forain< anzusehen (den Lesern d. Zeitschr. aus der a.
S.451 d. vor. Jahrg. gebrachten Abbildung bekannt), der
im vergangenen Jahre in Paris dem Künstler soviel
Ruhm brachte und bis vor kurzem die Dresdener Aus-
stellung zierte. Ein wunderbar gemaltes Bild und auch
als Beobachtung hervorragend. Der dämmerige Zu-
schauerraum mit den köstlich charakterisierten Typen
der bretonischen Bauern, der rotbraune Clown und
als Lichteffekt die Erscheinung der Seiltänzerin in
Weiss und Grün mit derTricolore — man kann nichts
Schöneres sehen. Sehr fein ist auch das >Cafe d'Har-
court« von dem verstorbenen Belgier Henri Evene-
poel, augenscheinlich eine Studie, der durch die Ein-
fügungder Figur einer scharlachrot gekleideten Demi-
mondainein das prächtig geschilderte Cafehaus-Milieu

eine bildmässige Pointe gegeben wurde. Aus der Dres-
dener Ausstellung stammt ferner eine »Prozession«
von Charles Cottet, die sehr gross ist, aber
kaum etwas von den Tugenden ahnen lässt, die des
Künstlers bessere Werke auszeichnen. Die eigent-
liche Physiognomie der Ausstellung gaben die Kol-
lektionen von Lesser Ury, Martin Brandenburg
und Philipp Klein. Ury bietet sozusagen einen
geschichtlichen Ueberblick über seine Kunst, indem
er ausser neueren Arbeiten eine Reihe seiner ältesten
Bilder, mit dem Jahre 1883 beginnend, vorführt.
Man findet es vor diesen sehr begreiflich, daSs
damals grosse Hoffnungen auf Ury gesetzt worden
sind. Trotz allerlei Unvollkommenheiten verraten
seine Darstellungen vom Lande und aus den Cafes
ein starkes Talent. Die schwierigsten Beleuchtungs-
probleme sind mit anerkennenswertem Geschick ge-
löst. Später kommt dann die Entwicklung nach der
koloristischen Seite. Die Farben werden brennend,
leidenschaftlich. Feuriges Gelb und glühendes
Rot werden gegen schwärzliches Grün und Violett
gesetzt. Glänzende Abendhimmel spiegeln sich in
dunklen Flüssen und Kanälen. Rote Dächer gleissen
im Schein der untergehenden Sonne. Violett schim-
mern die Gipfel des Hochgebirges über tiefblauen
italienischen Seen. Die ganze Natur scheint brünstig
geworden. So sinnlich schöne Effekte mit diesen
Landschaftenferzielt werden — die Abwesenheit jedes
tieferen Gefühls für das Wesen der Natur wirkt auf


hippolyte fournier ««« die klugen und die
thörichten jungfrauen
Die Kunst für Alte XVII. J Q J 21
 
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