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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 17.1902

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Personal- und Atelier-Nachrichten - Von Ausstellungen - Vermischte Nachrichten
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-^ss£> VON AUSSTELLUNGEN

- VERMISCHTES -CÖ^

V/IÜNCHEN. Im Künstlerhaus hatte Franz von
Lenbach in der ersten Hälfte des Dezember
eine aus etwa dreissig Gemälden bestehende Kol-
lektion von Bildnisschöpfungen seiner Hand zur
Schau gebracht. Zum grössten Teil neue Werke
umfassend, bot sie nicht nur an Zahl eine der statt-
lichsten Lenbach-Ausstellungen, die je den hiesigen
Kunstfreunden vorgeführt wurde. In der staunens-
werten Mannigfaltigkeit, die sich darin aussprach,
war sie ein gewaltiges Zeugnis für die, fast möchte
man sagen, von Fall zu Fall sich immer wieder
überbietende Meisterschaft des Künstlers. Wir wer-
den in anderem Zusammenhange auf diese Darbie-
tung zurückkommen.
A ACHEN. Am 26. November wurde das städtische
** Suermondt-Museum nach seiner Uebersiedlung
in das ehem. Cassalettesche Palais neu eröffnet.
Es enthält in vierunddreissig Ausstellungsräumen
die Galerie alter Gemälde, deren Grundstock die
Stiftung Barthold Suermondts bildet, Bildwerke,
namentlich Holzfiguren des vierzehnten und fünf-
zehnten Jahrhunderts, ein Kupferstichkabinett mit
Bibliothek und Vorbildersammlung, alte Kunstar-
beiten, meist aus Aachen und Umgebung stammend,
Lokalaltertümer und Ausgrabungen, sowie eine wech-
selnde Ausstellung von neuzeitigen Kunstwerken.
Die von Direktor Dr. Kisa durchgeführte Anord-
nung folgt im allgeimenen dem kulturgeschichtlichen
Prinzipe. Zur Eröffnung wurden aus Privatbesitz
zahlreiche Gemälde und Studien Alfred Rethels,
sowie hervorragende ältere Kunstarbeiten herange-
zogen. Die moderne Abteilung ist sorgfältig ge-
wählt. Ausser Aachener Künstlern wie Oeder,
Eugen Kampf, Karl Krauss, Brend'amour, P. Bücken
sind von Malern Vinnen, Christiansen, A. Zoff, E.
Oppler, F. Tadama, von Bildhauern Hugo Lederer,
W. Schmarye, R. Bosselt gut vertreten. Die kunst-
gewerbliche, von Malerei und Plastik räumlich nicht
getrennte Abteilung bringt Teppiche von Eckmann und
Leistikow, Seidenstoffe von Eckmann, van de Velde,
Mohrbutter u. a., Scherrebecker Webereien, Metall-
arbeiten von R. Bosselt, Eckmann, Hiedl und Thall-
mayr in München, von Steenaerts und Witte in
Aachen; Thonwaren von Läuger, R. v. Heider,
Cl. Massier, G. de Feure, Porzellane der Berliner
und Kopenhagener Manufaktur, Lederarbeiten von
Collin, Otto Weitz, Attenkofer, Tonnar-Aachen.
Dazu kommen Wohnungseinrichtungen von Th.
Cossmann und Kamine von Houben Sohn Carl
in Aachen.
DOM. Das Parlament hat den Ankauf der Galerie
Borghese um den Preis von 3600000 Lire, zahl-
bar in zehn Jahresraten, gutgeheissen. Damit er-
warb der italienische Staat eine Kunstsammlung, die
zu den ersten der Welt gehört und auf mindestens
den fünffachen Betrag geschätzt wird. Wurden doch
erst kürzlich noch allein für Tizians ^Himmlische
und irdische Liebe« fünf Millionen geboten. Ausser
der Galerie wird um weitere drei Millionen auch
der berühmte Park in Staatsbesitz übergehen, wor-
auf er den Namen >Villa Umberto I.« erhalten und
mit einem grossen Denkmal des Königs geschmückt
werden wird. H. Bth.
DRAG. Für die hier geplante Böhmische Kunst-
* galerie hat man sich im Prinzip über eine Tei-
lung in zwei nationale Sektionen verständigt, doch
fordern die Tschechen, dass für ihre Sektion ein
grösserer Betrag der Stiftungssumme verwendet
werde, während die Deutschen eine gleichmässige
Teilung für diese wünschen.

