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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 17.1902

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Personal- u. Atelier-Nachrichten - Von Ausstellungen und Sammlungen - Vermischtes - Kunstlitteratur
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https://doi.org/10.11588/diglit.12080#0337

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«^S2> VERMISCHTE NACHRICHTEN - KUNSTLITTERATUR <S^~

Totenbette darstellend, ist leider künstlerisch weniger
voll geworden. — Im nächsten Monat wird eine
Sandreuter-Ausstellung das Andenken des am l.Juni
vorigen Jahres verstorbenen begabtesten Schülers
Böcklins ehren. Wir kommen darauf zurück. G.
D RAUNSCHWEIG. Dörbandts Kunstsalon ist
eifrigst und man darf sagen mit Erfolg bemüht,
die kunstliebenden Kreise unserer Residenz mit
guten Schöpfungen zeitgenössischer Kunst bekannt
zu machen. So brachte eine der jüngsten Aus-
stellungen neben Werken von H. von Volkmann,
G. Macco, P. Meyerheim eine Reihe von Bildern
und Studien R. Köselitz's. Dazu u. a. noch einige
vorzügliche Bilder des in München lebenden von
hier gebürtigen Tiermalers Otto Keitel.
'W/'IEN. Die Vereinigung österreichischer bilden-
" der Künstler und Künstlerinnen beabsichtigt,
im April eine Ausstellung von Werken Arthur
von Ramberg's zu veranstalten.

VERMISCHTES
CTUTTGART. Wie wir vernehmen, hat in der
^ hiesigen Künstlerschaft eine Spaltung statt-
gefunden. Es hat sich eine :Secession< gebildet;
fast durchweg aus geborenen Württembergern be-
stehend, an deren Spitze Reiniger, Pleuer, K. v.
Otterstedt und Hollenberg stehen. Diese
= Secession= beabsichtigt als geschlossene Gruppe
in der diesjährigen Münchener Internationalen Aus-
stellung aufzutreten. Ein eigener Saal ist der neuen
Gruppe bereits zugesichert.
W/ÖRISHOFEN. Zur Erlangung eines Entwurfes
** für ein dem Kneipp'schen Heilverfahren gelten-
des Reklame-Plakat ist vom hiesigen Kurverein ein
Wettbewerb ausgeschrieben worden; die näheren
Bedingungen dafür sind aus der Ankündigung im
vorliegenden Heft ersichtlich. Schlusstermin für
die Einliefetung: 30. April.
1T\RESDEN. Die vom akademischen Rat verwaltete
Prüll-Heuer-Stiftung hat jüngst die Oeffentlich-
keit in lebhafter Weise beschäftigt. Eine bittere Be-
merkung Prof. Schumanns im Dresdener Anzeiger,
dass nämlich die Kommission der genannten
Stiftung >ihr Geld vertrödelt- habe und jetzt für
die günstige Gelegenheit des Erwerbs zweier herr-
licher Böcklins aus diesem Fond keine Mittel flüssig
seien, ward vom Geheimrat Rumpelt, dem Sekretär
der Akademie, in brüsker Weise durch eine Er-
klärung im Dresdener Journal zurückgewiesen, die
ihren Rückhalt in der satzungsgemäss ausgedrückten
Bestimmung der Stiftung suchte, dass die Zinsen
nur >zum Ankauf von Gemälden von deutschen,
lebenden, vorzüglichen Künstlern< verwendet werden
sollen. Das nun gab dem Erstgenannten den An-
lass, mit einem wohlmotivierten, langen Sünden-
register der Stiftungsverwaltung zu antworten, in
dem nachgewiesen wurde, wie in den einundzwanzig
Jahren des Bestehens der Stiftung, die den Erwerb
von nahezu neunzig Bildern gezeitigt hat, in zahl-
reichen Fällen gegen den Sinn und Wortlaut des
Vermächtnisses, an welch' letzteren man sich jetzt
klammert, gehandelt worden ist. Man muss es Prof.
Schumann Dank wissen, dass er der Missstimmung,
die sich gegen die aus den Mitteln der genannten
Stiftung bethätigten Erwerbungen in weiteren Kreisen
herausgebildet hat, einmal deutlichen Ausdruck ver-
liehen hat. Wer die mit Bildern vollgepfropften

