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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 17.1902

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Pixis, Theodor: Wilhelm Busch: zu seinem siebzigsten Geburtstag (15. April)
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https://doi.org/10.11588/diglit.12080#0340

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-»-s^> WILHELM BUSCH -C£^-

ungebundenen Wesen wohl und heimisch fühlen das wurde im „Karikaturenbuch" niederge-
werde; und es dauerte in der That nicht lange, legt. In letzteres hat namentlich auch noch
bis er sich vollständig gehen Hess. der Bildhauer und Maler F.Walker zahlreiche
Ein bildhübscher Bursche mit langen Beiträge geliefert, u. a. auch eine wohl-
blondbraunen Haaren, einem jugendlichen gelungene Karikatur von Busch selber.
Schnurr- und Knebelbärtchen, den Kopf be- Die ganze Art unseres damaligen künst-
deckt mit einer eigentümlich geformten, grün- lerischen Strebens und Schaffens, die „aka-
karierten Mütze, so steht er noch lebhaft vor demische Strömung", wie es Busch nennt,
meinen Augen. In dieser Lieblingskopfbe- war ihm durchaus nicht sympathisch und so
deckung hat er sich auch mehrere Male kari- kam es denn, dass man ihn eigentlich niemals
kiert (s. Abb. a. S. 313); sie war so eine Art ernstlich arbeiten sah, und dass, wenn wir am
Wahrzeichen geworden und als sie später bei Starnbergersee oder im Gebirge, namentlich in
irgend einer maskierten Künstlerkneipe ver- Brannenburg, unsere Studienplätze aufgesucht
loren ging, war Busch sehr betrübt. hatten, unsere Staffeleien aufschlugen und
Gewöhnlich still und in sich gekehrt, war emsig zu malen anfingen, unser guter Busch
er, wenn er aus sich herausging, einer der sich ganz behaglich ins Gras niederstreckte
heitersten und anregendsten unter uns und und Gott einen guten Mann sein Hess. Da
bald unser aller Liebling. Sein klarer Kopf, musste ich immer an einen grossartigen Aus-
sein Witz und sein Humor fanden stets einen spruch denken, den unser alter Freund und
dankbaren Wiederhall. Kollege Kunde aus Berlin einmal vom Stapel
Ausser dem persönlichen Verkehr war der laufen Hess. Es war in Olevano. Die dortige
Haupttummelplatz seiner poetischen und seiner Malerkolonie war von der Künstlerherberge
tollen Einfälle die „Kneipzeitung von Jung- Casa Baldi aufgebrochen, hatte sich an ihrem
München". Es war immer ein Festtag für Studienplatz häuslich eingerichtet und fing
uns, wenn dieselbe erschien und vorgelesen an, emsig zu malen. Nur Kunde bot ein
wurde. Was hiernicht ausgetobt werden konnte, ähnliches Bild, wie oben Busch, es schien
ihm pudelwohl zu sein. Da rief einer
seiner Freunde: „Aber Kunde, schämen
Sie sich denn nicht, so zu faullenzen!
Bei dieser herrlichen Beleuchtung ist es
ja ein wahres Vergnügen, zu arbeiten!"
„Ach, man muss sich auch hie und da
ein Vergnügen versagen können", er-
tönte es trocken aus seinem Munde.
Busch hat sich dieses Vergnügen sehr
oft, fast immer versagt, sich aber dafür
ein um so grösseres dadurch bereitet,
dass er uns aufmerksam beobachtete
und dann später, manchmal auch in
flagranti, karikierte, so z. B. den
Schreiber dieses am Fusse des Riesen-
kopfes, Schwörer etc. etc. (S. d. Abb.
a. S. 316.)
Dass das Aufsehen, das die Busch-
schen Produkte erregten, nicht auf
diesen kleinen Kreis beschränkt blieb,
ist leicht zu begreifen und so waren die
„Fliegenden Blätter" die ersten, die
Einzelnes aus der Kneipzeitung repro-
duzierten. Bei Braun & Schneider er-
schienen auch die herrlichen „Mün-
chener Bilderbogen" und alsdann „Max
und Moritz". Von da ab war das Glück
zXiX^a unseres Freundes gesichert. Es folgte
H«^i~^,w»nlil»J ijy, ./» l'^H i*i'Jjl m\,\\ £ ■{■,l,.!r^M,Uj der „Heilige Antonius", den ursprüng-
j wJLik) r^pj ■ lieh Eduard Hallberger erworben hatte,
Aus dem Karikaturen- Wilhelm busch gcz. aber> nachdem ihm allerlei Bedenken
Buch „jung-Münchens" gekommen waren, nicht zu publi-


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