DOI Artikel:
Habich, Georg: Münchener Frühjahr-Ausstellungen, [2]
DOI Seite / Zitierlink: https://doi.org/10.11588/diglit.12080#0371
-^sö> MÜNCHENER FRÜHJAHR-AUSSTELLUNGEN
einem exquisit fein und locker gemalten Por- grosse Fleckenwirkung gemalt ist die Fluss-
trät eines alten Herrn noch auftrat. Urban be- landschaft von Raoul Frank. In ähnlich
lebte seine italienische Seelandschaft mit einer grosszügiger Manier schildert derselbe Künst-
buntkostümierten Staffage, der vom Rücken 1er ferner die grandiose Oede der Salzflut,
gesehenen Gestalt einer Bäuerin, und bewies indem er ein Motiv von der Nordsee: hoher
damit, dass auch rein-koloristische Probleme Seegang bei schwer verhängtem Himmel, be-
keineswegs ausserhalb des Kreises seines handelt. Einen ausgesprochenen Sinn für
Könnens liegen. In weltabgeschiedenen Ein- pittoreske Kompositionen giebt Eisenhut in
samkeiten sucht M. Kern die poetische Stirn- seinem „Cheffsuren - Dorf Schatil" zu er-
mung, welche seine Landschaften erfüllen. kennen: ein etwas panoramenmässiger Blick
Er schildert die Felseneinöde eines oberita- in ein Felsenthal des Kaukasus mit befestigtem
lienischen Seeufers mit spärlicher Vegetation, Bergnest.
wie sie in heisser Sonne brennt um die Von figürlichen Studien brachte Walter
Stunde, da der grosse Pan schläft, aber mit Thor nachträglich noch einen trefflichen alten
noch grösserer Vorliebe abendlich dämmernde Bauer mit Pfeife im Mund, ein namentlich
Wiesenthäler voll tiefer Farbenharmonien. der feinen und delikaten Behandlung des
Ein Romantiker der Landschaft bleibt auch Kostüms wegen zu rühmendes Stück, ferner
Edm. Steppes, selbst wenn er in der klaren Kresse den Kopf eines frischen Bauern-
kühlen Luft eines Frühlingsvormittags die dirndls in ähnlich kräftiger und dabei duf-
grosslinige Scenerie eines Vorgebirgssees tiger Malweise. Schliesslich seien zwei un-
mit der Alpenkette im Hintergrund umreisst vergleichlich geschmackvoll arrangierte Still-
(s. Abb. a. S. 348). Auf weiche Tonwirkungen leben von Frau Olga Beggrow-Hartmann
dagegen kommt es Ernst Liebermann an, — blaue und herbstlich gerötete Trauben mit
wenn er ein in der Abendsonne liegendes grünen Melonen und halbgeplatzten Granat-
Hochthal mit kleinem See, in dem sich eine äpfeln zusammengestellt — ihrer wundervoll
Kapelle spiegelt, in feiner Buntstiftmanier durchsichtigen Lasurmalerei wegen hervor-
abschildert. Bemerkenswert breit und auf gehoben.
wilhelm lövcith
Die Kunst flu- Alle XVII.
Frühjahr-Ausstellung der Münchener Luitpoldgruppe
345
44
disput
einem exquisit fein und locker gemalten Por- grosse Fleckenwirkung gemalt ist die Fluss-
trät eines alten Herrn noch auftrat. Urban be- landschaft von Raoul Frank. In ähnlich
lebte seine italienische Seelandschaft mit einer grosszügiger Manier schildert derselbe Künst-
buntkostümierten Staffage, der vom Rücken 1er ferner die grandiose Oede der Salzflut,
gesehenen Gestalt einer Bäuerin, und bewies indem er ein Motiv von der Nordsee: hoher
damit, dass auch rein-koloristische Probleme Seegang bei schwer verhängtem Himmel, be-
keineswegs ausserhalb des Kreises seines handelt. Einen ausgesprochenen Sinn für
Könnens liegen. In weltabgeschiedenen Ein- pittoreske Kompositionen giebt Eisenhut in
samkeiten sucht M. Kern die poetische Stirn- seinem „Cheffsuren - Dorf Schatil" zu er-
mung, welche seine Landschaften erfüllen. kennen: ein etwas panoramenmässiger Blick
Er schildert die Felseneinöde eines oberita- in ein Felsenthal des Kaukasus mit befestigtem
lienischen Seeufers mit spärlicher Vegetation, Bergnest.
wie sie in heisser Sonne brennt um die Von figürlichen Studien brachte Walter
Stunde, da der grosse Pan schläft, aber mit Thor nachträglich noch einen trefflichen alten
noch grösserer Vorliebe abendlich dämmernde Bauer mit Pfeife im Mund, ein namentlich
Wiesenthäler voll tiefer Farbenharmonien. der feinen und delikaten Behandlung des
Ein Romantiker der Landschaft bleibt auch Kostüms wegen zu rühmendes Stück, ferner
Edm. Steppes, selbst wenn er in der klaren Kresse den Kopf eines frischen Bauern-
kühlen Luft eines Frühlingsvormittags die dirndls in ähnlich kräftiger und dabei duf-
grosslinige Scenerie eines Vorgebirgssees tiger Malweise. Schliesslich seien zwei un-
mit der Alpenkette im Hintergrund umreisst vergleichlich geschmackvoll arrangierte Still-
(s. Abb. a. S. 348). Auf weiche Tonwirkungen leben von Frau Olga Beggrow-Hartmann
dagegen kommt es Ernst Liebermann an, — blaue und herbstlich gerötete Trauben mit
wenn er ein in der Abendsonne liegendes grünen Melonen und halbgeplatzten Granat-
Hochthal mit kleinem See, in dem sich eine äpfeln zusammengestellt — ihrer wundervoll
Kapelle spiegelt, in feiner Buntstiftmanier durchsichtigen Lasurmalerei wegen hervor-
abschildert. Bemerkenswert breit und auf gehoben.
wilhelm lövcith
Die Kunst flu- Alle XVII.
Frühjahr-Ausstellung der Münchener Luitpoldgruppe
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