VERMISCHTE NACHRICHTEN
r\RESDEN. Ein eigenartiges und wertvolles Preis-
ausschreiben für Bildhauer erlässt soeben der
Rat zu Dresden, um das freie künstlerische Schaffen
auf dem Gebiete der Plastik zu fördern. Ausgesetzt
werden 5000 M. zu Preisen, die Preisrichter sind zu
zwei Dritteln Künstler (Diez, Epler, Hartmann-
Maclean, Pauwels, Preller, Schilling), zu einem
Drittel Beamte von Dresden (Oberbürgermeister
Beutler und zwei Räte). Verlangt werden Skizzen
zu plastischen Werken, deren Motive die Künstler
frei wählen können. Natürlich steht es ihnen dabei
auch frei, Vorschläge für die Verwendung, z. B. für
einen bestimmten Platz der Stadt, zu machen. Ueber
die Grösse der Skizzen werden keine Vorschriften
erlassen, nur haben die Bewerber die geplante Grösse
der Ausführung genau anzugeben. Die Preise gelten
als Beihilfe zur Ausführung eines grösseren Modells
in Gips. Sie sollen nicht unter 1000 M. (für eine
lebensgross gedachte Figur) und nicht über 2500 M.
betragen. Die Preisrichter haben Vollmacht, die
ausgesetzte Summe ganz, teilweise oder gar nicht
zu verwenden. Die mit Preisen bedachten Künstler
sind verpflichtet, ihre Skizzen in der angegebenen
oder mit den Preisrichtern vereinbarten Grösse in
ebenso vereinbarter Zeit auszuführen. Die durch
Preise ausgezeichneten Skizzen gehen in das Eigen-
tum der Stadt Dresden über. Der Rat zu Dresden
hat das Recht, einen Abguss des geschaffenen
Modells zum Selbstkostenpreise vom Künstler zu
verlangen. Beschliesst der Rat, ein solches Modell
in besserem Material auszuführen, so hat er das
Vorkaufsrecht und gilt der Betrag der Beihilfe als
Teil der Kaufsumme. Die Skizzen der Bewerber
iind bis zum 15. März 1902 im sächsischen Kunst-
verein abzuliefern. — Dieses Beispiel der Kunst-
förderung in Dresden sollte recht viel Nachahmung
finden. Es ist geeignet, der Denkmalseuche einen
Riegel vorzuschieben und die Kunst wirklich zu
fördern. *
A^ÜNCHEN. Von der Künstler-Genossenschaft.
In der am 29. November im Festsaale des
Künstlerhauses abgehaltenen ausserordentlichen
Generalversammlung gab der Präsident Professor
Hans Petersen vor Eintritt in die Tagesordnung
ein kurzes Resume über die heurige Internationale
Kunstausstellung. Selbige hatte, wie bereits bekannt,
ein nach jeder Richtung hin befriedigendes Ergebnis;
es wurde jetzt festgestellt, dass der Verkauf von
Kunstwerken 770000 M., die Eintrittsgelder etc.
158000 M. betragen haben. Wichtigster der zur Be-
ratung stehenden Gegenstände war die Jahresaus-
stellung 1902, deren Satzungen festgelegt wurden.
Es wird wie bisher einzelnen Künstler-Korporationen
oder Gruppen (auch auswärtigen) die Möglichkeit
geboten sein, geschlossen auszustellen. Zu erwähnen
ist noch, dass die Genossenschaft sich korporativ
an der deutsch-nationalen Kunstausstellung 1902 in
Düsseldorf und ebenfalls an der grossen Berliner
Kunstausstellung beteiligen wird.
/^HARKOW. Die Errichtung einer Kunstschule
^*-> wird hierorts beabsichtigt.
CPEYER. Der Ffälzische Kunstverein zählt zur Zeit
^ 1442 Mitglieder gegen 1296 des Vorjahres. Sollte
dem Verein von der Stadtverwaltung, wie erbeten,
das sog. Heydenreich'sche Haus überlassen werden,
so wird darin eine permanente grössere Gemälde-
ausstellung eingerichtet werden.

Rcdaktionsschluss: 21. Dezember 1901. • Ausgabe: 2. Januar W02.
Herausgeber: Friedrich Pecht. — Verantwortlicher Redakteur: Fritz Schwartz.
Verlagsanstalt F. Bruckmann a.-g. in München, Nymphenburgerstr. 86. — Druck von Alphons Bruckmann, München.
 
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