Räume unserer modernen Galerie durchwandert,
kann sich der Ueberzeugung nicht verschliessen,
dass dem Begriff >vorzüglichc von Seiten des
akademischen Rats eine etwas weitgehende Aus-
legung gegeben worden ist.
JENA. Der Stifter des in H. 10 d. 1. Jahrg. er-
wähnten Ernst Häckel-Denkmals ist, wie jetzt be-
kannt wird, Dr. Paul von Ritter in Basel.
KUNSTLITTERATUR
Ernst Berger, Beiträge zur Entwick-
lungsgeschichte der Maltechnik. Vierte Folge.
Mit 7 Illustrationen im Text. (München, G.D.W.
Callwey. 10 M.)
Wer sich eingehender mit den Fragen der Mal-
technik abgiebt, musste auf den neuen Band des
Bergerschen Werkes, der der Technik der Renais-
sance gewidmet ist, sehr gespannt sein. Das soeben
erschienene Buch ist nun eigentlich erst die Hälfte
des neuen Bandes und enthält im wesentlichen nur
die Quellenschriften, vor allem das Mayerne-Manu-
skript aus dem British-Museum. Es kann nur vor-
teilhaft für die Benutzung sein, diese Quellenschriften
selbst in so sorgfältiger Auswahl überliefert zu be-
kommen, da man sich selbst mancherlei Benutzung,
daraus ableiten kann, wenn man sich die Mühe
macht, zu suchen; man findet dann genug. Die alten
Ueberlieferungen sehen allerdings oft aus, wie ein
noch ungeordnetes Rezeptlexikon. Aber es ist höchst
interessant, Sgr. Antonio van Dyck in eigener Person
auftreten und Ratschläge erteilen zu hören. Das
Facit aus all der Ueberfülle zu ziehen und die
Technik des 16., 17. und 18. Jahrhunderts in ein
ausgearbeitetes System zu bringen, verspricht Berger
für den zweiten Teil des IV. Bandes. — Die Ent-
wicklungsgeschichte der Maltechnik ist als sein
eigentliches Lebenswerk anzusehen, dessen Bedeu-
tung sehr hoch anzuschlagen ist. Um dieses Buch
zu schreiben, ist jene seltene Vereinigung von
Malerpraxis, technischen und allgemein wissenschaft-
lichen Kenntnissen, philologischer Bildung mit
einem eigentümlichen Spürsinn notwendig, der allein
befähigt macht, den ursächlichen Zusammenhang
von anscheinend weit auseinanderliegenden Dingen
zu finden. sch-nbg.
Hans Rosenhagen, Würdigungen. (Berlin,
Hermann Nabel, kart. 3 M.)
Der sympathische Titel des Buches deckt Auf-
sätze über Chodowiecki, Menzel, Knaus, Leibi,
Trübner, Piglhein, Segantini und Böcklin. Nach
Rosenhagens eigenen Worten sollen sie als Bio-
graphien im landläufigen Sinne nicht gelten; sie
wollen weniger Thatsachen mitteilen als Stimmungen
übermitteln, freudige, nachdenkliche, bewegte, unter
deren Wirkung der Verfasser bei bestimmten Ge-
legenheiten das Lebenswerk der betreffenden Künstler
überschaut hat. Unsere Leser kennen mit uns die
besondere Fähigkeit Rosenhagens, das Wesentliche
eines Kunstwerks zu erfassen und knapp und präcis
zum Ausdruck zu bringen. So werden ihnen denn
auch die obigen, jeweils zu glücklicher Stunde gleich-
sam entstandenen 'Würdigungen« in ihrer reizvollen
Subjektivität schätzbar sein. Steht doch dahinter
eine Persönlichkeit, die in warmer Anteilnahme
und aus einem reichen Innenleben heraus, dazu
mit feinem Verständnis begabt, es verstanden hat,
sich als Kritiker in einer der Mitwelt wertvollen
Weise zur zeitgenössischen bildenden Kunst in Be-
ziehung zu setzen.

Redaktionsschluss: 1. März 1902. Ausgabe: 13. März 1902.
Herausgeber: Friedrich Pecht. — Verantwortlicher Redakteur: Fritz Schwartz.
Verlagsanstalt F. Bruckmann a.-g. in München, Nymphenburgerstr. 86. — Druck von Ai.phons Bruckmann, München.
 
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