-a-4ö> MAREES UND SCHACK 0=£=^-
selbe wird in wenigen Wochen selbst nach In Rom angekommen, war ich von allem
München kommen. Der erste Eindruck was ich sah schier erdrückt, so sehr, dass
von Florenz ist für mich ein ausserordent- ich fast an meinem Beruf zur Malerei
lieh beruhigender: Man sieht hier deut- verzweifelte, so dass mir vorderhand nichts
lieh, wie die Kunst der Renaissance sich übrig blieb, als wenigstens meine Pflichten
nachgerade zu ihrer Höhe emporgeschwun- gegen Sie zu erfüllen. Sie werden selbst
gen hat; die Folge davon ist, dass auch finden, dass eine solche Thätigkeit keine
die grössten Meisterwerke dem Verstand- sehr belebende und nutzbringende sein
nis näher liegen, dass man sie wirklich kann. Hier haben nun auf mich einige
studieren kann. Fresken des Ghirlandajo und die Kapelle
Dieser Eindruck wird bestimmend auf der Mediceer bis jetzt den grössten Ein-
meine Kunstthätigkeit sein. Ich werde die druck gemacht, so dass ich beschlossen
hiesige Kunst in einer solchen Weise aus- habe, die Köpfe, Figuren u. s. w., die mir
zubeuten suchen, dass sie mich nicht allein am meisten zusagen, genau zu zeichnen,
belehrt, sondern auch zu eigenen Thaten auch vielleicht, wo es möglich ist, etwas
inspiriert. In dieser Weise, geehrter Herr mit Farben anzugeben. Hiedurch habe ich
Baron, habe ich im Anfang den Zweck nicht nur den Vorteil, den Eindruck dieser
meines Aufenthaltes in Italien aufgefasst, Kunstwerke festzuhalten, sondern auch den,
sehe aber, dass ich nachgerade denselben die Natur besser kennen zu lernen. Denn
etwas aus dem Auge gelassen habe. trete ich aus den betreffenden Kapellen
Ich erkläre mir dies auf folgende Weise. hinaus, so sehe ich in unmittelbarer Nähe
vor den Altären, hinter den
Pfeilern, an den Thüren die-
selben Gestalten lebend, die
jene alten Meister gebildet
haben. Kurz, eine solche Ar-
beit hat einen poetischen Reiz,
während mir in den Galerien
durch die herumschmierenden
Kopistenschaaren die ganze
Malerei verleidet wird. Es ist
keine Frage, dass die feinsten
Empfindungen, aus denen allein
feineWerke hervorgehen, durch
die sich zu sehr aufdrängende
Prosa erstickt werden müssen.
Ich sehe wohl ein, Herr Baron,
dass ich Sie durch eine An-
zahl regelrechter Kopien für
den Augenblick mehr befrie-
digen würde; aber wo wird das
hinführen? Ich werde nur
immer mehr und mehr aus mir
herausgerissen. Im andern
Falle jedoch, dass Sie mir näm-
lich betreffs meiner Thätigkeit
freie Hand lassen, werde ich in
viel kürzerer Zeit dazu kommen,
wieder etwas Eigenes zu ma-
chen. Ist auch die Zeit, in
der Sie etwas erhalten, eine
grössere, so ist es doch auch
um so angenehmer für Sie,
Herr Baron, wenn die ganze
Welt bei einem sichtbaren
Fortschritt, den ich machen
hans von aiarees die drei Lebensalter werde, sagen wird, dass ich
Das Original in der kgl. Galerie zu Schieissheim diesen nur Ihnen ZU verdanken
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selbe wird in wenigen Wochen selbst nach In Rom angekommen, war ich von allem
München kommen. Der erste Eindruck was ich sah schier erdrückt, so sehr, dass
von Florenz ist für mich ein ausserordent- ich fast an meinem Beruf zur Malerei
lieh beruhigender: Man sieht hier deut- verzweifelte, so dass mir vorderhand nichts
lieh, wie die Kunst der Renaissance sich übrig blieb, als wenigstens meine Pflichten
nachgerade zu ihrer Höhe emporgeschwun- gegen Sie zu erfüllen. Sie werden selbst
gen hat; die Folge davon ist, dass auch finden, dass eine solche Thätigkeit keine
die grössten Meisterwerke dem Verstand- sehr belebende und nutzbringende sein
nis näher liegen, dass man sie wirklich kann. Hier haben nun auf mich einige
studieren kann. Fresken des Ghirlandajo und die Kapelle
Dieser Eindruck wird bestimmend auf der Mediceer bis jetzt den grössten Ein-
meine Kunstthätigkeit sein. Ich werde die druck gemacht, so dass ich beschlossen
hiesige Kunst in einer solchen Weise aus- habe, die Köpfe, Figuren u. s. w., die mir
zubeuten suchen, dass sie mich nicht allein am meisten zusagen, genau zu zeichnen,
belehrt, sondern auch zu eigenen Thaten auch vielleicht, wo es möglich ist, etwas
inspiriert. In dieser Weise, geehrter Herr mit Farben anzugeben. Hiedurch habe ich
Baron, habe ich im Anfang den Zweck nicht nur den Vorteil, den Eindruck dieser
meines Aufenthaltes in Italien aufgefasst, Kunstwerke festzuhalten, sondern auch den,
sehe aber, dass ich nachgerade denselben die Natur besser kennen zu lernen. Denn
etwas aus dem Auge gelassen habe. trete ich aus den betreffenden Kapellen
Ich erkläre mir dies auf folgende Weise. hinaus, so sehe ich in unmittelbarer Nähe
vor den Altären, hinter den
Pfeilern, an den Thüren die-
selben Gestalten lebend, die
jene alten Meister gebildet
haben. Kurz, eine solche Ar-
beit hat einen poetischen Reiz,
während mir in den Galerien
durch die herumschmierenden
Kopistenschaaren die ganze
Malerei verleidet wird. Es ist
keine Frage, dass die feinsten
Empfindungen, aus denen allein
feineWerke hervorgehen, durch
die sich zu sehr aufdrängende
Prosa erstickt werden müssen.
Ich sehe wohl ein, Herr Baron,
dass ich Sie durch eine An-
zahl regelrechter Kopien für
den Augenblick mehr befrie-
digen würde; aber wo wird das
hinführen? Ich werde nur
immer mehr und mehr aus mir
herausgerissen. Im andern
Falle jedoch, dass Sie mir näm-
lich betreffs meiner Thätigkeit
freie Hand lassen, werde ich in
viel kürzerer Zeit dazu kommen,
wieder etwas Eigenes zu ma-
chen. Ist auch die Zeit, in
der Sie etwas erhalten, eine
grössere, so ist es doch auch
um so angenehmer für Sie,
Herr Baron, wenn die ganze
Welt bei einem sichtbaren
Fortschritt, den ich machen
hans von aiarees die drei Lebensalter werde, sagen wird, dass ich
Das Original in der kgl. Galerie zu Schieissheim diesen nur Ihnen ZU verdanken
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